Städtebahn Sachsen ist insolvent
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Die Städtebahn Sachsen hat einen Insolvenzantrag gestellt.
© Quelle: Anja Schneider
Dresden. Die Städtebahn Sachsen hat Insolvenz angemeldet. Zum Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Aschaffenburg am Montag den Aschaffenburger Rechtsanwalt Stephan Laubereau bestellt.
Der Schritt ist erwartet worden. Vergangenen Donnerstag stellte die Städtebahn den Bahnbetrieb im Dresdner Umland ein, weil sie sich mit dem Eigentümer ihrer nur geleasten Züge wegen Geldfragen zerstritten hatte. Am Wochenende kündigte der Verkehrsverbund Oberelbe den bis 2024 laufenden Verkehrsvertrag. Damit hatte das Unternehmen weder Züge noch Einkommen.
„Vor dem Hintergrund, dass uns Alpha Trains die Betriebsmittel entzogen hat, musste ich am 26.07.2019 für die Städtebahn Sachsen GmbH den Insolvenzantrag stellen“, teilte Städtebahn-Geschäftsführer Torsten Sewerin schriftlich mit. Laut dem Bahnunternehmen hatte Alpha Trains als Eigentümer der eingesetzten 15 Triebwagen den Leasingvertrag am 17. Juli gekündigt und eine Woche später die Abstellung der Züge gefordert.
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Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet
Weil die Städtebahn daraufhin den Zugverkehr eingestellt hat, nahm der Verkehrsverbund Oberelbe ein Sonderkündigungsrecht wahr. Derzeit ist auf den betroffenen vier Strecken Dresden-Königsbrück (RB 33), Dresden-Kamenz (RB 34), Pirna-Neustadt-Sebnitz (RB 71) und Dresden-Heidenau-Kurort Altenberg (RB 72, RE 19) ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Die Städtebahn hatte als Grund für die Einstellung des Zugverkehrs Schäden an Zügen genannt und dafür die DB Netz AG verantwortlich gemacht. Diese habe die Trassen nicht von Vegetation frei gehalten. Die Bahn wies die Vorwürfe zurück. Wegen der Schäden hatte der Eigentümer der Züge am vergangenen Mittwoch den Mietvertrag gekündigt.
60 betriebsgefährliche Zusammenstöße mit Bäumen
Am Montag nannte Geschäftsführer Sewerin in einer Mitteilung Zahlen. Danach hat es zwischen 2011 und 2018 im Netz der Städtebahn 60 betriebsgefährliche Zusammenstöße mit „Bäumen im Gleis“ gegeben. In 32 dieser Fälle sei es zu Kollisionen mit erheblichen Sachschäden in Höhe von 1,6 Millionen Euro gekommen. „Beim schlimmsten Fall führte die Kollision mit einem Baum zu einer Entgleisung“, teilte die Städtebahn mit.
Unterdessen sucht der VVO ein neues Eisenbahn-Unternehmen für die Wiederaufnahme der Verbindungen. Nach einer Notvergabe solle der Zugverkehr auf den regionalen Strecken um Dresden schnellstmöglich wieder rollen, teilte der Verbund in Dresden am Montag mit. Dazu gab es Gespräche mit dem Verkehrsministerium, der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) und dem Betriebsrat der Städtebahn Sachsen. Dabei sei es unter anderem auch um den Betriebsübergang der Bahnmitarbeiter gegangen.
Von Uwe Hofmann/dpa
DNN