Nicht noch mehr Puffs in der Südvorstadt: So will Dresden neue Bordelle verhindern
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Verführerisch, aber unerwünscht: Die Stadt will verhindern, dass sich an der Zwickauer Straße eine Rotlichtmeile etabliert.
© Quelle: dpa
Dresden. Holpriges Pflaster, Ruinen und mit reichlich Gestrüpp überwucherte Brachen – das nördliche Ende der Zwickauer Straße zählt eindeutig nicht zu Dresdens besten Lagen. Noch vor mehr als 100 Jahren gehörte der Bereich südwestlich vom Hauptbahnhof zu den bedeutenden Industriestandorten. Was der Krieg nicht zerstörte, nutzte später jedoch die DDR-Wirtschaft ab, bevor sich nach dem Mauerfall hier der Begriff der blühenden Landschaften zunächst in Unkraut und inzwischen auch in Prostitution und Glücksspiel manifestierte. Ein Geschäft, das dort so gut gedeiht, dass sich die Stadt jetzt sogar zum Handeln gezwungen sieht.
Diverse Anfragen für Eröffnung weiterer Bordelle
Schon seit einigen Jahren wird im Schatten des steilen Hangs unterhalb der Budapester Straße mit diskreten Dienstleistungen Geld gemacht. Noch in dieser Woche soll nun ein zweiter Puff an der Zwickauer Straße eröffnen. Und: Schon jetzt liegen der Stadtverwaltung diverse Anfragen für die Eröffnung weiterer Bordelle im Gebiet vor. Entsprechend groß ist die Sorge, dass sich das alte Pflaster vollends in eine Bordellmeile verwandelt.
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Das Bordell Night Bunnies an der Zwickauer Straße 1a soll schon in Kürze öffnen. In der Nachbarschaft gibt es bereits einen Puff.
© Quelle: Anja Schneider
Eine drohende Entwicklung, die jedoch dem zaghaften Aufschwung entgegensteht, den die Zwickauer Straße in diesem Bereich gerade erlebt. Denn mit der Ansiedlung eines Technologiezentrums und dem am Mittwoch eröffneten Innovationszentrum für Startups, Forschung und Technologie könnte das Areal endlich wieder an seine Blüte im frühen 20. Jahrhundert anknüpfen. Darüber hinaus befinden sich im Umfeld mit der Arbeitsagentur, der Tafel oder einer Kletterhalle auch einige Einrichtungen, die von Kindern und Jugendlichen besucht werden.
Rechtliche Handhabe fehlt
Gegen die agilen Ansiedlungspläne des Sex- und Spielgewerbes ist bisher allerdings kein Kraut gewachsen. Den Mitarbeitern in der Verwaltung fehlt die rechtliche Handhabe, sie müssen den Anträgen wie im jüngsten Fall zähneknirschend zustimmen. Genau das soll sich aber ändern: Mit einem Bebauungsplan, der das horizontale Gewerbe in dem Gebiet künftig ausschließt. Gelten soll dieser für den kompletten Bereich zwischen der Budapester Straße, Nossener Brücke und den Bahngleisen, mit Ausnahme der beiden Studentenwohnheime an der Budapester. Das Gebiet umfasst immerhin 22 Hektar.
Über den Plan ist bereits im Ältestenrat und im Bauausschuss hinter verschlossenen Türen beraten worden, am Dienstag hat sich der fürs Gebiet mit zuständige Stadtbezirksbeirat Plauen mit der Vorlage befasst. Der votierte bei nur einer Enthaltung für das Ansinnen. Bereits am 6. Juni könnte dann der Stadtrat darüber entscheiden – und dem Rotlichtmilieu hinterm Hauptbahnhof die rote Karte zeigen.
Widerspruch gegen das neue Bordell
Der Plan mit dem B-Plan hat allerdings auch einen Haken. Denn alle Bordelle, die bis zum Inkrafttreten schon eröffnet haben, genießen Bestandsschutz. Deshalb hat die Verwaltung an den Bebauungsplan auch gleich noch eine Veränderungssperre gekoppelt, die die Räte ebenfalls mit durchgewinkt haben und die verhindern soll, dass ab dem Zeitpunkt des Stadtratsbeschlusses bis zum Wirksamwerden der neuen Spielregeln weitere Puffs oder Casinos öffnen können.
Das schon vorhandene Etablissement und der in Kürze neu öffnende Puff lassen sich so aber nicht vertreiben. Allerdings hat unter anderem ein Anwohner Widerspruch gegen das neue Bordell angemeldet. Laut Stadtverwaltung muss sich nun die zuständige Landesdirektion mit dem Fall beschäftigen – und könnte auf diesem Weg dafür sorgen, dass zumindest an dieser Adresse künftig jeder die Hose anbehält.
Von Sebastian Kositz