Sanierungspläne weit vorangeschritten

Neuer Anlauf für Hochhaus am Pirnaischen Platz in Dresden

Derzeit eher marode: Das Hochhaus am Pirnaischen Platz.

Derzeit eher marode: Das Hochhaus am Pirnaischen Platz.

Dresden. Seit Jahren bröckelt der große Plattenbau am Pirnaischen Platz vor sich hin, erhielt vom Volksmund gar den Spitznamen „Assi-Hochhaus“, obwohl die Bewohner am Gesamtzustand eine eher geringe Aktie haben. Zur längst versprochenen Sanierung kam es bislang nicht. Doch die ist nach einem Eigentümerwechsel im Sommer in greifbare Nähe gerückt. Damit beauftragt ist der Berliner Projektentwickler und Bauingenieur Stefan Stift. Sein Unternehmen ist Teil der komplexen Firmengruppe, der das Gebäude nun gehört, und vertritt den Bauherrn auch gegenüber der Stadt. Derzeit lässt er ein Gesamtkonzept für das markante Hochhaus erstellen, die Bauplanungen seien schon weit fortgeschritten.

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Das 1964 bis 1966 errichtete Haus ist marode, weil viele Jahre nichts gemacht wurde. Die Gebäudetechnik, darunter die Elektrik und Beleuchtung, stammt noch aus der Bauzeit. Das ist nicht mehr zu gebrauchen und muss raus. Auch die beiden Fahrstühle, die oft defekt sind, werden ausgetauscht. Vor allem aber werden die Wohnungen und Flure saniert. In zwölf Etagen des 14-Geschossers gibt es jeweils zehn Zweiraum- und fünf Einraumwohnungen mit 42 bzw. 32 Quadratmetern. Die Grundrisse bleiben wahrscheinlich erhalten. „Bei einem Plattenbau haben wir nicht so viel Spielraum, weil er sonst wie ein Kartenhaus zusammenkracht“, erklärt Stift.

So soll das Hochhaus am Pirnaischen Platz ab 2021 aussehen

So soll das Hochhaus am Pirnaischen Platz ab 2021 aussehen.

Auch vor der Fassade macht die Frischzellenkur nicht Halt. „Wir würden die Balkonbrüstungen gern halbdurchsichtig gestalten und wollen die Fenster vergrößern, um den Leuten einen besseren Blick zu verschaffen“, sagt Stift. Etwa in der Mitte des elften Geschosses wurde nach diesen Vorgaben bereits eine Musterwohnung gebaut, bei der die Zementfaserplatten am Balkon durch Plexiglas ersetzt wurden. Nach mehreren Überarbeitungen liegt Stefan Stift seit gestern der sechste Entwurf vor. „Wir hatten mehrere konstruktive Workshops mit vielen Beteiligten. Das hat Spaß gemacht, jeder hat sich eingemischt. Das hat zwar den Baubeginn weit verzögert, aber die Veränderungen sind angenehm“, bilanziert der Projektentwickler. „Wir können es ohnehin nicht jedem recht machen. Die Leute, die sich für den Erhalt der Ostmoderne einsetzen, waren aber angetan. Der Plattenbau gehört zur Geschichte dieser Stadt, die im Zweiten Weltkrieg sehr gelitten hat“, sagt Stift.

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An äußerlichen Veränderungen kommt er aber nicht vorbei. Nach der sächsischen Bauordnung funktioniert das Gebäude aktuell nicht, weil die äußersten Wohnungen weiter als 18 Meter von den Fluchtwegen entfernt sind. Deshalb sind rechts und links zwei Anbauten geplant, in denen je ein weiterer Aufzug fahren wird. Der Brandschutz ist somit das eigentliche Hauptproblem. "Wir haben schon containerweise Brandlasten entsorgt, darunter alte kunststoffbeschichtete Lamellenplatten an den Decken in der ersten Etage. Dort liegen Wasch- und Büroräume, die früher wohl die Stasi nutzte", berichtet Stift. Am 25. Mai 2017 trat der Ernstfall ein, eine Wohnung brannte. "Da schmolzen sogar die Heizungsrohre weg. Die Versicherung des Mieters hat den Schaden reguliert. Voraussichtlich an diesem Freitag setzen wir die Leitungen wieder unter Druck, damit sie pünktlich zur Beginn der Heizperiode wieder funktionieren", verspricht der Projektentwickler.

Für den Dachaufbau hat er besondere Pläne, die nach neuesten Entwürfen dem ursprünglichen, teils nicht mehr vorhandenen Flugdach sehr ähnlich sehen. Einst gab es dort Gemeinschaftsaufenthaltsräume, die neuen Besitzer stellen sich eine Skybar mit grandioser Rundumsicht vor. Der Voreigentümer wollte dort acht Luxus-Penthouse-Appartements errichten, doch Stefan Stift lehnte das ab. „Als ich im Juli 2016 erstmals auf dem Dach stand, fand ich den Blick sensationell. Ich möchte das den Dresdnern zugänglich machen“, verrät er. Auch der Flachbau neben dem Hochhaus soll aufgestockt werden. Was aus dem Lidl-Markt im Erdgeschoss wird, sei noch nicht geklärt. Darauf ist ein Staffelgeschoss geplant, das pergolaähnlich gestaltet werden soll. In ähnlicher Form gab es das schon in der DDR-Zeit, die Fundamente seien noch vorhanden. „Dort wollen wir einen Co-Working-Space einrichten, wo sich junge, kreative Leute Büros und Schreibtische mieten können, um dort zu arbeiten“, sagt Stift.

Von der Komplettsanierung werden natürlich auch jene 40 der insgesamt 188 Wohnungen betroffen sein, die aktuell noch vermietet sind. „Um die Leute herumzubauen, ist nicht einfach. Sie müssen sicher im Gebäude umziehen. Andere ziehen aus, was das Bauen erleichtert“, meint der Projektentwickler. Derzeit laufen Gespräche mit der Stadtverwaltung, die bei der Suche nach Ausweichwohnungen unterstützen wolle. Momentan prüfe die Stadt die eingereichten Entwurfsunterlagen. Statik und Brandschutzkonzept müssten noch integriert werden, dann kann Stift den Bauantrag stellen. Er hofft: „Wenn die etwa dreimonatige Prüfphase vorbei ist, können wir 2018 loslegen. Anfang oder Mitte 2021 sind wir dann fertig.“

Von Stefan Schramm

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