Dr.-Külz-Ring

„Lovemobil“ vor der Altmarkt-Galerie informiert über Prostitution

Lydia arbeitet als Sexarbeiterin in Leipzig.

Lydia arbeitet als Sexarbeiterin in Leipzig.

Dresden. Der kleine, unscheinbare Wohnwagen, der gerade auf dem Dr.-Külz-Ring steht, erregt wenig Aufmerksamkeit. Trotz der roten Herzen an den Außenwänden. Doch vor allem älteren Dresdnern dürfte dieses Gefährt ein Begriff sein – ein sogenanntes Lovemobil. In den 90ern symbolisierten diese Wägen die damalige Prostitutionsszene. Aber auch heutzutage findet man das ein oder andere Exemplar, zumeist abseits der Spuren von Autobahnen.

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Das Lovemobil steht auch am Dienstag am Dr-Külz-Ring

Das Lovemobil steht auch am Dienstag am Dr.-Külz-Ring.

Der Wagen ist am 18. Juni noch auf dem Dr.-Külz-Ring zu finden: im Rahmen einer gemeinsamen Aktion des Gesundheitsamtes, der Aidshilfe und Pro Familia Sachsen. Dort wird neben dem zu besichtigenden Wohnwagen auch mithilfe zahlreicher Informationstafeln über die Gesetzeslage, Gründe von Prostituierten und Freiern sowie die Formen von Sexarbeit informiert. Die Beteiligten möchten anlässlich des Internationalen Hurentages über wenig beleuchtete Aspekte dieses „Tabu-Themas“ aufklären und Fragen beantworten. So wird zum Beispiel auch die Entwicklung der Prostitution in Dresden erklärt. Heute geht man in Dresden von etwa 400 bis 600 Frauen sowie 80 bis 100 Männern aus, die regelmäßig sexuelle Dienstleistungen für Männer und/oder Frauen anbieten.

Wende durch das Prostitutionsgesetz

Mit dem Prostitutionsgesetz von 2002 und dem Prostituiertenschutzgesetz(ProstSchG) von 2017 steckte die Bundesrepublik Deutschland klare Grenzen in Sachen Sexarbeit ab – etablierte aber gleichzeitig neue Freiheiten. Mit dem Gesetz, das am 1.1.2002 in Kraft trat, gilt Prostitution nicht mehr als sittenwidrig, kann also ganz legal ausgeübt werden – seit 2017 aber erst nach einer Anmeldung beim Ordnungsamt. Das bedeutet, dass jede angehende Sexarbeitskraft eine verpflichtende Gesundheitsberatung sowie ein Informations- und Aufklärungsgespräch absolvieren muss.

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Der daraufhin ausgestellten „Hurenpass“ (eine Anmeldebescheinigung) muss während der Arbeitszeiten immer mitgeführt werden, zusätzlich gibt es die Möglichkeit eines Alias-Ausweises. Dieser sei aber nicht wirklich sicher, denn mit dem Lichtbild und dem Personalausweis könne der amtliche Name fast zweifelsfrei festgestellt werden, meint Lydia, eine Sexarbeiterin aus Leipzig. Sie steht auch am Dienstag noch am Stand für Gespräche zur Verfügung.

Diese Gesetze sorgen aber neben dem zusätzlichen Aufwand auch für einige Vorteile, die das Leben der Sexarbeiter deutlich verbessern. Vorher konnte der Lohn nicht eingeklagt werden, sollte der Vermittler die Bezahlung zurückhalten, erklärt Lydia. „Trotzdem hat sich die Vorkasse bei uns etabliert.“

Selbstständig oder im Kollektiv

In der Branche gibt es verschieden ausgestaltete Organisationsformen, sie reichen von typischen Bordellen über Escort/Begleitservice und Wohnungsprostitution bis hin zu gerade beliebter werdenden Internetplattformen. Lydia, die seit 15 Jahren im Geschäft ist, hat sich größtenteils selbstständig gemacht – nur ab und zu arbeitete sie in Bordellen.

Doch es gibt auch gute Gründe, Prozente an einen Vermittler (Bordellbetreiber) abzutreten. Vor allem des Schutzes wegen. Durch das Recht der Kommunen, Prostitution in bestimmten Bereichen ganz zu untersagen (Sperrbezirksverordnungen), hat sich der „Strich“ meist weiter an den Stadtrand verlagert – abseits und nicht gerade ungefährlich. Doch auch die Konkurrenz unter den Sexarbeitern könne schnell eskalieren, betont Lydia. Zusätzlich bedeutet das in der Regel mehr Freier, da der Vermittler entsprechende Kontakte hat und sich um alles kümmert. „Deshalb ist diese Variante vor allem für Menschen attraktiv, die die Landessprache nicht oder nicht gut genug beherrschen.“

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Lydia selbst hat die tief eingebrannten Klischees des Millieus, Ausbeutung und Gewalt, in ihrer Zeit als Sexarbeiterin nicht erleben müssen. Ob illegale Prostitution mit Ausbeutung (Zuhälterei) überwiegt, oder mittlerweile hauptsächlich legale Unternehmen die Branche besetzen, weiß Lydia nicht. Doch sie geht davon aus, dass die meisten sich diese Arbeit ausgesucht haben. „Ich denke, die meisten der Kollegen werden nicht ausgebeutet“. Und obwohl das sicherlich nicht für alle Prostituierten gilt, scheint es mit der Branche doch bergauf gegangen zu sein.

Von Robin Thieme

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