Kinder und Corona: „Wir merken, dass viel nachzuholen ist“
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Seit Oktober ist Mareile Flatt-Baier neue Vorstandsvorsitzende des Dresdner Vereins Aufwind.
© Quelle: Dietrich Flechtner
Dresden.Spielplatzverbot, monatelanges Homeschooling, Freunde, die fehlten: Kinder haben unter der Coronapandemie besonders gelitten. Das weiß auch Mareile Flatt-Baier vom Dresdner Verein „Aufwind“, der seit dem Jahr 2000 Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien unterstützt. „Wir merken, dass viel nachzuholen ist“, sagt die Vorstandsvorsitzende.
Ein Schwerpunkt von „Aufwind“ ist die Förderung von Nachhilfe, vor allem für Kinder mit Lese-Rechtschreib- und Rechenschwäche. Besonders hier steige der Bedarf, berichtet Mareile Flatt-Baier. „Corona ist noch nicht vorbei und in Zukunft wird es auch aufgrund der Inflation mehr Eltern geben, die die sehr kostenintensiven Therapien nicht bezahlen können“.
Hilfe gegen die Rechenschwäche
Flatt-Baier erzählt von Laura Schmitt*, einem Mädchen aus der Intensivwohngruppe des Kinderlandes Dresden, das Kindern ein Zuhause gibt, die nicht mehr bei ihren Eltern leben können. Laura war im letzen Oberschuljahr und kämpfte mit dem Fach Mathe. „Aufwind“ habe ihr sieben Monate Förderung finanziert, wodurch sie es von der drohenden Fünf im Zeugnis zu einem guten Schulabschluss geschafft habe. Heute macht Laura eine Pflegeausbildung im Diakonissenkrankenhaus.
Sowohl die Anträge auf Unterstützung als auch die Ausgaben hätten bei „Aufwind“ im zweiten Coronajahr um 25 Prozent zugenommen, berichtet Flatt-Baier. Der befürchtete Spendeneinbruch sei glücklicherweise ausgeblieben. „Die Einnahmen waren unvermutet hoch und wir konnten sie dieses Jahr auch gut gebrauchen, weil die soziale Not groß ist.“
Technische Unterstützung beim Homeschooling
Eine der größten Herausforderungen in der Pandemie waren die Schulschließungen und das damit verbundene Homeschooling – vor allem für Kinder in schwierigen Familiensituationen. Deshalb startete „Aufwind“ im zweiten Lockdown ein PC-Projekt. Der Verein schaffte für rund 12 000 Euro 30 Geräte an und verteilte sie an Jugendliche. Viele von ihnen leben in Wohngruppen außerhalb des Elternhauses.
Neben Bildung fördert „Aufwind“ auch spezielle Therapieformen wie Reittherapie. Auch hier sei der Bedarf 2021 deutlich gestiegen. Vor allem Mädchen helfe der Umgang mit den Tieren. Damit fühlten sie sich selbstsicherer und seien offener in der Kommunikation. Rund 10 000 Euro habe „Aufwind“ 2021 ausgegeben, um Kindern die Therapie zu ermöglichen, erklärt Mareile Flatt-Baier.
DNN-Aktion „Dresdner helfen Dresdnern“
Wer Dresdnern in schwierigen Situationen helfen möchte, kann sich noch bis Weihnachten an der Spendenaktion „Dresdner helfen Dresdnern“ beteiligen. Das gespendete Geld geht an den Verein Aufwind, der benachteiligte Kinder unterstützt, die Dresdner Kinderhilfe und die Diakonie Stadtmission. Das Formular zur Überweisung und Informationen zur Namensnennung oder anonymen Spende sowie Hinweise zum Datenschutz gibt es im Internet unter dnn.de/dresdnerhelfen. Die DNN bedanken sich bei allen Spendern.
„Wir dürfen diese Kinder nicht verlieren“
Seit diesem Monat ist die Steuerberaterin Vorstandsvorsitzende von Aufwind. Davor war sie Schatzmeisterin des Vereins. Welche Akzente sie bei ihrer neuen Arbeit setzen will? „Ich möchte den Kontakt zu den sozialen Trägern und dem Jugendamt intensivieren, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wo die Nöte der Kinder und Jugendlichen liegen.“ So könne der Verein seine Unterstützung zielgerichteter einsetzen und auch eigene Projekte initiieren.„Wir dürfen diese Kinder nicht verlieren, unsere Gesellschaft braucht jedes von ihnen“, sagt Mareile Flatt-Baier. „Deshalb wollen wir auch 2022 dort helfen können, wo es besonders nötig ist.
*Name redaktionell geändert
Von Laura Catoni