Intersexuelle Lili Elbe wird Kinostar und erhält wieder Grabstein in Dresden
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Der Grabstein wurde in den 60ern eingeebnet und soll nun wieder errichtet werden.
© Quelle: Repro: Buch „Man into woman“
Dresden. „Ein Hauch von Hollywood liegt in der Luft“, schmunzelt Beatrice Teichmann vom Dresdner Trinitatisfriedhof und berichtet stolz von ihrem Telefonat mit Filmautor David Ebershoff. Auf einem Buch von Ebershoff beruht das Drehbuch zum Film „The Danish Girl“, der am Donnerstag in den deutschen Kinos startet. Mittelpunkt des Streifens ist die Intersexuelle Lili Elbe. Sie starb 1931 in Dresden und wurde auf dem Trinitatisfriedhof beigesetzt, ihr Grab wurde in den 60er Jahren jedoch eingeebnet. Das soll nun rückgängig gemacht werden. Die amerikanische Filmproduktionsfirma Focus Features sponsert den, dem Original nachempfundenen Grabstein, im Wert von rund 4000 Euro. Der Bildhauer Elmar Vogel wird ihn aus schwarz-schwedischem Granit fertigen. Dieser soll im Frühjahr eingeweiht werden, erzählt Beatrice Teichmann.
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Bereits von vier Jahren besuchten Locationscouts des Filmteams Dresden und auch den Friedhof, erinnert sie sich. Gedreht wurde aber letztendlich nicht in Dresden. Nach Informationen von Uniklinik-Sprecher Holger Ostermeyer, der das Filmteam ebenfalls auf der Suche nach Drehorten zu Besuch hatte, gab es damals Finanzierungsprobleme. Ein neues Konzept und neue Darsteller mussten gefunden werden. Laut einem Zeit-Artikel von 2012 waren zunächst Nicole Kidman und Rachel Weisz für die Hauptrollen und Dresden als Drehort vorgesehen. Die Hauptrolle übernahm schließlich Eddie Redmayne, der für eine Rolle als Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ im Jahr 2015 den Oscar erhielt.
Das Leben von Lili Elbe ist ebenso spannend wie am Ende tragisch. Sie gilt als einer der ersten bekannten intersexuellen Menschen, die sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen. Lili Elbe wurde als Mann mit dem Namen Einar Mogens Wegener 1882 in Dänemark geboren, fühlte sich jedoch seit jeher als Frau. Als Studentin lernte sie an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen Gerda Gottlieb kennen. Das Paar heiratete 1904. 1912 zogen sie nach Paris, um ihre Kunst und ihre sexuelle Orientierung und die Intersexualität Lilis freier ausleben zu können, heißt es in den Geschichtsbüchern. Um 1930 entschied sich Elbe zu einer Operation. Die dänische Malerin wurde vermutlich einmal in Berlin und zweimal an der Dresdner Frauenklinik operiert.
„Zunächst wurden im März 1930 in Dresden Eierstöcke transplantiert, danach im Mai vermutlich eine Penektomie (Penisamputation) vorgenommen. Am 17. Juni 1931 erfolgte vermutlich eine Scheidenplastik nach Schubert. Eine Uterustransplantation wird von der modernen Forschung weitgehend ausgeschlossen“, berichtet Dr. Marina Lienert, Wissenschaftlerin am Institut für Geschichte der Medizin der TU Dresden.
Lili Elbe erholte sich nicht von der letzten Operation. In der Sterbeurkunde ist keine Todesursache verzeichnet, so Lienert. Die Patientenakte existiert nicht mehr, die Wissenschaftlerin vermutet, dass sie beim Bombenangriff am 13. Februar 1945 verbrannt ist.
Sie verweist jedoch auf die dänische Ausgabe ihres Lebensberichtes „Frau Mand til Kvinde“ von 1931. Dort ist zu lesen: „Die Akte in der Frauenklinik zeigt, dass es nicht die Operation war, an der sie gestorben ist, sondern ein altes Nierenleiden, an dem Andreas viele Jahre gelitten hatte und welches nun erneut entflammt war. Die unmittelbare Todesursache war eine Herzlähmung.“ Letztlich könne nicht eindeutig geklärt werden, ob Lili Elbe an den Folgen der Operation gestorben ist.
Julia Vollmer
DNN