In einem gutbürgerlichen Haus an der Grenze zwischen Johannstadt und Blasewitz leben sie in trauter Zweisamkeit unter dem Dach: August der Starke und Gräfin Cosel – alias Karolina Borowski und Stephan Reher. Es ist ein Leben im Heute, das das Gestern umarmt.
Dresden. Es war vielleicht die größte Liebesgeschichte des Absolutismus: Die anmutige Gräfin Cosel (1680 – 1765) und August der Starke. Mehr als zehn Jahre war sie von 1704 an seine offizielle Mätresse, ehe sie wegen zu großer Machtgelüste in Ungnade fiel.
„Ich habe dringend einen August gebraucht“, erzählt gut 300 Jahre später Karolina Borowski in ihrer Dresdner Dachwohnung, und wer jetzt eine brachialpoetische Annonce auf einem einschlägigen Singleportal vor Augen hat, muss den dazu passenden Plot im Kopf schnell wieder löschen. Denn die Stadtführerin suchte vor vier Jahren schlicht deshalb nach dem sächsischen Kurfürsten, weil ihre Kundschaft nach kostümierten Städtetouren schrie. So kam sie auf Stephan Reher.