Deutscher Integrationspreis

Fünf Frauen als Investition in die Zukunft

Silke Hohmut in der Pose des „Fearless Girl“ in New York: Sie ruft Frauen dazu auf, die Gesellschaft mit Selbstbewusstsein nachhaltiger zu gestalten.

Silke Hohmut in der Pose des „Fearless Girl“ in New York: Sie ruft Frauen dazu auf, die Gesellschaft mit Selbstbewusstsein nachhaltiger zu gestalten.

Dresden. Wenn Silke Hohmuth über das Projekt „Fearless Girls“ spricht, fällt schnell auf, dass die Dresdnerin mehrere Jahre für zahlreiche große und kleine Banken in Deutschland gearbeitet hat. Immer wieder schleichen sich Begriffe aus der Finanzwelt in ihren Sprachgebrauch ein. Dabei hat die 45-Jährige mittlerweile eine Kehrtwende in ihrem Wirtschaftsdenken hinter sich: „Weniger Zins und mehr Sinn“, lautet eine ihrer jetzigen Forderungen nach einem grundsätzlichen Umdenken in Wirtschaft und beim Umgang mit Geld. „Wie können wir wirklich nachhaltig investieren?“, fragt sich die ehemalige Bankerin.

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Einen ersten Schritt zur Verwirklichung ihrer Vision von einer gemeinwohlorientierten Wirtschaft möchte sie mit dem Projekt „Fearless Girls“ machen. Der Projektname („angstlose Mädchen“) ist an die Statue eines Mädchens an der New Yorker Börse angelehnt, die dem berühmten Börsen-Bullen aus Bronze mit Armen in die Hüften gestemmt selbstbewusst in die Augen schaut. Die Statue symbolisiert für Silke Hohmuth ihr Vorhaben, Stipendien an mutige Frauen zu vergeben, die sich neben ihrem eigentlichen Job für gemeinnützige, nachhaltige und soziale Veränderungen in der Gesellschaft einsetzen. „Mutiges Umdenken und neues Wirtschaften möchte ich fördern und unterstützen. Innovative Ideen kommen oft nicht auf die Straße, weil sie noch nicht wirtschaftlich genug sind oder weil man aktuell nicht genug Geld in der Hinterhand hat“, erklärt die zweifache Mutter.

Die ersten fünf Stipendiatinnen im Falle einer gelungenen Crowdfunding-Kampagne stehen bereits fest. Eine der fünf Frauen ist Stephanie Oppitz: Die Dresdnerin stellt in ihrer Manufaktur umweltfreundliche Stoffwindeln als Alternative zu marktüblichen Wegwerfwindeln her. Stipendiatinnen wie Stephanie Oppitz erhalten maximal eintausend Euro pro Monat für ein Jahr als Basisfinanzierung, um ihre Tätigkeiten noch freier ausüben zu können. „Wenn ich diesen Frauen bei dem was sie tun, helfe, ist das für mich die größte Rendite in die Zukunft“, sagt Silke Hohmuth.

Das „Fearless Girl“ an der New Yorker Börse steht symbolisch für die Vision der ehemaligen Bankerin

Das „Fearless Girl“ an der New Yorker Börse steht symbolisch für die Vision der ehemaligen Bankerin.

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Kritik am Frauenanteil in der Wirtschaft

Die Entscheidung, ausschließlich Frauen finanziell zu fördern, begründet die Ex-Bankerin wie folgt: „’Fearless Girls’ ist eine Haltung und hat nichts mit männlich oder weiblich zu tun. Ein Blick auf die Fakten aber reicht, um zu erkennen, wie wenig Frauen in der Wirtschaftsförderung, bei Wirtschaftspreisen oder Wirtschaftsbuchpreisen berücksichtigt werden.“

Während ihrer Zeit als Bankerin erlebte sie am eigenen Leib, wie gewinnorientiert und kurzsichtig das aktuelle Wirtschaftssystem ihrer Ansicht nach funktioniert. Für ein Umdenken steckt sie viele Hoffnungen in junge Menschen und kommende Generationen. Sie bemängelt, dass diese jedoch oftmals kein Gehör finden oder nicht ernst genommen werden: „Auf Konferenzen für Nachhaltigkeit sitzen eigentlich nur alte Leute. Aber die jungen Generationen, die es eigentlich angeht, sind oft ausgeschlossen“, ärgert sich die Dresdnerin. Als sie vergangenes Jahres beim „Frankfurter Sustainable Finance Gipfel“ als Rednerin angefragt wurde, bestand sie darauf, die Bühne mit ihrem nicht geladenen 19-jährigen Sohn zu teilen.

Spender für Crowdfunding-Kampagne gesucht

Für die Teilnahme am Crowdfunding-Contest des Deutschen Integrationspreises der Hertie-Stiftung sucht das Projekt noch Spender, die den „Fearless Girls“ bei der Umsetzung ihrer Ideen bis zum 5. Juni unter die Arme greifen. Unter den 44 Projekten ist das Projekt um Silke Hohmuth der einzige Bewerberbeitrag aus Sachsen. „Und das, obwohl wir Sachsen die Nachhaltigkeit erfunden haben“, verweist Silke Hohmuth auf den Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz, der im 17. Jahrhundert erstmals eine nachhaltig Forstwirtschaft zur Erhaltung der Wälder etablierte.

Unter www.fearlessgirls.eu können Interessierte das Projekt ab einem Mindestspendenbeitrag von fünf Euro im Wettbewerb um den mit 20.000 Euro dotierten Preis unterstützen.

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Von Aaron Wörz

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