Verkehrspolizei

Ferienzeit: Lenkzeiten im Fokus – Dresdner Polizei kontrolliert Reisebusse

Mit Händen, Englischvokabeln und Blicken versucht Polizeihauptkommissarin Jeanette Weu dem Busfahrer klar zu machen, dass mit seinen Lenkzeiten etwas nicht stimmt.

Mit Händen, Englischvokabeln und Blicken versucht Polizeihauptkommissarin Jeanette Weu dem Busfahrer klar zu machen, dass mit seinen Lenkzeiten etwas nicht stimmt.

Dresden. Jeanett Weu legt die Stirn in die Falten. Die Polizeihauptkommissarin ist mit vier Kollegen auf dem Busparkplatz am Terrassenufer unter der Carolabrücke stationiert, um dort Reisebusse zu kontrollieren. Für Weu ist das Alltag, denn sie gehört zur Lkw-Kontrollgruppe der Dresdner Verkehrspolizei. Aber das Problem, das sich am Mittwochvormittag vor ihr aufbaut, lässt sie tief durchatmen.

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Polizisten schauen genau hin

In dieser Woche nimmt die Lkw-Kontrollgruppe, die sonst auf der Autobahn Laster überprüft, in Dresden Reisebusse unter die Lupe. Die meisten Gefährte haben allenfalls kleinere technische Probleme. Bei den Lenkzeiten sehen die Polizisten aber ganz genau hin.

Mancher Fahrer findet das kleinlich, nötig ist es aber. Ist es doch gerade fünf Jahre her, dass elf Menschen auf der Autobahn 4 in Dresden starben, weil ein polnischer Reisebusfahrer übermüdet war. 4:30 Stunden Lenkzeit und dann eine Pause – das will die Verkehrspolizei durchsetzen, um ähnliche Unfälle zu verhindern.

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Technisch ist der Bus einwandfrei. Das ergibt die Kontrolle durch Gunter Rodig. Hier prüft er die Radbolzen mit einem Hämmerchen. Sitzen sie locker, gibt es einen dumpfen Klang.

Technisch ist der Bus einwandfrei. Das ergibt die Kontrolle durch Gunter Rodig. Hier prüft er die Radbolzen mit einem Hämmerchen. Sitzen sie locker, gibt es einen dumpfen Klang.

Und deswegen runzelt Polizeihauptkommissarin Weu jetzt ihre Stirn. Vor ihr sitzt ein spanischer Busfahrer, der gar keine Ruhezeiten nachweisen kann. Schuld ist entweder ein Bedienfehler oder das systematische Umgehen der Überwachung durch den Fahrtenschreiber – das versuchen Weu und ihr Kollege Gunter Rodig herauszufinden. Da der Busfahrer kein Deutsch und die Polizisten kein Spanisch sprechen, wird in gebrochenem Englisch verhandelt – internationale Verkehrssprache der Logistikbranche.

Datensalat von vier Wochen wird ausgewertet

Und das zieht sich. Während zu Beginn der Kontrollen kein Bus auf dem Parkplatz steht, trudeln sie jetzt nach und nach ein: Vor allem spanische und holländische Busse, auch deutsche. Sie entlassen ihre meist betagten Passagiere, die anschließend lange Schlangen an der Toilette bilden. Die Busfahrer verzweifeln währenddessen am Parkautomaten, der tatsächlich nur Münzgeld annimmt. Servicewüste Dresden.

Im Polizeiauto geben sich Weu und Rodig dagegen alle Mühe. Sie haben vier Wochen Fahrtenschreiberdaten ausgelesen und den Busfahrer befragt. Jetzt hat Polizeihauptmeister Rodig ihn neben sich auf die Bank gezwängt. Gemeinsam sehen sie ein Video, wie man den Fahrtenschreiber richtig bedient. Wenn man seine Karte nach Ende der Fahrt gezogen hat, muss man vor jeder Fahrt angeben, was man in der Zwischenzeit gemacht hat – gearbeitet oder geruht. Dem Busfahrer geht nun ein Licht auf, was er falsch gemacht hat. In Spanien bräuchte er das nicht, sagt er. „Sie sind aber hier in Deutschland, da gelten EU-Rechte“, kontert Rodig. Vielleicht war es wirklich nur ein Bedienfehler.

Fahrtenschreiber werden mitunter auch mal geröntgt

So ganz trauen die Polizisten dem Braten nicht. Der Fahrtenschreiber wird ausgebaut und auf mögliche Manipulationen untersucht. Finden die Polizisten Ansätze dafür, wird so ein Gerät auch mal zum Röntgen ins Krankenhaus gefahren, um es zu untersuchen. In diesem Fall gibt es jedoch keine Hinweise.

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Es bleibt die mögliche Lenkzeitüberschreitung. 1300 Euro muss der Busfahrer als Sicherheit hinterlegen, um am gleichen Tag noch wie geplant nach Prag weiterfahren zu können. Das ist vergleichsweise moderat, eine viel höhere Summe wäre möglich gewesen. Die genaue Strafe für ihn und das Reiseunternehmen, das noch einmal deutlich mehr bezahlen muss, berechnet nach Ende der Ermittlungen das Bundesamt für Güterverkehr. Per Polizei-Shuttle geht es zum nächsten Bankautomaten, eineinhalb Stunden nach Beginn der Kontrolle. „Wenn wir nichts finden, dauert eine Kontrolle eine halbe Stunde. Wenn wir etwas finden, sind bis zu zwei Stunden üblich“, sagt Rodig. Dann müssen er und seine Kollegin Weu wieder ihre Stirn runzeln.

Reisebuskontrollen – Die Bilanz

Am Mittwoch haben die Beamten der Dresddner Lkw-Kontrollgruppe sechs Busse unter die Lupe genommen.

Sie stellten bei vier Bussen oder deren Fahrern insgesamt sieben Verstöße fest. Vier Mal hatten Fahrer gegen das Fahrpersonalgesetz verstoßen. Je einen Verstoß gab es gegen die Abgabenordnung, das Personenbeförderungsgesetz sowie gegen die Straßenverkehrsordnung.

Wie beschriebenen musste ein Fahrer 1300 Euro Sicherheitsleistung bezahlen, um weiterfahren zu können. In einem anderen betrug die Summe 340 Euro.

Von Uwe Hofmann

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