Eventwerk Dresden: Von der Party-Location zur Flüchtlingsunterkunft
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FBRHIBSDG56PMPNC2RHTH4G2VE.jpg)
Das Eventwerk Dresden soll die nächsten zwei Jahre als Füchtlingsunterkunft dienen.
© Quelle: Dietrich Flechtner
Dresden. Wo bisher namhafte Musiker wie Fritz Kalkbrenner, Paul van Dyk oder Die Toten Hosen vor bis zu 2500 Menschen spielten, leben jetzt Asylbewerber. Das Eventwerk Dresden auf der Hermann-Mende-Straße im Industriegelände soll die nächsten beiden Jahre als Flüchtlingsunterkunft dienen. Die frühere Konzerthalle ist als Ersatz für die Messehalle 4 gedacht, in der aktuell bis zu 550 Asylbewerber untergebracht sind. „Als wir die Messe vorübergehend zur Unterbringung Geflüchteter gemietet haben, geschah dies in der Absicht, bis spätestens Anfang 2023 geeignete Alternativen zu finden. Dieses Ziel haben wir mit dem Eventwerk erreicht“, so Fachbürgermeister Stephan Kühn (Bündnis 90/Die Grünen).
Platz für bis zu 314 Menschen bis März 2023
Das Eventwerk Dresden soll zunächst 178 männlichen Flüchtlingen als Unterkunft dienen, die bisher in der Messe untergebracht waren. Bis spätestens März 2023 sollen auf den insgesamt 7300 Quadratmetern bis zu 314 Menschen wohnen können. Florian Zweig, Eigentümer und Vermieter des Objektes, sagte, die Unterbringung von Flüchtlingen sei ihm eine „Herzenssache“. Integration könne hier in einem guten Umfeld stattfinden.
Sprachkurse und soziale Angebote
Mit der sozialen Betreuung und dem Betrieb der Einrichtung hat Zweig die European Homecare GmbH beauftragt, die bereits Erfahrung auf diesem Gebiet hat. So hat das Unternehmen beispielsweise verschiedene Unterbringungskonzepte zur Konfliktvorbeugung angewendet. Asylbewerber verschiedener Glaubensrichtungen werden nicht in einem Raum untergebracht. Neben Sprachkursen, sozialen Angeboten und Freizeitaktivitäten wird im Eventwerk außerdem ein „Sozialbüro“ eingerichtet. Diese Einrichtung soll den Bewohnern als zentrale Anlaufstelle für Unterstützung jeglicher Art dienen, vor allem im Umgang mit Behörden und beim Ausfüllen von Anträgen.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/OSY3LG6VSAMHXFU362EBY7HYXE.jpg)
89 Raumeinheiten für jeweils zwei Personen sind im Eventwerk aufgebaut.
© Quelle: Dietrich Flechtner
Sechs Quadratmeter pro Bewohner
In der großen Haupthalle des Gebäudes sind aktuell 89 Raumeinheiten aufgebaut, ausgestattet mit je zwei Betten, Bettzeug und verschließbaren Schränken. Jedes Zimmer bietet somit Platz für zwei Bewohner auf insgesamt zwölf Quadratmetern, also sechs Quadratmeter pro Person. Ein Gemeinschaftsraum mit Sitzgelegenheiten und Tischtennisplatte ist ebenfalls vorhanden, die Duschen und der Speisesaal hingegen sind außerhalb der eigentlichen Unterkunft in Containern eingerichtet. Das Durchschnittsalter der künftigen Bewohner des Eventwerkes beträgt 27 Jahre, wobei alle Altersgruppen bis 61 Jahre vertreten sind. Die Menschen stammen aus Syrien, Venezuela, Indien und vielen anderen Ländern des globalen Südens.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/L3NL6ONN6LARPIYPDYEC2O5SL4.jpg)
In Zimmern wie diesem sollen ab März 2023 bis zu 314 Asylbewerber leben.
© Quelle: Dietrich Flechtner
„Herausfordernde Situation, die nur gemeinsam zu schaffen ist“
Der Flüchtlingsstrom stieg im November und Dezember an. „Im Moment hat es Sachsen mit 400 bis 500 Neuankömmlingen pro Kalenderwoche zu tun“, sagt Christian Knappe, Abteilungsleiter Wohnungsfürsorge im Sozialamt. Auch im kommenden Jahr rechne man mit „erhöhtem Zuwanderungsvorkommen“. Gerade wenn sich die Situation in der Ukraine weiter zuspitzen sollte, könnten die Zahlen wieder stärker steigen. Auch der Leiter des Amtes für Hochbau und Immobilienverwaltung, Kristian Meier-Hedrich, spricht von einer „herausfordernden Situation“, die nur „gemeinsam zu schaffen ist“. Deshalb rief er Dresdner Hotels auf, sich mehr an der Unterbringung von Asylbewerbern zu beteiligen.
8,3 Millionen Euro für Unterbringung Asylsuchender 2022
Die Unterbringungskosten für Geflüchtete werden vom Freistaat und den jeweiligen Kommunen gemeinsam getragen. Laut internen Unterlagen der Stadtverwaltung zahlte Dresden für die Unterbringung von Asylbewerbern in Sammelunterkünften im Jahr 2022 etwa 8,3 Millionen Euro Mietkosten. Die Anmietung der Messe vom 7. November bis 31. Dezember mache mit 2,7 Millionen Euro einen Großteil davon aus. Über die Miet- und Betriebskosten für das Eventwerk machte die Stadtverwaltung keine Angaben.
Bis zum Jahresende sollen keine weiteren Flüchtlinge in Dresden untergebracht werden.
Die aktuelle Strategie der Stadtverwaltung sieht vor, möglichst viele Menschen dezentral in Wohnungen unterzubringen, was jedoch nicht immer möglich ist. Deshalb muss die Stadt häufig auch auf Großunterkünfte oder Hotels zurückgreifen, die aber nur als Interimslösungen gedacht sind. Bis Ende diesen Jahres wird der Freistaat Sachsen der Landeshauptstadt jedoch erst einmal „keine weiteren Personen im Kontext Flucht und Asyl zuweisen“, wie die Stadtverwaltung am Mittwoch erklärte.
Hier geht’s zur DNN-App
Laden Sie die App „DNN - Nachrichten und Podcast“ hier kostenlos herunter:
Von Nikolaus Neidhardt