Warum sind die Leute so von der Rolle? Wer in diesen Tagen Klopapier braucht – und der terminus technicus „brauchen“ meint hier explizit nicht einen diffusen Drang, den Hygieneartikel aus falsch verstandener Vorsorge bis unters Dach der eigenen vier Wände zu stapeln – guckt buchstäblich in die Röhre. Ein Erfahrungsbericht von Kaddi Cutz.
Dresden. Am Mittwochabend hat nach einer mehrwöchigen Umbaupause der Rewe-Markt an der Königsbrücker Straße wieder seine Pforten geöffnet. Um 18 Uhr begann der Einlass in etwas, das man durchaus als eine Art Wunderland bezeichnen könnte, denn neben zahlreichen Neuerungen wie Selbstbedienungskassen und Salatbar gab es, zumindest zu diesem Zeitpunkt, vor allem eines: volle Regale. Mit allem. Das dürfte neben einem flotten Eröffnungsrabatt von zehn Prozent auch der Grund dafür sein, dass sich bereits bei meiner wohlgewählten Ankunft um 17.53 Uhr ein Pulk von etwa 40 Menschen (Anteil anwesender Hamster nach vorsichtigen Schätzungen vermutlich deutlich über zehn Prozent) dicht vor dem Eingang drängt.
Sicherheitsabstand? Nicht so wichtig für die meisten, die ihren Platz in der stetig wachsenden Menge vehement zu verteidigen suchen. Aus sicherer Entfernung registriere ich mit heruntergeklapptem Kiefer, dass sich auch die Balkone in der unmittelbaren Umgebung mit Menschen füllen. Von dort hagelt es hämische Kommentare, als sich die Türen des Marktes öffnen, erfüllen Applaus und Gejohle aus Balkonien die ohnehin schon absurde Szenerie. Nachdem der Kauftrupp den Laden gestürmt hat, schleiche auch ich mich in das Geschäft. Geduckt. Und mit einem mir fremden Gefühl von Anspannung und Unbehagen.