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Landesärztekammer

Ein Vorreiter im Kinderschutz: Sachsen entwickelt App für Ärzte

Der Schutz der Kinder vor Gewalt und Missbrauch ist seit vielen Jahren ein zentrales Anliegen der Sächsischen Landesärztekammer.

Der Schutz der Kinder vor Gewalt und Missbrauch ist seit vielen Jahren ein zentrales Anliegen der Sächsischen Landesärztekammer.

Dresden. Ärzte und Therapeuten sollen in Zukunft besser erkennen können, ob sie mit Fällen von Kindesmisshandlung konfrontiert sind. Auch die korrekte Vorgehensweise bei einem Verdacht wird erleichtert. Die Sächsische Landesärztekammer und die Techniker Krankenkasse haben mithilfe des Dresdner Startup-Unternehmens „leicht+luftig“ eine deutschlandweit einmalige Kinderschutz-App „Hans&Gretel“ entwickeln lassen. Angelehnt an das bekannte Grimmsche Märchen, in dem Kinder Gewalt erfahren, setzt sich die App für eine frühzeitige Erkennung einer Kindeswohlgefährdung ein und ist die digitale Weiterentwicklung des 2006 erschienenen Leitfadens „Gewalt gegen Kinder“.

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Wie notwendig dieser Schritt gewesen ist, zeigt nicht nur die Kriminalstatistik von 2017, laut der über 4000 Fälle von Kindesmisshandlung erfasst worden sind, sondern auch das Ergebnis einer Umfrage unter allen sächsischen Ärzten. Die meisten von ihnen gaben 2016 an, den Leitfaden nicht anzuwenden oder zu kennen. Auch die Papierversion wurde als wenig anwenderfreundlich beurteilt.

„Die Nutzung digitaler Technologien für eine noch bessere Prävention ist für mich (…) ein logischer Schritt, um Ärzte in ihrer Arbeit noch besser zu unterstützen.“, betont Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer. Herkömmliche Materialien werden somit abgelöst und durch eine App ersetzt, die Ärzten und Therapeuten eine Bandbreite an möglichen Vorgehensweisen liefert. Sie bietet eine erhöhte Sensibilisierung, eine verbesserte Diagnose, weiterführende Maßnahmen und fördert zudem den Austausch zwischen den Ärzten.

Neben rechtlichen Grundlagen, den passenden Melde- und Beratungsstellen und allen Formularen zur Meldung und Dokumentation leistet die App aber vor allem eines: Sie legt für die Ärzte und Therapeuten eine Spur aus Kieselsteinen aus, ganz im Sinne von Hänsel und Gretel. Dieser klare Vorgehenspfad bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung dient als Wegweiser und Informationsspender.

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„Die Nutzung von mobilen Endgeräten ist im ärztlichen Alltag angekommen. Wir greifen diesen Trend mit der App für dieses wichtige Thema auf.“, so Prof. Dr. med. Guido Fitze, Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und Mitglied des Projektteams. In der Realität haben Ärzte und Therapeuten, die Kinder behandeln, bisher unter großem Druck in kurzer Zeit eine sichere Entscheidung bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung treffen müssen, während die Wartezimmer aus allen Nähten platzten. Die Frage, wie man hierbei überhaupt klare Entscheidungen treffen kann, ist eine Frage, der die Sächsische Landesärztekammer und die Techniker Krankenkasse bei der Entwicklung der App nachgegangen sind. Auch ein frühzeitiges Intervenieren bei Verdachtsfällen ist ein entscheidender Aspekt gewesen.

Die Kinderschutz-App können im Moment nur Ärzte und Therapeuten, die in Sachsen praktizieren, nutzen. Somit ist Sachsen ein bundesweiter Vorreiter im Bereich der digitalen Entwicklung eines Anwendungsprogramms zum Wohle der Kinder. Zukünftig soll die App aber nicht nur im Bereich „Kinder“ angewendet werden, sondern Ende 2019 um die Bereiche „Häusliche Gewalt“ und Mitte 2020 „Gewalt in der Pflege“ erweitert werden.

Von lp

DNN

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