Ein Verein will den Wolfshügelturm in der Heide wieder aufbauen
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Die Überreste des Wolfshügelturms in der Dresdner Heide. Im Innern liegen noch immer Bruchstücke nach der Sprengung.
© Quelle: Bernd Hempelmann
Dresden. 1945 war es aus mit der Aussicht. Am 7. Mai sprengte die Wehrmacht den Wolfshügelturm in der Dresdner Heide. Er galt als strategisch wichtig und sollte der heranrückenden russischen Armee nicht als Beobachtungspunkt in die Hände fallen. Seitdem gibt es nur noch ein Ruinenfundament und Trümmer der Sprengung auf dem Wolfshügel.
Doch das könnte sich ändern. Im September hat sich eine Initiative gebildet, die den Wolfshügelturm wieder errichten will. Am 6. November gibt es dazu eine erste Mitgliederversammlung, zu der auch Interessierte eingeladen sind und bei der der Verein „Wiederaufbau Wolfhügelturm“ offiziell gegründet werden soll. Auf den Weg gebracht hat die Initiative die SPD-Stadträtin Kristin Sturm.
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SPD-Stadträtin Kristin Sturm
© Quelle: PR
„Unser Ziel ist es, den Wolfhügelturm historisch getreu wiederaufzubauen“, sagt die Initiatorin. Das soll aus Spendenmitteln geschehen, als Zeitfenster haben sich die Turmbauer zehn Jahre gesetzt – „möglichst früher“. Die Stadt steht dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber, ihr gehört auch der Grund und Boden, auf dem der denkmalgeschützte Stumpf des einstmals 25 Meter hohen Turms steht. Mit Finanzmitteln aus dem Rathaus ist aber nicht zu rechnen. Den Turm sieht Sturm „als Kleinod in der Heide“, das den Dresdnern wieder zur Verfügung stehen sollte. Aufgefallen war er ihr – beim Joggen.
Berühmter Urheber: Hans Erlwein
Noch steht der „Verein in Gründung“ ganz am Anfang, sind die Pläne noch recht vage. Ob ein historisch getreuer Wiederaufbau finanziell zu stemmen ist, ob es ein einfacheres Holzgerüst oder eine Metallvariante geben kann – all das muss noch geklärt werden. Ein TU-Wissenschaftler soll auch schon Carbonbeton als Baumaterial ins Gespräch gebracht haben. Egal, was am Ende dabei herauskommt: Der erhaltene Turmstumpf und vorhandene Trümmerstücke sollen – Vorbild: Frauenkirche – in die neue Konstruktion integriert werden.
Hans Erlwein
geb. 13. Juni 1872 in Bayer. Gmain Architekturstudium 1893-1896 in München, Stadtbaurat in Bamberg 17. November 1904 zum Stadtbaurat in Dresden gewählt, ab 1905 Leiter des Hochbauamts in Dresden rund 130 Bauvorhaben geleitet und entworfen, darunter markante Schulgebäude, Artesischer Brunnen, Schlachthof (Messe), Wasserwerk Hosterwitz, Stadthaus (Sparkasse) am Güntzplatz, das „Italienische Dörfchen“, Erlweinspeicher (heute Maritim-Hotel) gestorben am 9. Oktober 1914 in den Ardennen während eines privat organisierten Transports von Kleidung, Lebensmitteln und anderen Geschenken für deutsche Soldaten an der Westfront bei einem Autounfall Hans-Erlwein-Gymnasium und Erlweinstraße tragen heute in Dresden seinen Namen
Damit entstünde, so hoffen die Initiatoren, nach dem Konzertplatz im Waldpark und dem Chinesischen Pavillon eine weitere Attraktion in der Heide neu. „Dann kann man wieder, wie früher, den Sonntagsspaziergang von den Elbschlössern über den Turm bis Heiderand am Weißen Hirsch machen“, schwärmt einer der Vereinsmitgründer.
Der Urheber des steinernen Wolfshügelturms ist zudem kein geringerer als Stadtbaurat Hans Erlwein. Der Bau begann im Jahr 1911. Lange vorher, ab Mai 1886, hatte es bereits einen – allerdings nur gut vier Meter hohen – Aussichtsturm aus Holz gegeben, errichtet von der Dresdner Ortsgruppe des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz. Er erfreut sich großer Beliebtheit, musste schon bis zur Jahrhundertwende zweimal saniert werden und wurde wegen Baufälligkeit abgerissen. So beschloss die Stadt die Errichtung eines Turms aus Eisenbeton – ein Material, das in vielen Erlwein-Bauten zum Einsatz kam und das man heute wohl Stahlbeton nennen würde.
Punkt eins: Ein Schild an der Ruine
Erlweins Wolfshügelturm hatte eine Höhe von 25 Metern, im Sockel befanden sich Lagerräume, darüber der eigentliche Turm, darin führten zwei ineinander liegende spiralförmige Wendeltreppen zur Aussichtsplattform mit zwölf Säulen unter einer Kupferdachhaube. Die Baustelle mitten im Wald war eine besondere Herausforderung, da man die Baustoffe auf den Wolfshügel befördern musste. Zu diesem Zweck wurde eine 450 Meter lange Feldbahn angelegt, auf welcher das Material mittels Pferden transportiert wurde.
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Diese kolorierte Ansichtskarte zeigt den Aussichtsturm auf dem Wolfshügel im Jahr 1917, also während des Ersten Weltkriegs.
© Quelle: Fotoautor: unbekannt
Eine Herausforderung wird der Wiederaufbau sicherlich heute auch. Auf 400 000 bis 500 000 Euro schätzen die Initiatoren die Kosten. Dagegen machen sich die geplanten Mitgliedsbeiträge bescheiden aus. 50 Euro pro Jahr für Privatpersonen, 300 Euro für Institutionen und Firmen sind angedacht. Mit einem Gründungskapital von 5000 Euro will der Verein an den Start gehen und zunächst an der Ruine ein Schild aufstellen, das auf die Pläne hinweist. Im nächsten Jahr soll es dann Veranstaltungen, eventuell Führungen geben. Den Gründungsvorsitz des Vereins hat vorerst Finanzbürgermeister Peter Lames (ebenfalls SPD) übernommen. Er findet die Initiative „eine tolle Sache“, sieht sich in dieser Funktion aber eher als kurze Übergangslösung.
Freude hat das Projekt auch ausgelöst bei Heide-Revierförster Thomas Stelzig. Der Wolfshügelturm habe um das Jahr 2000 herum schon mal auf der Agenda der Stadt gestanden, erinnert er sich. Das sei aber immer wieder am Geld gescheitert. Auch mit dem Zeitfenster kann er etwas anfangen: „In zehn Jahren gehe ich in Rente – vielleicht kriegen wir das bis dahin hin.“
Die erste öffentliche Versammlung des Vereins findet am 6. November um 19 Uhr in der Gaststätte „Delizia“ auf dem Weißen Hirsch an der Bautzner Landstraße statt. Interessierte sind willkommen.
E-Mail: wolfshuegel-e.v@web.de
Mehr Informationen auch im Internet unter https://wolfshuegelturm.de.
Von Bernd Hempelmann
DNN