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Verkehrssicherheit

Effektivere Kontrollen: Polizei Dresden will Unfallzahlen verringern

Polizeihauptmeister Andreas Hofmann und seine Kollegen hielten insgesamt 20 Radler an, die in falscher Richtung unterwegs waren.

Polizeihauptmeister Andreas Hofmann und seine Kollegen hielten insgesamt 20 Radler an, die in falscher Richtung unterwegs waren.

Dresden. Andreas Hofmann kennt kein Zögern. Beherzt springt der Polizeihauptmeister auf die Fahrbahn der Antonstraße, trotz des hohen Verkehrsaufkommens gegen 8 Uhr am Dienstagmorgen in Dresden.

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Er hebt seine Kelle und zeigt auf den Fahrer des vor ihm zum Stehen gekommenen Mittelklassewagens. Dann eine klare Geste: „Hier rausfahren bitte“ – und schon parkt das Auto ordentlich hinter zwei anderen auf dem kleinen Parkplatz gegenüber vom Bahnhof Neustadt ab.

„Wir müssen die Radfahrer besser schützen“

Deren Fahrer teilen eine Verkehrssünde: Sie sind alle ohne anzuhalten bei rotem Ampellicht rechts von der Hansastraße in die Antonstraße eingebogen. Dort gibt es zwar einen grünen Pfeil, gehalten werden muss dennoch. „Wer das nicht tut, gefährdet Fußgänger und Radfahrer, die dann an der Ampel grün haben“, sagt Polizeikommissarin Josephine Dierigen. Deshalb die Kontrolle und deshalb auch das für deutsche Verhältnisse hohe Bußgeld. Wenigstens 70 Euro kostet es, plus einen Punkt in Flensburg.

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Dierigen leitet den morgendlichen Einsatz am Bahnhof Neustadt. Es ist einer der Schwerpunkte für Kontrollen im Stadtgebiet. Denn hier lassen sich nicht nur Rotlichtfahrer beobachten, sondern auch viele Radfahrer, die links und damit falsch fahren.

„Mehrere Verkehrsteilnehmer im Blick haben“

„Wir wollen bei unseren Kontrollen mehrere Verkehrsteilnehmer gleichzeitig im Blick haben“, sagt Dierigen. Im Idealfall lernen beide gegenseitige Rücksichtnahme, wenn sie gleichzeitig ertappt werden.

So wird das auch im Verkehrsüberwachungsplan der Polizei stehen, den die junge Polizistin federführend überarbeitet. Dort wird der Schlesische Platz und die Antonstraße als Unfallschwerpunkt beschrieben. Und dort wird auch ein klares Ziel formuliert: „Wir müssen die Radfahrer besser schützen“, sagt Dierigen. Vor den Fehlern der motorisierten Verkehrsteilnehmer, aber oft genug auch vor der eigenen Selbstüberschätzung.

Polizeikommissarin Josephine Dierigen leitete den Einsatz

Polizeikommissarin Josephine Dierigen leitete den Einsatz. Sie schreibt auch am Verkehrsüberwachungskonzept der Dresdner Polizei

Grund für diese Zielsetzung: 2018 machten Radler erstmals 52 Prozent der Verletzten bei Unfällen mit Personenschaden aus. Zum Beginn der Fahrradsaison will die Polizei deshalb ein besonderes Augenmerk auf Radler legen. „Wir als Polizei können nur mit Repression und Prävention reagieren. Und leider ist die beste Prävention Repression, weil jeder, der Bußgeld bezahlen musste, etwas daraus lernt“, sagt die Polizeikommissarin.

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Unfallschwerpunkt mit Radfahrerbeteiligung Nummer eins

Fünf Autofahrer müssen an diesem Morgen wegen Nichtanhaltens am Grünpfeil verantworten. 20 Radler werden wegen Falschfahrens belangt. Davon die meisten direkt am Schlesischen Platz, an der Einmündung der Dr.-Friedrich-Wolf-Straße. „Das ist hier der Unfallschwerpunkt mit Radfahrerbeteiligung Nummer eins“, sagt Nils Larsen vom Radlerverband ADFC. Er unterstützt die Polizei bei den Kontrollen. „Das ist hier so unübersichtlich, der Fußweg ist so schmal – hier kann man nicht linksfahren“, begründet er.

27 Unfälle mit Personenschaden hat es 2010 bis 2012 an dieser Stelle gegeben. „Daran wird sich nichts geändert haben, weil die bauliche Situation ja unverändert ist“, sagt Larsen. Problem ist vor allem ein eng an der Fahrbahn stehendes Haus, dass die Kreuzung schwer überschaubar macht und ein großzügiger Kurvenradius, der zum Rasen anhält. „Eigentlich müsste man den umbauen“, sagt Larsen.

Auch das gibt es

Auch das gibt es: Trotz Sperrfläche wendet zur Rushhour ein 15-Tonner mit Anhänger auf der Antonstraße. Fünf derartige Manöver ahndete die Polizei.

Der Dresdner ADFC-Chef betont, dass nicht Radler die Hauptschuld an den vielen Unfällen tragen. Tatsächlich weist die Polizei für 2018 bei Unfällen mit Beteiligung von Autos und Fahrrädern zu 67,3 Prozent Autofahrern die Hauptschuld zu. „Das sagt aber nichts über die Teilschuld aus, die Radfahrer tragen“, sagt Polizeikommissarin Dierigen. Wenn Radler kreuz und quer fahren, lassen sich ohnehin kaum zu überblickende Kreuzungen nicht mehr in den Griff kriegen. Es gelte jede Ursache für Unfälle zu minimieren.

Von Uwe Hofmann

DNN

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