Dresdner TU-Experte Fettweis: 5G zu lahm und nicht sicher genug
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/F72FYLXY7QLDGBMFO24NNV7NHI.jpg)
Prof. Gerhard Fettweis
© Quelle: Dietrich Flechtner
Dresden. Der Mobilfunk der 5. Generation (5G) wird nicht alle Erwartungen erfüllen, mit denen Ingenieure und Forscher in die 5G-Entwicklung gestartet waren. Das hat Mobilfunk-Experte Prof. Gerhard Fettweis vom „5G Lab Germany“ der TU Dresden während der Technologiemesse „Connect ec“ eingeschätzt.
So sei 5G nicht schnell genug und nicht sicher genug standardisiert worden, um alle Anforderungen zu erfüllen. „5G ist zweifellos ein Riesenschritt nach vorn – für die Robotik, für das autonome Fahren und andere Szenarien“, betonte Prof. Fettweis. „Aber jeder Kritikpunkt grenzt eben auch den Kreis möglicher Anwendungen ein.“
Kritik am Tempo und an Reaktionszeiten
Ein Kritikpunkt zielt aufs Tempo: „Statt bei zehn bis 100 Gigabit Datenübertragungsrate je Sekunde sind wir bei einem Gigabit angelangt“, sagte Fettweis. Damit sei es kaum möglich, per 5G virtuelle Welten (VR) und erweiterte Realitäten (AR) auf Datenbrillen wirklich überzeugend, hochauflösend und ruckelfrei darzustellen. „Damit fallen viele interessante Spielemöglichkeiten weg – und gerade Spielen ist sehr wichtig, um eine neue Technologie zu verinnerlichen.“
Auch die Reaktionszeiten liegen (noch) unter den Erwartungen: Statt auf eine menschliche Eingabe binnen einer Millisekunde eine Antwort zum Beispiel vom Auto, Roboter oder einer Datenbrille zu liefern, reagieren 5G-Verbindungen nach derzeitigem Standardisierungs-Stand mit einer Verzögerung („Latenz“) von fünf Millisekunden. „Für verschiedene Industrieanwendungen müssten wir sogar runter auf 125 Mikrosekunden.“
Keine richtige Sicherheitsarchitektur integriert
Zudem macht sich der Experte, der selbst zu den Vordenkern von 5G gehört hatte, Sorgen über die Widerstandsfähigkeit („Resilienz“) und Sicherheitsvorkehrungen der neuen Netze gegen gezielte Spionageangriffe oder schlichte Ausfälle: Weder hätten die Standardisierer eine richtige Sicherheitsarchitektur integriert noch eine Eigenüberwachung („Monitoring“) der Systeme.
„Außerdem bekommen wir ein Problem mit dem Energieverbrauch“, prophezeite Fettweis. Allein durch die massive Verbreitung von lokalen Mini-Supercomputern („Edge-Clouds“) im Zuge von 5G werde der weltweite Stromverbrauch in diesem Sektor von 300 auf rund 4000 Terawattstunden bis zum Jahr 2030 ansteigen. „Das heißt: Wir brauchen energieeffizientere Geräte.“
Womöglich werde es aber in den kommenden Jahren gelingen, diese und weitere Kritikpunkte 5G-Funk noch auszuräumen, hofft der Dresdner Experte. „Ob es dafür reicht, 5G nachzubessern oder wir dafür ein 6G brauchen, wird sich zeigen.“
Von Heiko Weckbrodt