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Dresdner gedenken des Rassismus-Opfers Jorge Gomondai

Mit Blumen, Gedichten und Redebeiträgen erinnerten die Gäste an Jorge Gomondai und alle anderen Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland.

Mit Blumen, Gedichten und Redebeiträgen erinnerten die Gäste an Jorge Gomondai und alle anderen Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland.

Die Gäste legten 183 weiße Rosen am Gedenkstein auf dem Jorge-Gomondai-Platz in der Neustadt nieder – eine für jedes Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland seit 1990.

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Die Rednerin Andrea Hübler von der Opferberatungsstelle Dresden der Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie Sachsen (RAA) erinnerte an die Todesumstände von Jorge Gomondai, der am Ostersonntag 1991 aus einer Straßenbahn gestürzt und am 6. April an seinen Verletzungen gestorben war. Die Polizisten hätten zunächst Trunkenheit als Unfallursache vermutet und nicht in Richtung eines rassistischen Tatmotivs ermittelt. So ergehe es vielen Opfern rechter Gewalt, sagte die junge Frau. Nur 63 der ungefähr 183 Fälle, die seit 1990 in Deutschland passiert sind, wurden offiziell als Straftat mit rassistischem Hintergrund eingestuft. Das sei für die Hinterbliebenen unerträglich. Hübler rief zu mehr Solidarität, Wachsamkeit gegenüber Diskriminierung und Misstrauen gegen beschwichtigende Äußerungen auf.

Anschließend verlasen Vertreter des Ausländerbeirates der Stadt, des Ausländerrates Dresden e.V., des Ökumenischen Informationszentrums, der Grünen sowie die Ausländerbeauftragte Uta Kruse die Namen der 183 Opfer rechter Gewalt, darunter Marwa El-Sherbini, die NSU-Opfer und Jorge Gomondai. Die Anwesenden legten weiße Rosen in Erinnerung an die Ermordeten nieder. Klarinettist Detlef Hutschenreuter und Schlagzeuger Bernd Rudolf umrahmten die etwa einstündige Gedenkzeremonie mit Klezmerklängen. Die von Emiliano Chaimite moderierte Veranstaltung endete mit zwei Schweigeminuten für die Opfer.

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Am Sonntag findet im Heinz-Steyer-Stadion das Fußballturnier „Jorge-Gomondai-Cup“ statt. Das Friedensgebet am Montagabend in der Dresdner Kreuzkirche wird ebenfalls dem ermordeten Mosambikaner gewidmet.

Jorge João Gomondai war als Vertragsarbeiter aus Mosambik in die DDR gekommen. Er wohnte in Dresden-Johannstadt an der Holbeinstraße. Der damals 28-jährige war am Ostersonntag 1991 gegen 4 Uhr früh am damaligen Platz der Einheit (heute Albertplatz) in die Straßenbahn eingestiegen. Kurz darauf hatte ihn die Tramfahrerin blutend neben den Gleisen liegend gefunden. Gomondai war in der Bahn angegriffen worden und anschließend aus dem fahrenden Wagen gefallen. Der junge Mann starb wenige Tage später im Krankenhaus. Ein Täter wurde später zu einer Haftstrafe verurteilt, zwei weitere erhielten Bewährungsstrafen. Seit 1993 erinnert ein Gedenkstein zwischen Albertplatz und Hauptstraße an das Opfer, im Jahr 2007 wurde der Platz nach Jorge Gomondai benannt.

ttr

DNN

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