Mutter des Geiselnehmers starb durch einen Kopfschuss – Waffenbesitz wohl illegal
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Schwer bewaffnete Polzisten stehen während der Geiselnahme am Samstag vor der Altmarkt-Galerie in Dresden.
© Quelle: xcitepress/Finn Becker
Dresden. Staatsanwaltschaft und Polizei haben weitere Details rund um die Geiselnahme in Dresden bekanntgegeben. Die Ermittler sind seit dem Ende des massiven Polizeieinsatzes am Samstagnachmittag dabei, die Vorgänge zu rekonstruieren. Kein einfaches Unterfangen, da sich das Geschehen an mindestens drei Tatorten abspielte – möglich sei, dass der 40-Jährige unterwegs noch weitere Menschen bedroht habe – und der Verdächtige keine Fragen mehr beantworten kann. Er starb im Zuge der Geiselbefreiung – vermutlich durch Polizeikugeln. Auch das wird noch untersucht.
Bereits am Samstag, noch vor dem Tod des 40-Jährigen hatte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Totschlag gegen ihn eingeleitet. Er soll seine Mutter umgebracht haben – laut gerichtsmedizinischem Gutachten starb die Frau, die in Dresden-Prohlis in einem Plattenbau wohnte, am Samstagmorgen an den Folgen eines Kopfschusses.
Der Geiselnehmer hatte keinen Waffenschein
Die Waffe, mit der der 40-Jährige später vor den Räumen von Radio Dresden schoss und mit der er in der Altmarkt-Galerie zwei Geiseln festhielt, befand sich den Ermittlungserkenntnissen zufolge nicht legal im Besitz des Mannes, der in Heidenau wohnte.
Er war geringfügig und nicht einschlägig vorbestraft. 2016 war der Mann wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Seitdem war er straffrei geblieben und stand auch nicht mehr unter Bewährung.
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„Die weiteren Ermittlungen zu den Hintergründen und Motiven der Taten dauern an und werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, heißt es von Seiten der Staatsanwaltschaft. Das wird auch nötig sein, denn viele Fragen bleiben weiter offen. Etwa, ob der Mann bei Tatbegehung unter dem Einfluss von Drogen stand, ob es tiefergehende persönliche Beziehungen zu den Geiseln gab sowie, welchen Plan der 40-Jährige, der sich laut Polizei psychisch auffällig verhielt, verfolgte.
Opferbeauftragte bietet Hilfe für Betroffene
Die Opferbeauftragte der sächsischen Regierung Iris Kloppich hat unterdessen allen Betroffenen Unterstützung zugesagt. Das beträfe nicht nur die zwei Geiseln. Auch die Mitarbeiter von Radio Dresden, zu denen der Bewaffnete hatte vordringen wollen, sowie Passanten oder Centermitarbeiter könnten unter Nachwirkungen des Geschehens leiden. Als Opferbeauftragte könne sie passende Hilfen verschlagen und vermitteln.
Kontakt zur Opferbeauftragten unter Tel.: 0351 564 55099 oder opferbeauftragte@sms.sachsen.de
Altmarkt-Galerie öffnet wieder
Die Altmarkt-Galerie, in der sich der Täter mit den Geiseln verschanzte hatte, war bis Sonntag von der Kriminalpolizei für die Tatortarbeit abgesperrt worden. Parkende Autos konnten bereits seit Samstagabend von ihren Besitzern abgeholt werden.
Am Montag öffnete das Einkaufszentrum wie gewohnt um 10 Uhr, jedoch mit ungewohnt gemischten Gefühlen. „Der Start in den Alltag wird mit Sicherheit nicht jedem im Center leichtfallen, aber er ist wichtig und wir wollen gemeinsam nach vorne schauen, ohne das Erlebte dabei zu vergessen“, schreibt die Centerleitung.