Dresden baut in diesem Jahr drei Kilometer neue Radwege
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Derzeit müssen Radler zwischen Flügelweg- und Autobahnbrücke über die Wiese holpern. Ab Ende Juli entsteht hier neuer Elberadweg.
© Quelle: Anja Schneider
Dresden. Etwa drei Kilometer neue Radwege sollen in diesem Jahr in Dresden entstehen. Die größten Fortschritte werden dabei auf dem rechselbischen Elberadweg gemacht. Wie es mit der Albertstraße weitergeht, kann dagegen derzeit noch keiner sagen.
Darum geht es
Seit etwa eineinhalb Jahren gibt es ein Radverkehrskonzept in Dresden. Dort sind alle Bausteine benannt, die der Landeshauptstadt zu einer radlerfreundlichen Stadt fehlen. „Grob gesagt werden die Vorhaben im Konzept in drei Prioritäten eingeteilt, wir arbeiten derzeit nur an Vorhaben der ersten Priorität, die recht umfangreich ist“, erläutert Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne). „Wir“, das sind vor allem sieben neu angestellte und mit Radverkehrsplanungen betraute Mitarbeiter, die im Straßen- und Tiefbauamt in verschiedenen Abteilungen an der Umsetzung des Radverkehrskonzepts arbeiten. Im Stadtplanungsamt, wo es vor allem um konzeptionelle Prüfungen und Entwürfe geht, hat man laut Jens-Uwe Schade, Sachgebietsleiter Verkehrsanlagenplanung, 25 Vorhaben auf dem Tisch, von denen etwa die Hälfte derzeit in unterschiedlichen Phasen der Bearbeitung ist. „Der Fokus liegt auf kurz- bis mittelfristig realisierbaren Projekten, die zumeist keinen Umbau einer Straße bedeuten“, sagt er. Im Klartext: Zunächst wird das erledigt, was schnelle Verbesserungen verspricht. Das wirkt teils wie Stückwerk. „Aber wenn ich an einer Kreuzung auf 50 Metern für Tausende Radfahrer die Bedingungen verbessere, habe ich viel bewirkt“, sagt Schmidt-Lamontain.
Hier schließen sich Lücken
Dennoch entstehen auch längere, zusammenhängende Strecken. Etwa auf dem Körnerweg. Dort hat man im vergangenen Jahr
für rund 250 000 Euro 120 Meter neuen Radweg
mit gekrönelten Sandstein verlegt. Die Stadt will mit dem Material weitermachen, auch wenn einige der verbauten Steine schon brüchig geworden sind. „Sandstein ist ein Naturmaterial, man kann nicht hineinsehen, wenn es aus dem Steinbruch kommt“, sagt Straßen- und Tiefbauamtsleiter Reinhard Koettnitz dazu. „Wir müssen auch in Zukunft mit Fehlstellen rechnen, die dann ausgebessert werden.“ Ob noch in diesem Jahr weitergebaut wird, sei wegen der schwer einzuschätzenden Lieferzeiträume derzeit nicht zu sagen. In jedem Fall werden in der zweiten Jahreshälfte die verbleibenden knapp 600 Meter denkmalgeschützter Holperpiste
mit einer provisorischen Asphaltdecke befahrbar
gemacht. Radler kommen dann bequem von der Waldschlößchenbrücke zum Blauen Wunder und sogar bis nach Altwachwitz, weil die Stadt bis Ende vergangenen Jahres
den Loschwitzer Wiesenweg zum Radweg ausgebaut
hat.
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Das neue Pflaster auf dem Körnerweg bröckelt schon. Dennoch will die Stadt mit dem Sandstein weiter machen. Ab dem Herbst kommt zudem Asphalt.
© Quelle: Anja Schneider
Den nächsten Lückenschluss am rechtselbischen Elberadweg gibt es zwischen Flügelweg- und Autobahnbrücke in Mickten. Dort wird für rund 700 000 Euro auf der Wiese ein neuer Radweg verlegt und eine ordentliche Anbindung an die Autobahnbrücke gebaut. „Das gibt es anderswo nicht, dass Radwege zur Autobahn verlegt werden“, frotzelt Koettnitz. Die Pläne habe man lange gehegt, wegen der Unklarheit über dort ebenfalls geplante Deiche und Dämme aber aufschieben müssen. Ab Ende Juli wird nun gebaut.
Der dritte Lückenschluss befindet sich im Dresdner Süden. Dort will Koettnitz „endlich die Engstelle An der Rennbahn“ beseitigen, „um einen zusammenhängenden Radweg zwischen Dobritz und dem Großen Garten hinzubekommen“, wie er sagt. Perspektivisch soll es später über die Breitscheidstraße und Moränenende auf die Pirnaer Landstraße gehen – dort gibt es schon ausgebaute Radverkehrsanlagen. Vom Otto-Dix-Ring soll zudem ab Herbst für rund 100 000 Euro ein ordentlicher Radweg zur Dohnaer Straße entstehen.
Das tut sich im Stadtverkehr
Viele Projekte haben damit zu tun, Radler sicher über Kreuzungen zu bringen. So etwa am Güntzplatz, wo ab April insbesondere der Weg von Ziegelstraße in Elsasser Straße für 60 000 Euro gestaltet wird. An der Bautzner Straße wird im Sommer das kleine Stück zwischen Albertplatz und Hoyerswerdaer Straße saniert. Dort sind nicht nur beiderseits Radwege geplant, auch die rege genutzte Furt von der Alaunstraße in die Glacisstraße wird für Radler ausgebaut. Dabei wird auch eine neue Ampel aufgestellt. Alles in allem kostet das knapp 980 000 Euro. Hinzu kommen zahlreichere kleinere Maßnahmen, etwa der Radwegebau im Zuge der Gehestraße oder ein neuer Radweg zwischen Olbrichtplatz und Fabricestraße, der die dort herrschenden Verhältnisse bis zum noch nicht abzusehenden Ausbau der Stauffenbergallee in dem Abschnitt verbessern soll. Kreuzungsumbau oder -ummarkierungen sind unter anderem an der Kötzschenbroder Straße/Sternstraße und der Kesselsdorfer Straße/Julius-Vahlteich-Straße geplant. Schutzstreifen sollen zwischen Lübecker Straße und Columbusstraße auf die Wernerstraße kommen.
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Zwischen Glacisstraße und Alaunstraße entsteht im Sommer eine Radlerfurt über die Bautzner Straße, für die auch eine neue Ampel vorgesehen ist.
© Quelle: Anja Schneider
Hier parken Räder
Sieben neue Fahrradabstellanlagen sind 2018 entstanden, davon die größten an Sebnitzer Straße (48 Plätze), Holzhofgasse (18) und Friedensstraße (16). 2019 will die Stadt diese Bemühungen intensivieren und an zehn Standorten neue Bügel aufstellen. Die meisten Plätze sollen auf dem Pestalozziplatz (100), an Hechtstraße, Erlenstraße und Fichtenstraße (insgesamt 64) sowie am Pohlandplatz (48) entstehen. Zudem sollen in diesem Jahr bis zu 17 neue Mobilitätspunkte eröffnet werden, wo es neben Stellplätzen für Leihautos auch solche für Leihräder geben wird. Für das geplante Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof sammelt die Stadt noch bis Ende des Monats Angebote von möglichen Projektentwicklern ein, die sie anschließend prüfen will. Pläne gibt es außerdem für ein Fahrradparkhaus am Neustädter Bahnhof, auch wenn diese noch nicht so weit fortgeschritten seien, wie Verkehrsbürgermeister Schmidt-Lamontain einräumt.
Ärger um Albertstraße
"Es gibt auch Maßnahmen, die wir nicht umsetzen dürfen", sagt Amtsleiter Koettnitz. Gemeint ist die Albertstraße. Gegen den dort geplanten Radwegebau hat der Stadtrat nach heftiger Debatte und einem seltsamen Wechselspiel mit Rathausspitze OB Dirk Hilbert (FDP) vergangene Woche das zweite Mal gestimmt. Liegt das Projekt nun im Stadtplanungsamt, wo man sich mit der Frage beschäftigt, ob die Radwege nicht auf der Fahrbahn, sondern auf dem Gehwegen verwirklicht werden können? "Dazu können wir so kurz nach der Entscheidung nichts sagen", sagt der Verkehrsbürgermeister. Derzeit sei man viel mehr damit beschäftigt, eine Lösung für eine mit dem Albertstraßen-Aus verbundenen Auflage des Stadtrats zu finden. Knapp 550 000 Euro aus dem Radwegebudget sollen in eine Investitionsrücklage eingezahlt werden, obwohl die Stadt eigentlich nur knapp 60 000 Euro Eigenmittel für die Albertstraße ausgeben wollte – man rechnete mit einer 90-prozentigen Förderung vom Freistaat. "Wir wissen noch nicht, wie sich das umsetzen lässt. Abhängig davon kann es sein, dass das Budget für andere Vorhaben fehlt", sagt Schmidt-Lamontain. "Wenn der Baubürgermeister Probleme bei seiner Haushaltsplanung hat oder nicht weiß, wie er mit Beschlüssen umgehen soll, helfen wir ihm gerne", kontert FDP-Fraktionschef Volker Zastrow. Neben dem Beschluss zur Albertstraße habe der Stadtrat vergangene Woche auch Einsparungen bei der Sanierung des Altmarktes über rund drei Millionen Euro beschlossen sowie im Januar die Pläne zum Promenadenring kassiert. "Die Stadt sitzt beim Bauen auf einer Millionenreserve. Damit könnten eine Menge Radwege gebaut werden, wenn die Straßenbauverwaltung endlich Baurecht schaffen würde."
Das ist noch wichtig
Wird Dresden der Nabel der deutschen Radverkehrswelt – zumindest für zwei Tage: am 13. und 14. Mai werden mehrere Hundert Fachleute zu einem internationalen Radverkehrskongress erwartet. Für Dresden als Austragungsort des alle zwei Jahre stattfindenden Treffs haben sich Bundesverkehrsministerium und Freistaats stark gemacht, wie Planer Schade sagt. In etwa zu dieser Zeit soll die Radler-App "BikeNow", die sich derzeit in einer Testphase befindet, auf den Markt kommen. Es handelt sich um eine Entwicklung von Studenten der Technischen Universität, die Radlern anzeigt, bei welchem Tempo er am der nächsten Ampel auf seiner Route grünes Licht erwischt. Wenn man so will, versorgt das Smartphone-Programm Radler mit einer virtuellen grünen Welle.
Von Uwe Hofmann