Sabine Wenzel schildert anhand dreier Villen die Geschichte mehrerer jüdisch-großbürgerlichen Familie zwischen Kaiserreich und NS-Regime in Dresden. Eine dieser drei Villen ist die Villa Salzburg, die diesen Namen aber erst seit 1990 trägt.
Dresden.Mehrfach erwähnt Victor Klemperer in seinen Tagebüchern die Familien Gerstle und Salzburg. Diese zählten zum gebildeten jüdischen Wirtschaftsbürgertum, der Blick des von Geldsorgen geplagten Bildungsbürgers war eher zurückhaltend bis ablehnend. Klemperer attestierte sich – zu so viel Selbstreflexion war er fähig – „einen alten Proletarierhaß gegen die Gesellschaft, die Hochfinanz, die Geldjuden“ und eine „Befangenheit des Neides“.
Das hält Sabine Wenzel in einem Buch fest, in dem sie die Geschichten dreier Villen in Dresden und die ihrer Bauherren, Eigentümer und Bewohner zwischen 1871 und 1939 erzählt. Diese Dresdner gehörten zwei aufeinanderfolgenden Generationen einer wohlsituierten, sich dem Gemeinwohl der Stadt verpflichtet fühlenden deutsch-jüdischen Familie an, ihre Lebensgeschichten schienen nach 1945 wie die vieler anderer Familien, deutscher wie jüdischer, im kollektiven Bewusstsein Dresdens verloren gegangen zu sein. Zwei der Villen sind immerhin erhalten – und somit zumindest noch ein bisschen authentische Orte großbürgerlichen jüdischen Lebens im Dresdner Stadtraum.