Am 13. Februar, 21.50 Uhr signalisieren alle Kirchenglocken Dresdens den Beginn der Bombardierung der Stadt vor 75 Jahren. Ein starkes Symbol demütigen Gedenkens an Kriegsopfer, gerade an der Gedenkstätte Altmarkt. Dort werden sich dieses Jahr jedoch wohl die unwürdigen Szenen des vergangenen Jahres wiederholen.
Dresden.Das Pärchen nähert sich von der Kreuzkirche her dem Altmarkt. Die beiden älteren Herrschaften, sie bei ihm untergehakt, haben Blumen in der Hand. Es ist der 13. Februar 2019 kurz vor 22 Uhr. Die Blumen wollen die beiden offenkundig an der Gedenkstätte auf dem Altmarkt niederlegen – in stiller Trauer.
Doch das geht nicht. Lange nachdem die meisten Teilnehmer an der Menschenkette schon zuhause sind, hat die AfD eine Veranstaltung angemeldet, bei der sich Maximilian Krah als Kandidat für die bevorstehende EU-Wahl vorstellt. Der AfD-Abweichler André Poggenburg macht vor laufenden Fernsehkameras Werbung für seine Splitterpartei AdP, die inzwischen schon wieder Geschichte ist. Protest gegen ihn und die hinter Absperrgittern stattfindende AfD-Veranstaltung lärmt auf dem Altmarkt. Beleidigungen auf beiden Seiten. Die Polizei droht über Lautsprecher die Räumung an. Mit Entsetzen in den Augen beobachtet das Paar dieses Geschehen – und dreht um. Keine Chance für stilles Gedenken. Dann setzen die Glockenschläge ein, die alljährlich den Beginn der Weltkriegsbombardierung Dresdens am Abend des 13. Februar markieren.