Wildtier

Der Wolf meidet Dresden

Der Wolf im Angesicht. Auch wenn sich Isegrim ab und zu in der Landeshauptstadt blicken lässt, so nah werden die meisten Dresdner ihm in freier Natur kaum kommen.

Der Wolf im Angesicht. Auch wenn sich Isegrim ab und zu in der Landeshauptstadt blicken lässt, so nah werden die meisten Dresdner ihm in freier Natur kaum kommen.

Dresden. Ein Rascheln im Gebüsch lässt die Joggerin auf ihrem Weg durch die Dresdner Heide abrupt stoppen. Ein Tier ist nicht zu sehen, aber so wie es sich anhörte, muss die Sportlerin etwas Größeres aufgeschreckt haben, da ist sie sich sicher. War’s ein Wolf?

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Keine unberechtigte Frage, wie Zahlen des Umweltministeriums belegen. Demnach wurde den Behörden seit Mitte des vergangenen Jahres 36 mal eine vermeintliche oder tatsächliche Sichtung von Wölfen in Dresden gemeldet. Die Zahl ist mit einiger Vorsicht zu behandeln, denn darin enthalten sind gefühlte Begegnungen wie das laute Rascheln im Gebüsch, Fehleinschätzungen wie ein zum Wolf deklarierter Fuchs, genauso wie ein wirklicher Wolfskontakt, der mittels Foto dokumentiert wurde. Entsprechend gelten auch nur drei der 36 Sichtungen als gesichert. Die jüngste von ihnen datiert auf den 24. Februar, als ein Wolf in Oberpoyritz fotografiert wurde.

Die Wölfin wurde Opfer eines Verkehrsunfalls

Die Wölfin wurde Opfer eines Verkehrsunfalls

Zuvor war am 1. November der Kadaver einer Altwölfin bei Radeberg in der Dresdner Heide gefunden worden. Sie war offenbar einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen. Für Schlagzeilen sorgte zudem die Aufnahme eines Wolfs, die am 19. September durch eine Fotofalle in Weixdorf gemacht wurde. Kommen die aus dem Osten eingewanderten Wölfe also so langsam in Dresden an?

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Diese Frage stellt man sich offenbar auch im Rathaus. Ende August forderte die Stadtverwaltung „alle Tierhalter“ wegen „erster Sichtungen in Dresden“ dazu auf, „die Schutzmaßnahmen für Weidetiere vor Wolfsübergriffen zu überprüfen und zu verbessern“. Ein den Vorgaben entsprechender Mindestschutz an Schafweide und Wildgatter ist entscheidend, wenn ein Tierhalter nach einem etwaigen Wolfsriss Entschädigungszahlungen vom Freistaat bekommen möchte. Fragen dazu beantwortet Axel Klingenberger von der Biosphärenreservatsverwaltung Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (Tel. 01723757602; E-Mail andre.klingenberger@smul.sachsen.de.

Wölfe in Dresden sind auf der Durchreise

Allerdings sind Wölfe sehr viel menschenscheuer als beispielsweise Füchse, die es sich in der Großstadt mit ihren vielen Nahrungsquellen mehr und mehr bequem gemacht haben. Experten halten es deshalb für wenig wahrscheinlich, dass sich ein Wolfsrudel auf Dresdner Stadtgebiet ansiedelt. Auch das große Waldgebiet der Dresdner Heide genüge nicht den Platzansprüchen eines Wolfsrudels, das weite unbesiedelte Räume benötigt. Zumal die Heide mit der viel befahrenen Radeberger Landstraße und ihren zahlreichen Wanderwegen alles andere als menschenleer ist. Bei ihrer in Ostsachsen beginnenden Wiederbesiedlung von Deutschland haben sich die Wölfe bisher auch ab dem Großraum Dresden nach Nordwesten orientiert, ziehen an der Landeshauptstadt vorbei nach Brandenburg und in Richtung Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Gebiete, die weniger dicht besiedelt sind.

Diese Einschätzung stützt auch die Statistik zu den Wolfssichtungen in Dresden. „Örtlich sind nahezu ausnahmslos die Teile des Gebietes der Landeshauptstadt Dresden betroffen, die nicht oder nur dünn besiedelt sind“, sagt Frank Meyer, Sprecher des Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft. Zudem sei eine zunehmende Häufung bei den Sichtungen nicht zu erkennen.

Wenn Wölfe also in Dresden auftauchen, handelt es sich eher um Durchreisende. So sind die Streifgebiete von Wölfen derart groß, dass in Stolpen/Hohnstein und der Massenei nachgewiesene Wolfsrudel gelegentlich auch im dünn besiedelten Dresdner Stadtrand auftauchen. „Darüber hinaus kann grundsätzlich im gesamten Freistaat Sachsen und deutschlandweit mit im Regelfall einzelnen wandernden Wölfen gerechnet werden“, ergänzt Ministeriumssprecher Meyer.

Begegnung mit dem Wolf – Was tun?

Wölfe sind von Natur aus scheue Tiere. Deshalb ist eine Begegnung mit dem Raubtier zwar selten, aber nach Einschätzung der Experten vom Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ nicht ausgeschlossen, zum Beispiel wenn die Wölfe den Menschen aufgrund der Windverhältnisse noch nicht bemerkt haben.

Wenn sie den Menschen wahrnehmen, orientieren sich die Wölfe in aller Regel kurz und ziehen sich dann zurück. Das kann anders sein, wenn der Mensch einen Hund dabei hat. Dann kann das Interesse des Wolfs für das verwandte Tier den Fluchtimpuls unterdrücken. Ebenso sind einige Fälle bekannt, bei denen unerfahrene Jungtiere Interesse für herannahende Menschen gezeigt haben.

Sollte das der Fall sein, empfehlen die Wolfsexperten ein ruhiges Verhalten. Zieht sich der Wolf nicht zurück, sollte ihn lautes Klatschen oder eine laute Ansprache vertreiben. Sollte sich das Tier dennoch nähern, sollte man stehen bleiben und sich größer machen. Dann empfiehlt es sich auch, einen Schritt auf das Raubtier zuzugehen, um es einzuschüchtern. Interesse an mitgeführten Hunden, die in Wolfsgebieten unbedingt angeleint bleiben sollten, lässt sich auch durch das Werfen von Gegenständen zerstreuen. Keinesfalls sollte man flüchten, weil das den Verfolgungsinstinkt der Tiere auslösen könnte. Sichtungen und Begegnungen sollten zügig an die entsprechenden Stellen gemeldet werden. Das sind das Kontaktbüro Wölfe in Sachsen, das im Internet ein entsprechendes Formular bereit hält (www.wolf-sachsen.de, Tel. 035772/ 467 71). Fotos von beobachteten Wölfen können an das Lupus-Institut versandt werden (E-Mail: kontakt@lupus-institut.de).

Versuche, die Tiere zu zähmen oder zu füttern, sollten unterbleiben, weil ihnen das die Furcht vor dem Menschen nehmen könnte – künftige Begegnungen könnten dann problematisch verlaufen.

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Von Uwe Hofmann

DNN

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