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Dresden

Der Wert der Natur – Dresdner Institut geht ihm auf den Grund

Prof. Wolfgang Wende vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden. Das versucht den Nutzen von Natur und Ökosystemen in ökonomischen Werten sichtbar zu machen.

Prof. Wolfgang Wende vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden. Das versucht den Nutzen von Natur und Ökosystemen in ökonomischen Werten sichtbar zu machen.

Dresden. Wussten Sie, dass man auf den 5500 Hektar fruchtbaren Ackerflächen, die es im Stadtgebiet noch gibt, 39000 Tonnen Getreide pro Jahr produzieren und damit 70 Prozent des Bedarfes der Dresdner Bevölkerung decken könnte?

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Weniger Lkw-Verkehr durch Obst- und Gemüseanbau in Kleingärten

Oder dass in Dresdner Kleingärten jährlich im Schnitt rund 3100 Tonnen Gemüse und 2300 Tonnen Obst produziert werden? Das entspricht der Ladung von etwa 190 Lkw, die somit nicht in und durch die Stadt fahren müssen.

Und noch ein Beispiel: In der Stadt Dresden gibt es rund 53500 Straßenbäume. Deren Kronenschirmfläche beträgt zusammengerechnet rund zwei Quadratkilometer. Zum Vergleich: Der Große Garten erstreckt sich auf einer Fläche von 1,8 Quadratkilometern. Dresdens Straßenbäume bauen jährlich rund 2500 Tonnen Kohlendioxid ab und lagern beim Wachstum 660 Tonnen Kohlenstoff ein. 12 500 Tonnen Kohlenstoff sind schon in den Bäumen gebunden.

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All diese Zahlen haben Forscher des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung in Dresden ermittelt. „Wir versuchen Leistungen, die uns Natur und Ökosysteme zur Verfügung stellen, in ökonomischen Werten auszudrücken“, so Prof. Wolfgang Wende, Leiter des Forschungsbereiches Wandel und Management von Landschaften.

Leistungen von Natur und Ökosystemen in ökonomischen Werten verdeutlichen

So könne man auf anschauliche Weise verdeutlichen, welche positiven Effekte Natur und Ökosysteme haben und wie viel Aufwand man betreiben bzw. Geld investieren müsste, um diese Leistungen zu kompensieren. Ziel ist letztlich, die Werte von Natur und Ökosystemen nicht nur stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, sondern auch zu erreichen, dass sie bei Entscheidungen in Politik und Wirtschaft künftig Berücksichtigung finden, erklärt Prof. Wende. Vor allem bei solchen, die die Landschaft verändern.

Das Dresdner Leibniz-Institut ist da nicht allein auf weiter Flur. „Weltweit gibt es viele Studien zur Erfassung von Ökosystemleistungen“, so Wolfgang Wende weiter. Doch die Themen sind schier unerschöpflich und der Wertaspekt ist vielschichtig. Der ästhetische Wert von Grün beispielsweise lässt sich monetär kaum erfassen, hat aber zum Beispiel großen Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen. Ebenso lässt sich der nicht zu unterschätzende soziale Aspekt in Kleingartenanlagen schwerlich in einer ökonomischen Größe ausdrücken.

Dresdner Institut beschäftigt sich mit Mangrovenökosystemen

Momentan arbeitet das Dresdner Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung als Teil eines internationalen Konsortiums an der Erfassung der Leistungen von Mangrovenökosystemen. „Mangrovenwälder haben eine wichtige Funktion beim Küstenschutz, sie puffern Überflutungen ab, speichern Klimagase, dienen der lokalen Nahrungsmittelerzeugung, man kann das Holz der Bäume weiterverarbeiten“, nennt Prof. Wende Beispiele dafür, wie vielschichtig der Nutzen von Mangrovenwäldern ist. Nun gelte es, diesen monetär zu erfassen.

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Auf lokaler Ebene entwickelt das Dresdner Forschungsinstitut zusammen mit dem Umweltamt einen anschaulich gestalteten virtuellen Lehrpfad „Stadtnatur Dresden“. Die Wanderung soll von den Elbwiesen über Bürgerwiese, Beutlerpark und Moreaudenkmal bis zum Hohen Stein führen.

Virtueller Lehrpfad zum Thema Stadtnatur durch Dresden

Per QR-Code, den man mit zum Beispiel mit dem Smartphone scannt, gelangt man in Zukunft auf eine Homepage. Dort sind interessante Fakten aufbereitet, die den Nutzen einzelner Elemente in der Natur, an denen die Wanderung vorbeiführt, erläutern.

Voraussichtlich Ende des Jahres soll der Wissensweg fertiggestellt sein. Die Europäische Union unterstützt das Projekt mit dem Namen BIDELIN, das den neben dem Dresdner Wissensweg auch die Erarbeitung eines weiteren in Tschechien beinhaltet, mit rund 550000 Euro.

Im Osterzgebirge gibt es schon drei „Wissenswege“

Für das Osterzgebirge existieren bereits drei Rundwanderwege, die Ökosystemdienstleistungen sichtbar machen. Eine grenzüberschreitende 15-Kilometer-Tour zwischen Moldava und Zinnwald, eine 16-Kilometer-Tour unter dem Titel "Langer Teich" in Tschechien und eine 5-Kilometer-Tour "Geisingberg" machen den Wert, den Biotope wie Bergwiesen, Steinrücken, Moore und naturnahe Wälder haben, anschaulich. Mehr Informationen dazu gibt es unter der Internetadresse wissenswege.ioer.info

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Von Catrin Steinbach

DNN

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