Traditionellen Berufen mangelt es an Nachwuchs. Nur wenige junge Leute entscheiden sich noch, ein uraltes Handwerk zu erlernen. Wir stellen sie und ihre Motivation vor. Heute: Magdalene Krüger, 36, frisch ausgebildete Goldschmiedin.
Dresden. Magdalene Krüger fängt noch einmal ganz von vorne an. Vor Kurzem hat sie ihre Ausbildung abgeschlossen und wurde bei einer feierlichen Veranstaltung in Görlitz freigesprochen. Sie bekam ihren Gesellenbrief und das Gesellenstück überreicht, das Medaillon aus Gelbgold, an dem sie so lange gearbeitet hat. Jetzt ist sie offiziell Goldschmiedin. Ein neues Kapitel im Leben der 36-Jährigen beginnt.
Hinter dem edel in weinrot und warmen Holztönen eingerichteten Verkaufsraum der Goldschmiede Lehmann führt eine Metalltreppe hinauf zur Werkstatt, die Kundinnen und Kunden nicht so schnell zu Gesicht bekommen. Hier hat Magdalene die letzten zwei Jahre damit verbracht, das Goldschmiedehandwerk zu lernen. Vier Arbeitsplätze stehen dicht beieinander, an denen Inhaber Henning Lehmann und sein Team alles haben, was sie für ihr tägliches Handwerk brauchen. Das ist viel, und daher sieht es weniger ordentlich aus als unten bei den Vitrinen: Zehntelmaß, Hämmer, Zirkel, Messschieber, Ringriegel und Ringstab, verschiedenste Feilen und Stichel haben ihren Platz auf der kleinen Arbeitsinsel oder in einer der zahlreichen Schubladen. Jeder Arbeitsplatz hat eine halbkreisförmige Aussparung, in deren Mitte ein Holzkeil, der „Feilnagel“, fest verankert ist. Auf ihm sägen und feilen die Schmiede an ihren kleinteiligen Werkstücken. Darunter gespannt ist das „Fell“, eine Art Ledersack, in dem sich herunterfallende Metallspäne sammeln, damit das teure Material wiederverwendet werden kann.