Traditionellen Berufen mangelt es an Nachwuchs. Nur wenige junge Leute entscheiden sich noch, ein uraltes Handwerk zu erlernen. Wir stellen sie und ihre Motivation vor. Heute: Antonia Mittmann, kurz vor der Prüfung zur Schneidergesellin.
Dresden. Antonia Mittmann braucht keine teure Nähmaschine. Wenn ihre Freunde sie fragen, ob das eben gekaufte 2000-Euro-Gerät fürs Freizeitnähen gut genug sei, muss sie lachen. Sie sitzt an einem Modell aus den 1990er Jahren, das man heute im Internet für 250 Euro bekommt. Daran entstehen ganze Kleider ohne Probleme.
Die 21-Jährige mit den glatten roten Haaren ist Auszubildende zur Maßschneiderin für Damen. Im Maßatelier Donath am Weißen Hirsch sitzt sie an der nicht allzu teuren Nähmaschine, drei weitere stehen in einer Reihe daneben. An der Wand darüber hängen Stoffproben in allen Farben und Formen. Es sind Übungsstücke wie Taschen oder Knopfleisten, teilweise hängen sie dort als Anschauungsobjekte, teilweise als Andenken, erzählt Antonia: „So kann ich sehen, was ich schon alles gelernt habe.“ Daneben stecken auf eigens dafür gemachten Ständern an der Wand weit mehr als hundert Garnrollen in beinahe jeder denkbaren Farbe – von Mintgrün bis Magenta, Sonnengelb, Türkis, Lavendel oder Oliv ist alles dabei.