Drei Jahrzehnte – Drei Schicksale
Ein Werdegang voller Wendungen: Ein typisches Leben für einen Menschen mit Wurzeln in der DDR? Zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls porträtieren wie Dresdner mit ungewöhnlichen Biografien. Den Anfang macht Falk Lösch, heute Pressesprecher der DVB, dem das Leben immer wieder einen Strich durch seine Studienpläne machte.
Dresden. Überstundenverbot – für Falk Lösch war das die Höchststrafe. Verhängt hat sie Mitte der 1980er-Jahre sein Chef, dem Löschs Arbeitspensum unheimlich vorgekommen war. „Früher habe ich freie Tage oft durchgearbeitet“, erinnert sich Lösch an seine Anfangsjahre bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB). Neben den Schichten als Dispatcher –als der er gerufen wurde, wenn es im Liniennetz irgendwo hakte –fuhr er auch Straßenbahn oder sortierte als Einsatzleiter die Wagen im Betriebshof Reick. Manchmal zwei Schichten hintereinander. „Irgendwann fiel das auf und ich bekam meine persönliche Höchststrafe.“ Dazu war Lösch spätabendlich noch mit einem Kumpel als DJ unterwegs. „Ich war jung, mir hat das alles nichts ausgemacht“, sagt der 54-Jährige heute. „Die Zeit auf dem blauen Dispatcherauto war vielleicht die schönste meines Arbeitslebens.“
Dabei hatte Lösch als junger Mann andere Pläne gehabt, in denen die Verkehrsbetriebe gar keine Rolle spielten. „Ich war einer der wenigen meiner Klasse, die nach zehn Jahren POS ein Abitur mit Berufsausbildung ablegen durften, ich wollte studieren“, sagt er. Und zwar Elektrotechnik in Karl-Marx-Stadt. Der Studienplatz war bestätigt, zuvor musste der Wehrdienst absolviert werden – so war das im Arbeiter- und Bauernstaat geregelt. Lösch hatte sich weichklopfen lassen und einer dreijährigen Dienstzeit zugestimmt. „Dafür wollte ich zur Nachrichtentruppe, was wenigstens halbwegs meinem beruflichen Interesse entsprach.“