1904 trafen sich in Dresden 80 Abgeordnete der International League for the Reform of Women’s Dress. Ob Oskar Zwintschers Gemälde „Bildnis einer Dame mit Zigarette“ mit der damals in der sächsischen Residenzstadt tagenden und auch sonst aktiven Frauenbewegung in Verbindung steht, lässt sich beim aktuellen Forschungsstand nicht eindeutig feststellen.
Dresden.Für viele Dinge mit dem Anfangsbuchstaben „B“ war es in Hochzeiten von Corona schlecht bestellt. Beziehungen, Büros, Ballermann. Und dann war und ist da noch die BH-Frage. Geht es nach der internationalen Mode-Presse, sind die Tage des von Chauvis schon mal als „doppelläufige Schneeballschleuder“ oder „Melonenschaukel apostrophierten Büstenhalters gezählt: „Ist es jetzt an der Zeit, sich vom BH zu verabschieden?“, fragte die „Vogue“. „Werden wir jemals wieder BHs tragen?“, titelte „Harper’s Bazaar“. Für so manche Millennials sind das natürlich rein rhetorische Fragen: Sie leben seit einigen Jahren den „Braless“-Trend aus, verzichten also ganz im Geiste der Frauenrechtsbewegung der sechziger Jahre auch in der Öffentlichkeit, also auch im Büro, auf das Tragen eines BHs. Es gibt sogar eine #NoBra“-Bewegung, die sich (das Ziel) „Free-the-Nipple(s)“ auf die Fahne geschrieben hat.
Im Kaiserreich kämpfte die Frauenwelt – naja, zumindest ein Teil von ihr – gegen ganz andere modische Zumutungen an. So berichtete am 13. Juni 1904 selbst die von Dresden weit entfernte schottische Tageszeitung „Evening Express“ darüber, dass sich in der sächsischen Landeshauptstadt 80 Damen getroffen hätten, Abgeordnete der International League for the Reform of Women’s Dress, um u.a. das Tragen von Korsett, spitzen Schuhen, High Heels, Ohrringen und Schleier geächtet und verboten zu sehen.