Kolumne „Auf der Couch“

Wenn unangenehme Gefühle überwiegen: mit Gehmeditation zu mehr Gelassenheit

Eine Gehmeditation kann man zum Beispiel im Wald ausprobieren. Der bietet Ruhe und nicht so viel Ablenkung.

Eine Gehmeditation kann man zum Beispiel im Wald ausprobieren. Der bietet Ruhe und nicht so viel Ablenkung.

Unangenehme Gefühle in unangenehmen Situationen bringen nicht nur Kummer und Anspannung, sondern auch Stress mit sich. In Maßen erlebt, ist das kein Problem, aber je häufiger und andauernder wir dem ausgesetzt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns stressbedingte Erkrankungen einfangen. Was also tun?

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Der Komiker Karl Valentin (1882–1948) gestand einst: „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ Das bedeutet nichts anderes, als zu akzeptieren, was man nicht ändern kann. Und zwar radikal. Alles andere ist Energie­verschwendung und tut uns nicht gut.

Schon im achten Jahrhundert formulierte der indische buddhistische Gelehrte Shantideva eine ähnliche Überlegung: „Wenn es ein Heilmittel gibt, wenn das Unglück zuschlägt, welchen Grund gibt es dann für Nieder­geschlagenheit? Und wenn es keine Hilfe gibt, was nützt es dann, mürrisch zu sein?“ Empfehlenswert ist also, immer dann, wenn ich über etwas bekümmert bin, sofort zu prüfen, ob das, was den Kummer auslöst, veränderbar ist, oder nicht. Wenn nicht, dann geht es darum, die Situation anzunehmen.

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Bewusstes Verhalten ermöglicht neuen Blickwinkel

Dabei hilft es, sich zu fragen: Was ist das Gute im Schlechten? Das ist nicht immer ganz so einfach, weil wir oft gar nicht sofort bemerken, dass wir schlecht drauf sind. Wir sind dann so sehr gefangen im Ablehnungs­modus, dass uns anderes nicht in den Sinn kommt. Woran es also oft mangelt, ist Bewusstheit. Erst wenn wir uns unseres Verhaltens bewusst sind, können wir uns für einen anderen Blickwinkel entscheiden.

Doch wie kommt man zu mehr Bewusstheit? Durch die Schulung von Achtsamkeit. Was es dafür braucht, hat der US‑amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr (1892–1971) in seinem „Gelassenheits­gebet“ formuliert, in dem er Gott um Gelassenheit, Mut und Weisheit bittet: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Meditation als Königsweg für Weisheits­entwicklung

Niebuhr gibt der Weisheit eine wesentliche Bedeutung. Doch wie genau lässt sich Weisheit entwickeln beziehungsweise erschließen? Die Einschätzung aus der buddhistischen Psychologie und der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnis lautet: Einer der Königswege für die Weisheits­entwicklung ist die Meditation. Keine Sorge, dazu muss man sich nicht auf ein Kissen setzen und stundenlang meditieren.

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Eine von vielen anderen Möglichkeiten informaler Meditations­übungen bietet die Gehmeditation. Man kann diese Übung zu Hause, im Büro oder bei einem Spaziergang in der Natur machen. Lenken Sie dafür Ihre Aufmerksamkeit auf die Körper­empfindungen. Welche Muskeln nehmen Sie beim Gehen wahr? Welche sensorischen Eindrücke durch Augen, Nase und Ohren? Es geht um die reine Wahrnehmung, ohne zu bewerten, nach etwas zu suchen oder etwas erleben zu wollen. Und wenn wir uns sich einschleichender Gedanken bewusst werden, besteht die Aufgabe darin, wieder mit innerer Freundlichkeit zurückzukehren zur Wahrnehmung der sensorischen Eindrücke und Körperempfindungen.

Helmut Nowak ist Coach und Lehrer für Achtsamkeit und Stress­bewältigung und schildert hier regelmäßig, wie man lernt, bewusster zu leben. Der Autor ist zu erreichen unter www.achtsamkeit-und-co.de.

In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.

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