Was hilft gegen besonders hartnäckige Flecken? Experte gibt Tipps
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Gerade Kinder kleckern gerne und viel. Bei vielen Flecken auf einmal kann ein Waschadditiv eine einfache und günstige Option sein.
© Quelle: Simone A. Mayer/dpa-tmn
Rotwein auf dem Teppich, Kuli in der Jeans oder Fettspritzer auf der neuen Bluse: Flecken sind immer ärgerlich. Einige lassen sich mit ein paar Tricks leicht entfernen – andere bleiben leider hartnäckig. Wäre es da nicht schön, das eine Universalmittel zu finden, um sämtlichen Flecken den Garaus zu machen?
Das ist leider nur ein Wunschtraum, sagt Textilreinigungsexperte Meinrad Himmelsbach. Das eine Fleckenmittel für Schmutzflecken aller Art sei ähnliche Fiktion wie die Tablette für alle Krankheiten. „Das Problem ist, dass es dabei nicht nur die Flecksubstanz und das Fleckmittel gibt. Dann wäre es noch relativ einfach“, sagt er. Die Kombination dieser Komponenten zusammen mit dem Textilmaterial und der Einfärbung mache die Reinigung sehr komplex. Jeder Fleck wird dadurch zu einem Spezialfall.
Drei verschiedene Fleckenarten
Sind universelle Fleckenmittel aus dem Handel also nutzlos? Nicht unbedingt. „Leicht entfernbare Flecken gehen damit schon weg. Aber bei speziellen Flecken stoßen Universalfleckmittel schnell an ihre Grenzen“, meint Himmelsbach. Einen Vorteil haben die Mittel aus dem Handel dennoch: Der Hersteller mache sich bewusst Gedanken, welche Inhaltsstoffe er einsetzen könne – sowohl zum Schutz der Umwelt als auch des Anwenders und der Anwenderin. Einige Hausmittel hingegen, die manch einer zum Entfernen von Flecken verwendet, können Gefahrenstoffe enthalten. Aceton zum Beispiel: Das ist zwar sogar in der Drogerie in Nagellackentfernern erhältlich, aber sehr leicht entzündbar und gesundheitsschädlich, warnt der Experte.
Dennoch gibt es eine Reihe von Hausmitteln. Für einige Schmutzfälle ist es durchaus ratsam, diese parat zu haben. Prinzipiell lassen sich Flecken in drei verschiedene Arten einteilen:
- Flecken pflanzlichen Ursprungs
- Eiweißhaltige Flecken menschlichen sowie tierischen Ursprungs
- Fettflecken und Flecken synthetischer Erdölverarbeitung (zum Beispiel Öl, aber auch Kraftstoffe, Farben und Lacke)
Für jede Fleckenart eignen sich bestimmte Mittel. Pflanzlicher Schmutz lässt sich beispielsweise meist mit etwas Säurehaltigem wie Essigessenz lösen. Blutflecken hingegen lassen sich mit einer verdünnten Lauge entfernen. Hier empfiehlt der Experte kalte Waschlauge. Am effektivsten und nachhaltigsten sei hier jedoch eine professionelle Textilreinigung. Aber egal, ob beim Profi oder doch zu Hause: Frische Flecken wie Blut, Obst oder Rotwein sollten direkt in kaltes Wasser gelegt werden. Das erleichtert die spätere Reinigung enorm.
Wenn Synthetik auf Synthetik trifft
Fachkräfte könnten aber generell direkt und gezielt das passende Mittel einsetzen und experimentierten nicht in mehreren Versuchen mit verschiedensten Mitteln herum. „Beim Fleckentfernen ist der erste Versuch der aussichtsreichste“, sagt Himmelsbach. Nach jeder missglückten Behandlung gelange der Fleck immer tiefer in die Faser. Das erschwere jeden weiteren Versuch, bis irgendwann auch die Fachleute nicht mehr helfen können. Die Wahl zur professionellen Reinigung empfiehlt sich aber nicht nur bei menschlichen und tierischen Flecken, sondern auch für die nächste Fleckenart: die synthetischen.
Auch wenn es manchmal kratzt, sollte das Etikett nicht direkt rausgeschnitten werden. Es gibt neben dem Material auch Aufschluss über die empfohlene Reinigung. Zum Beispiel wird durch einen einfachen Kreis ohne Inhalt explizit zur professionellen Reinigung geraten.
© Quelle: picture alliance / dpa Themendie
So sind Kulistriche auf Kunstfaserkleidung – Polyacryl, Polyester oder Polyamid – oftmals eine echte Herausforderung. Während die anderen Fleckenarten aus den chemisch hergestellten Fasern leichter zu entfernen sind, verbinden sich hier die synthetischen Flecken schnell mit dem synthetischen Material. Doch auch dies scheint keine allgemeine Regel zu sein: Kuliflecken auf Wasserbasis gingen sogar sehr gut aus Synthetikfasern heraus, sagt der Experte. Um welches Material es sich handelt, lässt sich immer dem Etikett entnehmen. Auch Empfehlungen zur Reinigung stehen dort. Nur in einigen Fällen wird auch bereits da zur professionellen Reinigung geraten. Ist das nicht der Fall, können auch Spezialfleckenmittel bei zum Beispiel Kuliflecken eine Option sein – gerade wem der Gang zur Wäscherei zu teuer ist.
Tenside gegen Fettflecken
Die Klassiker ist aber wohl der Fettfleck. Er ist generell leicht von Textilien entfernbar, genauso wie beispielsweise Wachs und Benzin. Für den Hausgebrauch empfiehlt Himmelsbach Reinigungsmittel mit Fettlösern, den sogenannten Tensiden. Sie aktivieren und lösen die Fläche zwischen der Flecksubstanz und dem Textil. In der Chemie wird diese Fläche auch als Grenzfläche bezeichnet. Stoffe, die vorher nicht mischbar waren, lassen sich durch die Tenside plötzlich vermengen – wie Fett und Wasser.
Enthalten sind die Fettlöser in Wasch- oder Geschirrspülmitteln. Um die Fette möglichst weitreichend zu lösen, lohnt sich eine Vorbehandlung. Dafür das entsprechende fettlösende Mittel vor der Wäsche gezielt auf den Fleck geben und einreiben. Fettlöser finden sich auch in der handelsüblichen Kern- oder Gallseife. „Die Kernseife ist ein Tensidspender“, sagt Himmelsbach. Sie enthält wenig Farb- und Geruchsstoffe und ist damit eine „relativ reine Seife“, die sich zur Hautreinigung oder zum Lösen von Fetten oder mineralischen Ölen eignet.
Die Gallseife ist eine Art Weiterentwicklung der Kernseife. Ihr werden zusätzliche Inhaltsstoffe wie Rindergalle zugesetzt. Neben Fettflecken kann sie auch bei Blut-, Stärke- oder Eiweißflecken helfen. Die Geschichte der Seife reicht etwa 4500 Jahre zurück als die Sumerer, ein Volk im heutigen Syrien und Irak, das erste Rezept auf eine Tontafel gravierten. Damals wurde das Gemisch aus alkalischer Pflanzenasche und Ölen als Heilsalbe verwendet. Erst die Römer entdeckten im 2. Jahrhundert nach Christus, dass die Seife auch den Körper reinigt.
Waschadditive gegen den Wäscheberg
Wer jedoch vor einem Wäscheberg voller fleckenreicher Kleidung steht – wie es oftmals bei Eltern der Fall ist –, für den ist sowohl die Textilreinigung als auch das Vorbehandeln der einzelnen Flecken oft zu aufwendig. Waschadditive können dann eine geld- und zeitsparende Lösung sein. Darunter fallen beispielsweise Fleckensalze. Diese werden einfach zusammen mit dem Waschmittel in die Einspülkammer gegeben, um dessen Waschleistung zu erhöhen. Waschadditive haben laut dem Verbraucherportal vergleich.org sogar die stärkste Waschkraft unter den Fleckenmitteln.
Doch wie der Universalfleckentferner stoßen auch die anderen Mittel mal an ihre Grenzen. Erwäge man von Anfang an, das Kleidungsstück in die Reinigung zu bringen, sollte das „besser gleich und nicht erst nach dem dritten Versuch“ geschehen, meint Himmelsbach. Wer jedoch noch immer nicht weiß, wie der ein oder andere ärgerliche Fleck zu entfernen ist, für den hat Himmelsbach eine Lösung mitentwickelt. Die App „Mein Pflegeetikett“ gibt Nutzerinnen und Nutzern in der Kategorie Fleckenentfernung kostenlos selbst im speziellsten Fleckenfall Tipps, was zu tun ist – egal ob Ölfarbe, Teer oder Tomatensoße.