Think pink: Schön und gut gelaunt mit Dopamin Dressing
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Leuchtet im grauen Alltag: Dopamin Dressing bestimmte auch die Mailänder Modewoche.
© Quelle: imago images/Independent Photo Agency Int.
Neonpink, Limettengrün, Blutorange, Zitronengelb – auf den Laufstegen der Modenschauen für Frühjahr und Sommer, aber auch Herbst und Winter, knallte es mitunter: Dopamin Dressing heißt der neue Farbrauschtrend. Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Designer wollten damit vor allem die Instagram-Gemeinde bedienen, die viel Wert auf Eyecatcher legt. Tatsächlich geht die Idee aber zurück auf Dawnn Karen. Die US-Amerikanerin ist Professorin für Modepsychologie am Fashion Institute of Technology in New York. Sie selbst nennt sich auch gern „The Dress Doctor“.
Karen behauptet, dass man durch die bewusste Auswahl von Kleidung in bunten Farben seine Stimmung steigern könne, denn es werde dabei das sogenannte Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Sie untersuchte, wie sich während der Corona-Lockdowns das Tragen bunter Kleidung auf die Stimmung der Probandinnen und Probanden auswirkte. Im Ergebnis verbesserte sich die Laune bei allen deutlich. „Der Zusammenhang zwischen hellen Farben und einer Verbesserung des Gemütszustandes ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Analysen“, sagt dazu der Farbpsychologe Karsten Homann. Er zitiert eine aktuelle Studie der Bergischen Universität Wuppertal, die belegt, dass sich bunte Wände und Beleuchtung auf der Intensivstation eines Krankenhauses positiv auf das Befinden der Patienten sowie auf die Motivation der Angestellten auswirkten.
Farbe bekennen und Laune verbessern
Sollten wir nun also auch alle zu solch knallbunten Outfits wie vom Catwalk greifen, damit wir im Jahr drei der Pandemie und einer insgesamt ziemlich niederschmetternden Weltlage etwas weniger Furcht und Frust empfinden? „Auf jeden Fall“, sagt Experte Homann, der Unternehmen bei der Licht-und Farbgestaltung berät. „Instinktiv wählen wir normalerweise bei unserem täglichen Outfit Farben, die ausdrücken, wie wir uns gerade fühlen – nur selten hingegen greifen wir zu solchen, die zeigen, wie wir uns fühlen wollen.“ Dopamin Dressing findet Hohmann gut: „Weil wir auf diese Art lernen, Farbe zu bekennen, um etwas in uns selbst auszulösen, aber auch nach außen, um zu zeigen, was wir denken, was wir uns wünschen. Das macht die Orientierung auch für die anderen leichter und bestenfalls verbessert sich deren Laune genauso.“
In der jetzigen Situation, in der wir sehr lange immer nur funktionieren mussten, sei es vollkommen okay, sich auch mal wieder um sich selbst zu kümmern. Die Lieblingsfarbe des Modepsychologen ist Goldgelb – steht nicht jedem, aber er zieht Kleidung in dieser Farbe nach eigenem Bekunden im Winter vor allem bei Regenwetter an: „Ich bin es mir selbst wert, gut gelaunt zu sein.“
Gehirn unterscheidet Grinsen nicht
Grauer Stimmung mit bunter Kleidung entgegenzuwirken hat einen gewissen Therapiecharakter, ähnlich wie Lachyoga: Das Lachen wird zunächst auf der motorischen Ebene ausgelöst, aus einem bewusst künstlichen Grinsen wird dann schließlich ein echtes. Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen echt und fake und es wird ebenfalls Dopamin freigesetzt.
Einfacher als den ganzen Tag zu grinsen ist vermutlich, ein pinkfarbenes T-Shirt zu tragen. Man muss dann zwar aushalten, der bunte Vogel im Raum zu sein, denn verstecken kann man sich in Dopamin Fashion nicht. Wenn man dafür aber in das ein oder andere gut gelaunte Gesicht schauen kann, dann war es das doch schon wert. Und wenn es nur das eigene im Spiegel ist.