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RND-Kolumne „Auf der Couch“

Ständig gestresst? Wie Sie mit Alltagsmeditation gelassener werden

Meditieren kann man im Alltag üben, zum Beispiel beim Spazierengehen.

Meditieren kann man im Alltag üben, zum Beispiel beim Spazierengehen.

Stau auf der Autobahn. Nichts geht mehr, keine Alternative. Meine Geduld wird mehr und mehr auf die Probe gestellt, ich fange an, mich darüber zu ärgern, dass ich nicht mit dem Zug gefahren bin. Dann kommt mir ein Satz des buddhistischen Gelehrten Shantideva (685–763 n. Chr.) in den Sinn: „Wenn das Unglück zuschlägt, und es ein Heilmittel gibt, welchen Grund gibt es dann für Niedergeschlagenheit? Und wenn es kein Heilmittel gibt, was nützt es dann, bekümmert zu sein?“

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Achtsamkeit trainieren

Auch das „Gelassenheitsgebet“, verfasst vom US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr (1892–1971), greift diesen Gedanken auf: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Ja, das ist sicherlich ein lohnenswertes Ziel. Wer das erreicht, den kann wohl nichts mehr erschüttern. Bei einer solch verlockenden Vorstellung stellt sich die Frage, ob und wie man Gelassenheit, Mut und Weisheit außer vielleicht durch Beten noch entwickeln kann.

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Wissenschaftliche Studien belegen eindrucksvoll, dass die Antwort in der Schulung von Achtsamkeit zu finden ist. Durch die Kultivierung von Achtsamkeit stärkt sich Gelassenheit, oder anders ausgedrückt: die Akzeptanz dessen, was das Schicksal uns bietet. Auch die Entwicklung von Mut, beziehungsweise die Verringerung von Ängstlichkeit, geht einher mit dem Training von Achtsamkeit.

Achtsamkeit macht glücklicher

Und wie steht es mit der Weisheit? Wenn wir durch Meditation lernen, unseren Geist zu beruhigen, schaffen wir die besten Voraussetzungen, um in Kontakt mit unserer Kreativität und Weisheit zu gelangen. So wundert es nicht, wenn durch bildgebende Verfahren die Veränderungen im Gehirn erkennbar werden, die in der Praxis der Achtsamkeit begründet sind.

Man sieht beeindruckend, wie sich eine achtsame Beziehung zum gegenwärtigen Moment auswirkt. Wissenschaftliche Studien belegen nachweislich, dass wir glücklicher sind, wenn wir in Kontakt sind mit dem, was wir gerade tun, unabhängig davon, ob wir es gerne machen oder nicht.

Schärfere Wahrnehmung und bewusstes Atmen

Wie kann man eine achtsamkeitsbasierte Haltung entwickeln, beziehungsweise üben? Das ist im Prinzip ganz einfach und trotzdem nicht ganz leicht: durch Meditation. Einfach, weil es unkompliziert an jedem beliebigen Ort zu jeder beliebigen Zeit möglich ist. Aber dennoch nicht ganz leicht, weil es zu Beginn einer Portion Entschlossenheit und Disziplin bedarf.

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Wer die Zeit für regelmäßige formale Meditation (noch) nicht erübrigen kann oder möchte, der kann immerhin erste Erfahrungen mit der Alltagsmeditation machen. Dafür bieten sich viele Gelegenheiten: Beim Essen bewusst schmecken, was man isst, beim Spazierengehen alles mit allen Sinnen wahrnehmen, etwa Geräusche, optische Eindrücke, Gerüche und Körperempfindungen. Ja, und dann die Gelegenheiten nutzen, bei denen unsere Geduld auf die Probe gestellt wird: in der Schlange vor der Ladenkasse, vor der roten Ampel oder eben im Stau auf der Autobahn. Diese Gelegenheiten sind ideal, um in den Kontakt mit sich selbst zu kommen, auszusteigen aus der Umtriebigkeit und Hektik des Alltags – durch eine schärfere Wahrnehmung momentaner Eindrücke und bewusstes Atmen.

Der Autor ist zu erreichen unter www.achtsamkeit-und-co.de.

In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Fachleute zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.

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