Auch im Hauswirtschaftsraum zählt jetzt der Hyggefaktor
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Hauptsache, durchgestylt: Hauswirtschaftsräume haben wachsenden Stellenwert.
© Quelle: Sufyan/Unsplash
In der Businesswelt wird mit dem Begriff „HR“ die Schaltzentrale von Unternehmen verbunden. Die Abkürzung steht für „Human Resources“ und umfasst Personalrekrutierung, -förderung, -strategie und -kommunikation. Gutes HR-Management trägt zum Erfolg einer Firma oder Organisation bei. In den vergangenen Jahren haben die beiden Buchstaben vermehrt Bedeutung im Privaten gewonnen: Wer ein Haus baut, plant heute ganz selbstverständlich einen „HR“, einen Hauswirtschaftsraum, ein.
Und auch Menschen, die in einer Bestandsimmobilie wohnen, schaffen sich vermehrt eine Schaltzentrale für geordnete Haushaltsführung, indem sie Abstellkammern und Kellerräume entrümpeln. Dort, wo einem früher Besen und Schrubber entgegenfielen, wenn man nach dem Bügelbrett griff, wo der Wäscheständer zwischen müffelnden Plastikmüllsäcken stand oder das Schuhputzzeug zwischen dem Hundefuttervorrat verteilt war, sorgen jetzt beschriftete Kisten, deckenhohe Regale, Klappen, Haken und Schubfächer für Ordnung.
Hochmoderne Elektrogeräte, altmodische Einrichtung
Doch der moderne „HR“ soll nicht nur praktisch, sondern auch dekorativ sein. Davon zeugen zahlreiche Bilder und Beiträge auf Instagram und Co. oder in Einrichtungsmagazinen. Zu sehen sind Räume, wie sie einer Haushälterin oder einem Butler eines adligen Landsitzes im ausgehenden 19. Jahrhunderts gefallen hätten: blitzblanke Fliesen; sorgsam auf hölzernen Regalböden gestapelte Lappen und Tücher, die fast zu schade zum Putzen sind; ein ausladender Spülstein aus Granit, der regelrecht Lust auf Handwäsche macht; und in dekorativen Tiegeln, Dosen und verkorkten Glasbehältern aufbewahrte Ingredienzien zum Waschen, Polieren, Fleckentfernen.
Der Abstellraum als Fluchtpunkt vor dem Chaos
Und obwohl die Wäschekörbe auf diesen Fotos oft aus Weidengeflecht und die mit viel Liebe zum Detail genähten Skirtains (volantartige Vorhänge) vor dem Besenschrank doch recht urgroßmütterlich wirken, sind die Elektrogeräte allesamt hochmodern.
Waschmaschine und Trockner sind auf Augenhöhe installiert, die Ladestation für den Saugroboter ist platzsparend in einem Schubkasten verstaut, Weinkühlschrank und Gefriertruhe stehen so, dass sie noch Platz für eine Bügelstation lassen. Bei manchen HR-Innenansichten steht zudem noch ein Stuhl (gern antik) im Raum. Vielleicht, um daran zu erinnern, dass auch bei der Hausarbeit Pausen wichtig sind. Vielleicht aber auch, um sich einfach mal hinzusetzen und den Abstellraum zu betrachten, der gar kein Abstellraum ist, sondern ein Fluchtpunkt vor dem Familienchaos.
Im Hauswirtschaftsraum zählt der Hyggefaktor
In der creme- und pastellfarbenen Welt fotogener Hauswirtschaftsräume zählt mittlerweile auch der Hyggefaktor: Viel, Holz, viel Licht, viele Annehmlichkeiten soll es geben. Idealerweise soll dieses (Haus-)Arbeitszimmer Lust auf Bügeln oder Wäschelegen machen.
Prominente Vorbilder für diesen aufgewerteten Bereich im Haus gibt es zuhauf. Gerade während der Lockdownphasen sah man Stars wie Jennifer Garner oder Khloé Kardashian auch zwischen Plastikboxen und Wäschetrockner posieren. Darüber hinaus hypt die Netflix-Doku „The Home Edit: Jetzt wird aufgeräumt“ mit den Ordnungshüterinnen Clea Shearer und Joanna Teplin, die selbst Putzmittel nach Regenbogenfarben sortieren.
Doch ob durchgestylt oder rumpelig – am Ende ist und bleibt der „HR“ ein Ort für Müll, Altglas und dreckige Wäsche. Wer will da schon drin sitzen?
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