Beziehungsende: Was ist das „verflixte siebte Jahr“?
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In der Zeit von 1990 bis 2018 wurden die meisten Ehen nach sechs Jahren geschieden.
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Um Beziehungen und Ehen ranken sich Aberglaube und Mythen. Vom „verflixten siebten Jahr“ etwa hat wohl jede und jeder schon einmal gehört. Aber was hat es damit eigentlich auf sich – und woher kommt der Ausdruck? Wir haben uns auf die Suche begeben.
Spielfilm und Aberglaube
Der Ausdruck „das verflixte siebte Jahr“ wurde durch den gleichnamigen Spielfilm aus dem Jahr 1955 bekannt. In dem Film mit Marilyn Monroe geht es um die These, dass Männer nach sieben Jahren Beziehung in vielen Fällen eine Affäre beginnen. Der Mythos des gefürchteten siebten Jahres ist aber deutlich älter und stammt ursprünglich aus der Antike.
Den Vorstellungen und Theorien des athenischen Staatsmannes und Lyrikers Solon nach lasse sich das menschliche Leben nämlich in Zyklen einteilen, die eine Spanne von sieben Jahren umfassen. Der Mensch tritt demnach jeweils nach sieben Jahren in eine neue Lebensphase ein. In den ersten sieben Jahren kommen die Milchzähne, dann die Geschlechtsreife, im dritten Jahrsiebt beim Mann der Bart, im fünften die Hochzeit und im sechsten sollen dann Verstand und Gelassenheit fertig ausgebildet sein.
„Das verflixte siebte Jahr“: Mythos im 21. Jahrhundert
Kleiner Fun Fact: Tatsächlich betrug das durchschnittliche Heiratsalter der Frauen im Jahr 2020 32,4 Jahre, Männer heirateten im Jahr 2020 durchschnittlich im Alter von 34,9 Jahren – also gerade so noch im fünften Jahrsiebt. Klare Vorstellungen hatte der Lyriker auch hinsichtlich des Lebensendes: „Aber wenn er zehn Zeitalter zu je sieben Jahren vollendet, kann der Tod, wenn er kommt, nicht mehr als zu früh bezeichnet werden.“ Nun ja, das mag in der Antike so gewesen sein. Dieser Theorie dürfte dieser Tage wohl aber so mancher oder manche vehement widersprechen.
Auch wenn es sich bei dem verflixten siebten Jahr nur um einen Mythos handelt und die Theorie des Lyrikers Solon inzwischen überholt ist – der Aberglaube hat es immerhin ins 21. Jahrhundert geschafft. Was ist also dran?
Immer weniger Scheidungen
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat sich geschiedene Ehen in Deutschland über die vergangenen Jahrzehnte hinweg genauer angeschaut. In der Zeit von 1990 bis 2018 hatten Ehen in Deutschland demnach in den ersten Ehejahren ein höheres Scheidungsrisiko. Die meisten Ehen wurden nach sechs Jahren Ehe geschieden. Aber: Als Ehedauer wird die Zeit von der Eheschließung bis zur rechtskräftigen Scheidung gerechnet – die tatsächliche Dauer der verbindlichen Partnerschaft dürfte also sogar noch niedriger sein. Heiratswillige sollte diese Erkenntnis trotzdem nicht entmutigen, denn Fakt ist auch, dass seit 2004 immer weniger Ehen geschieden werden.
Übrigens: Früher mussten Eheleute beim Einreichen ihrer Scheidung einen Grund angeben – das ist seit 1977 in Deutschland aber nicht mehr nötig. Dänische Forschende haben sich aber einmal genauer angeschaut, welche Gründe am häufigsten bei einer Scheidung genannt werden. Von 2371 befragten Däninnen und Dänen haben demnach 47 Prozent angegeben, dass sie sich aufgrund eines Mangels an Liebe oder Intimität scheiden ließen (Mehrfachantworten waren möglich). Der zweithäufigste Grund waren Kommunikationsprobleme. Etwa 44 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählten diese Antwort. An dritter Stelle der häufigsten Scheidungsgründe steht ein Mangel an Sympathie, Respekt oder Vertrauen, den 34 Prozent der Befragten als Scheidungsgrund angaben.
Beziehung oder Ehe sind Arbeit, das dürfte heute den meisten klar sein – das Geheimnis der perfekten Ehe scheint es daher auch nicht zu geben. Der Psychologe und Paartherapeut Christian Hemschemeier beschäftigt sich damit, was eine Beziehung glücklich macht. Hemschemeier zufolge gehört dazu, sich gemeinsam weiterzuentwickeln, „Krisen zu durchstehen, offen zu sein, gut miteinander kommunizieren zu können und sich gegenseitig herauszufordern“. Denn einer grundsätzlich glücklichen und reifen Beziehung dürfte auch ein „verflixtes“ Jahr nichts ausmachen, oder?
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