Überraschung in Wien

Ein Zeichen der Rolling Stones – Auftritt mit ukrainischem Chor

Immer noch gut für Überraschungen: Die Rolling Stones (v. l.) Ronnie Wood, Mick Jagger, der für den verstorbenen Charlie Watts eingesprungene Schlagzeuger Steve Jordan und Keith Richards bei ihrem Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion.

Immer noch gut für Überraschungen: Die Rolling Stones (v. l.) Ronnie Wood, Mick Jagger, der für den verstorbenen Charlie Watts eingesprungene Schlagzeuger Steve Jordan und Keith Richards bei ihrem Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion.

Normalerweise wird der Song „You Can’t Always Get What You Want“ auf der „Sixty“-Tour der Rolling Stones mit einem Waldhornsolo von Matt Clifford eingeleitet. In Wien aber wurde das Lied am Freitagabend so aufgeführt, wie es auf dem Album „Let It Bleed“ der Rolling Stones von 1969 zu hören ist – mit einem vorgeschalteten Gospel-Intro (im Original vom London Bach Choir).

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Es war ein Gänsehautmoment.

Ein Chor mit Stones-Logo in den Farben der Ukraine

Ein gemischter Chor trat im Ernst-Happel-Stadion neben die britische Band, die derzeit mit ihrer Europatour 60 Jahre Bandgeschichte feiert – in T‑Shirts, die das Stones-Logo der gebleckten Zunge in blau-gelber Ausführung zeigten, also den Farben der Ukraine. „Sie haben einen langen Weg auf sich genommen, um heute Abend hier sein zu können“, stellte Stones-Sänger Mick Jagger die Mitglieder des Dzvinochok-Knabenchors und des Vognyk-Mädchenchors anschließend dem Publikum vor. 15 Stunden hatte ihre Fahrt von ihrer Heimatstadt Kiew in die österreichische Hauptstadt gedauert.

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Als „sehr besondere Nacht für die beiden Chöre“, als „Chance, die man nur einmal im Leben hat und die man nicht verpassen darf“, bezeichnete Chorleiter Ruben Tomalchov den Auftritt, wie die US‑Ausgabe des Musik­magazins „Rolling Stone“ berichtete. Glücklich sei er, es mit den Sängerinnen und Sängern nach Wien geschafft zu haben. Und glücklich schienen auch die jungen Chormitglieder, die sich, als die Stimmung des Songs von feierlich zu rhythmisch wechselte, in den Hüften wiegten, in die Hände klatschten und sich an der Begeisterung des Wiener Publikums begeisterten. Einen Abend, als gäbe es den Krieg nicht.

Die Botschaft des Songs lässt sich als Warnung an Putin lesen

Der aber doch präsent war. Auch die Bühnenbeleuchtung beschränkte sich während des gemeinschaftlichen Auftritts auf blaue und gelbe Spots. Die Botschaft des Refrains dieses Rockklassikers über hochfliegende Erwartungen, Ernüchterung und einer Hinwendung zu Pragmatismus („Du kannst nicht immer bekommen, was du willst / aber wenn du es weiter probierst / könntest du feststellen / dass du bekommst, was du brauchst“) dürfte dabei eher nicht auf die Ukraine gemünzt sein, die ja von (deutschen) Intellektuellen gelegentlich zu opferreichen Friedensverhandlungen aufgefordert wird. Die Zeilen lassen sich vielmehr problemlos als Warnung an den russischen Präsidenten Putin lesen.

Schon zuvor zeigten sich die Rolling Stones auf ihrer Tour „pro Ukraine“

Die 1962 in London gegründeten Rolling Stones, schon seit den Mittsechzigern immer wieder gesellschaft­lichen und politischen Themen zugewandt, machten auch bisher auf ihrer „Sixty“-Tour keinen Hehl aus ihren Sympathien, was den Krieg in der Ukraine betrifft. Im Verlauf der Shows trug man – so gesehen vor Monats­frist im Münchner Olympiastadion – gelbe Gitarren zu blauer Garderobe (Keith Richards, Ronnie Wood).

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Und wurde dann zu Beginn der Zugaben im Video zu „Gimme Shelter“ explizit, einem Song, den Mick Jagger in einem überwältigenden Gospelzwiegesang mit Backgroundsängerin Sasha Allen vortrug. Die Farben der Ukraine dominierten die riesigen Screens und die Lichtshow auf der Bühne. Ursprünglich von Keith Richards und Mick Jagger als apokalyptisches Lied über den Vietnam-Krieg geschrieben, erinnerte die Zeile „War, children, it’s just a shot away“ (Der Krieg, Kinder, ist nur eine Schussweite entfernt) das Publikum an die Nähe von Gewalt, Tod und Zerstörung. Dazu waren Bilder der Ruinen von den russischen Invasoren zerbombter ukrainischer Städte zu sehen.

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Immer wieder stellen sich Künstler aus Rock und Popmusik bei ihren Auftritten auf die Seite der von Russland überfallenen Ukraine. Auch die US-Rock-’n’-Roll-Band Guns N’ Roses widmete am Freitag bei ihrem Konzert in Hannover den Song „Civil War“ der Ukraine. Die Bühne war über die gesamte Show von zwei ukrainischen Flaggen flankiert.

Gitarrist Slash trug dabei ein Tour-T‑Shirt der Rolling Stones.

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