Zuversicht trotz Weltlage: Das Programm der Semperoper 2022/23
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Die Semperoper plant eine Spielzeit ohne pandemische Ausfälle.
© Quelle: Robert Michael/dpa
Dresden. Zuversicht in schwierigen Zeiten: An der Sächsischen Staatsoper wurden die Vorhaben der neuen Spielzeit präsentiert. Trotz der alles überschattenden Weltlage waren Intendant Peter Theiler, Chefdirigent Christian Thielemann, Ballettdirektor Aaron S. Watkin sowie Chefdramaturg Johann Casimir Eule und Manfred Weiß als Künstlerischer Leiter von Semper Zwei durchweg hoffnungsvoll gestimmt, endlich wieder in eine Saison starten zu können, die nicht von pandemischen Ausfällen geprägt sein werde.
Wenn alle Pläne aufgehen, dürfte 2022/23 tatsächlich wieder dafür stehen, was den künstlerischen Rang von Semperoper, Staatskapelle und Ballett bisher ausgemacht hat. Dennoch verschließt sich das Haus nicht vor dem furchtbaren Krieg Putins und dessen unabsehbare Folgen. Als deutliche Geste, von der gewiss nicht nur die ukrainische Sängerin Oksana Volkova als Darstellerin der Amneris tief gerührt sein wird, soll am Samstag vor der Premiere von Verdis „Aida“ die Nationalhymne ihres Landes erklingen.
Offene Fragen bleiben trotzdem: Wie sollen künftig Gäste aus den beiden von Putin entzweiten Staaten nach Dresden gelangen und bezahlt werden? In welcher psychischen Situation mögen die 17 aus der Ukraine stammenden Ensemblemitglieder sein?
Hausgötter Wagner und Strauss
Jedenfalls soll in der kommenden Saison Musik der „Hausgötter“ Richard Wagner und Richard Strauss aufgeführt werden: zwei Zyklen des „Ring des Nibelungen“ in Wunschbesetzung, die Wiederaufnahme der „Meistersinger von Nürnberg“ sowie zwei „Arabella“ und „Der Rosenkavalier“. Literatur, die auch aus Dresden heraus strahle.
Das dürfte wohl auch für die Neuproduktionen gelten, die mit einer spektakulären Uraufführung eingeleitet werden. „Chasing Waterfalls“ des aus Hongkong stammenden Komponisten Angus Lee, der auch die musikalische Leitung innehaben wird, thematisiert Künstliche Intelligenz und soll zugleich von ihr geprägt sein.
Mit den weiteren Opernpremieren soll das Repertoire wieder gepflegt werden. Auch wenn „La Traviata“ (Verdi), „La sonnambula“ (Bellini), „L’Orfeo“ (Monteverdi) und „Pique Dame“ (Tschaikowsky) auf den ersten Blick wenig spektakulär klingen, stehen mit Stefano Ranzani, Evelino Pidò, Wolfgang Katschner und Mikhail Tatarnikov namhafte Dirigenten dafür. Zumal Monteverdis Frühwerk erstmals in der Originalfassung in Dresden aufgeführt werden soll. Und auch die Regiehandschriften von Barbora Horáková, Rolando Villazón (der zudem den Titelpart in „L’Orfeo“ singen wird), Nikolaus Habjan und Andreas Dresen versprechen anregende Opernkost.
Dresen inszeniert „Pique Dame“
Für das Semperoper Ballett kündigte Aaron S. Watkin die Uraufführung von Prokofjews „Romeo und Julia“ in der Choreografie von David Dawson sowie einen dreiteiligen Ballettabend namens „White Darkness“ an. Letzterer beinhaltet Begegnungen mit choreografischen Arbeiten von William Forsythe, Sharon Eyal und Nacho Duato.
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Auf der Bühne Semper zwei kündigte Manfred Weiß drei Premieren an, davon zwei aufgeschobene, deren Ausstattungen bereits produziert worden sind. Aribert Reimanns „Gespenstersonate“ wird von Corinna Tetzel inszeniert und musikalisch von Yura Yang geleitet.
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Christian Thielemann, Chefdirigent der Staatskapelle, gestikuliert vor Beginn der Spielplanvorstellung der Semperoper für die Saison 2022/2023 im Foyer des Opernhauses.
© Quelle: Robert Michael/dpa
„Das schlaue Gretchen“ von Martin Smolka als Familienangebot für Kinder dirigiert Thomas Leo Cadenbach in der Inszenierung von Andrea Kramer und das Rockmusical „The Toxic Avenger“ („Rächer der Verstrahlten“) von David Bryan und Joe Dipietro inszeniert Weiß selbst. Dieses witzige Stück über Umweltzerstörung und deren hoffentliches Ende wird musikalisch von Alexander Hoetzinger geleitet.
Laut Planung also alles beinahe wie früher. Gäbe es nur nicht den Wegfall großer Sponsoren und die Einnahmeverluste der vergangenen zwei Jahre. Im vergangenen Jahr konnte die Semperoper wegen der Corona-Einschränkungen nur 64 Vorstellungen vor rund 26 000 Besuchern absolvieren. 2019 waren noch 292 000 Zuschauer gekommen. Als Folge konnte man über Kartenverkäufe nur 1,5 Millionen Euro einnehmen, 2019 waren es noch 17,3 Millionen Euro.
Von Michael Ernst
DNN