Paukenschlag: Der Freistaat Sachsen verlängert den Vertrag von Christian Thielemann als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden nicht über das Ende der Spielzeit 2023/2024 hinaus. Sein Posten und der des Intendanten der Dresdner Semperoper, Peter Theiler, sollen danach mit der „Perspektive Semper 2030“ neu besetzt werden.
Dresden. Folgt der Begeisterung nun Ernüchterung? Zumindest die Art und Weise, wie Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch mit Ministerpräsident Michael Kretschmer, beide CDU, an ihrer Seite in Einzelgesprächen mit dem Orchestervorstand der Sächsischen Staatskapelle Dresden sowie dem Chefdirigenten Christian Thielemann die Nichtverlängerung von dessen Vertrag kommunizierten, entbehrt theatralischer Raffinesse und reduziert den Vorgang auf das, was er letztlich ist: eine Personalentscheidung des Freistaates für sein größtes und international renommiertestes Theater. Verbunden mit der Ankündigung, dass der jetzige Opernintendant Peter Theiler ein weiteres Jahr über Vertragsablauf bleiben soll. Beide, er und Thielemann, scheiden somit zum gleichen Zeitpunkt, nämlich mit Ende der Spielzeit 2023/24, aus ihren Dresdner Ämtern (DNN berichteten).
Doch so simpel, wie es scheint, ist es nicht. Denn bisher war es gängiges und sinnhaftes Prozedere, dass zuerst die Staatskapelle in interner Abstimmung mit mindestens einer Zweidrittelmehrheit für einen Chefdirigenten votiert und diesen dann dem Freistaat für die Besetzung der Stelle vorschlägt. In der Regel wurde diesem Vorschlag stattgegeben. Die letzte Abstimmung war 2017, als es um die Verlängerung für Thielemann um weitere fünf Jahre ging. Das verlief nach außen geräuschlos, am 30. November unterzeichneten die damalige Kunst- und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) und der Dirigent das entsprechende Papier. Vereinbart wurde eine Mindestzahl von 40 Dirigaten in Konzerten und Opernaufführungen pro Spielzeit, davon mindestens 25 in Dresden. Für Gastspielreisen der Staatskapelle sah der Vertrag einen Umfang von 15 Konzertterminen pro Spielzeit vor. Dazu kommen noch die Dirigate während der Osterfestspiele Salzburg, „die auch zum internationalen Renommee von Sächsischer Staatsoper und Staatskapelle beitragen“, hieß es.