Das zehte Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden lief unter Christian Thielemann. Dieser bietet ein persönliches Meisterwerk mit zwei sehr konträren Teilen.
Dresden. Selten habe ich ein Konzert aus zwei so konträren Teilen mit gleichem Orchester und Dirigenten erlebt, in dem jedes Werk für sich eine dermaßen gültige, exemplarische Wiedergabe erlebte. So geschah es aber im 10. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann.
Die ausgewählten Sinfonien können für die Sehnsüchte ihrer Schöpfer nach etwas stehen, das vergangen ist, an das man gern und voller Wehmut zurückdenkt. Als junger Mann reiste Felix Mendelssohn Bartholdy nach Schottland, lernte die raue, geschichtsträchtige Landschaft kennen und lieben. Später verarbeitete er seine Eindrücke in der 3. Symphonie a-Moll op. 56, der „Schottischen“, ohne dass es Programmmusik wurde. Sehr viel Mendelssohn hat Christian Thielemann bis dato nicht dirigiert. Es war wohl ein Prozeß der genau überlegten Annäherung und das mit grandiosem Erfolg, wie hier sehr deutlich wurde. Diese „Schottische“ wurde ganz, ganz fein gearbeitet, war von - keinesfalls vordergründiger – makelloser Präzision, hatte atmosphärische Dichte und Transparenz. Vor allem aber ließ Thielemann seine Interpretation unverfälscht aus tiefem, romantischen Empfinden erstehen. Da war für klassizistische Tendenzen oder sonstigen modernistischen Krimskram kein Platz. Wie wohl das tat! Die Kapelle präsentierte sich in Hochform, seidenweich und geschmeidig die Streicher, packend und agil im Gesamtklang. Die Bläser rund um den phantastischen Soloklarinettisten Robert Oberaigner spielten blitzsauber und brillant. Thielemann und Mendelssohn – ein weiterer Markstein in der Rubrik „Gesucht und gefunden“. Das Mendelssohn-Konzert in der nächsten Saison sollte man sich unbedingt rot im Kalender eintragen!