Das Mozartkonzert mit ihrem Ehrendirigenten Herbert Blomstedt mag für die Sächsische Staatskapelle Dresden ein wahres Labsal gewesen sein, in musikalischer wie mentaler Hinsicht.
Dresden. Dieses Mozartkonzert mit ihrem Ehrendirigenten Herbert Blomstedt mag für die Sächsische Staatskapelle Dresden ein wahres Labsal gewesen sein, in musikalischer wie mentaler Hinsicht. Von Anfang an lagen eine entspannte Stimmung (nicht mit Oberflächlichkeit zu verwechseln) und Spielfreude über dem Ganzen. Sicher, inzwischen sind Blomstedts Schritte bedächtiger geworden – er ist immerhin im 94. Lebensjahr –, aber wenn er dann auf dem Podium steht, und das tat er im wörtlichen Sinne die ganze Zeit, und zu dirigieren beginnt (meist auswendig), dann strahlt er nach wie vor ungebrochene, ansteckende Vitalität aus, Begeisterung für die ausgewählten Werke, reifes Können, was am Ende zu qualitativen Höchstleistungen bei allen Beteiligten führt. Aufgenommen wurde das Konzert in der Semperoper, zu hören war es bei Deutschlandfunk Kultur, MDR Kultur und MDR Klassik.
Mit Mozarts Sinfonie Nr. 38 D-Dur, der „Prager“, wurde eine gedankliche Brücke in Blomstedts erstes Chefjahr 1975 geschlagen, als er schon einmal dieses Werk mit dem Orchester erarbeitete, wovon noch heute eine Rundfunkaufnahme zeugt. Zwischen dem Erfolg von „Le nozze di Figaro“ in Prag und der ein dreiviertel Jahr später dort stattfindenden Uraufführung des „Don Giovanni“ führte Mozart sie erstmals im Januar 1787 im Prager Ständetheater auf – dreisätzig, also ohne Menuett (vielleicht weil man es damals in Prag so liebte), eine Sinfonie voller Leidenschaft und emotionaler Zerrissenheit, in drei Sonatensätzen kompositorisch dicht, dramatisch ungeheuer spannend und in Mozarts symphonischen Schaffen gleichsam einem Quantensprung entsprechend.