Der Roman „Elbwärts“ des gebürtigen Dresdners Thilo Krause überzeugt nicht gänzlich. Am Donnerstag ist er zusammen mit Julia Schoch lesend im Stream zu erleben.
Dresden.„Wo gehn wir denn hin? Immer nach Hause.“ Diese Sätze umkränzen eines der bekanntesten literarischen Werke der deutschen Romantik, Novalis‘ Roman „Heinrich von Ofterdingen“. Das Zuhause ist der Ort, an dem mit den Gerüchen der Kindheit, den verwehten Abenteuern von einst zugleich die Spuren verratener Freundschaft, erster Abschiede und gebrochener Versprechen aufleuchten. Thilo Krauses namenloser Ich-Erzähler in seinem Roman „Elbwärts“ ist solch ein Heimkehrer; er trägt etwas Schweres im Herzen, er kommt, um wiedergutzumachen, eine alte Schuld abzutragen.
Die äußeren Konturen dieses Mannes bleiben unscharf, dafür werden seine aus der Kindheit mitgebrachten Selbstzweifel und -vorwürfe um so schärfer – den ganzen Roman hindurch – von Krause nachgezeichnet: Der Erzähler hat seine Kindheit in einem Dorf in der sächsisch-tschechischen Grenzlandschaft verlebt, er hat mit seinem besten Freund Vito in den Gebirgshängen Kosmonaut gespielt, und einmal sind sie sogar für mehrere Tage ausgerissen und haben sich in einer Gebirgshöhle versteckt. Bei einer gefährlichen Klettertour in den Felsen ist Vito gestürzt und wird ein Leben lang von diesem Sturz gezeichnet sein. Nach der Amputation seines rechten Beines kann er nur noch auf Krücken zur Schule und in die Wälder, an schwierigen Stellen wird er von seinem Freund getragen oder mit einem Moped-Anhänger transportiert. Dann aber zieht der Ich-Erzähler in die „Stadt der Plattenbauten“ und kehrt Jahre später, mit Frau und Kind nun, in die einstige Heimat zurück.