Zur „Langen Nacht des Cellos“ kamen siebzehn Weltklasse-Streicher in den Dresdner Kulturpalast. Sie brachten den Saal zum Jubeln.
Dresden. Ach, die Erinnerungen. Acht Jahre ist das legendäre „Symposion“ jetzt her. Im Rahmen des Hellerauer TONLAGEN-Festivals präsentierten damals musikalische Gäste aus aller Welt neuneinhalb Stunden lang neue Kompositionen und neue Instrumente im Festspielhaus. Der kürzlich verstorbene Musiker Jan Heinke spielte einen riesigen Stabgong, die Nacht geriet zum halluzinogenen Trip; das Publikum verließ den Konzertsaal in den frühen Morgenstunden wie berauscht.
Anklänge an dieses unwiederbringliche Langzeitkonzert wehten am Donnerstag zur „Langen Nacht des Cellos“ durch den Kulturpalast. Schon die Anreise auf dem Elberadweg ein Abenteuer: fein gekleidete, fröhlich beschwipste Herren in Frack und Zylinder wurden ebenso umkurvt wie dezibeldonnernde, reisiggeschmückte Handwagen. Im Kulturpalast versammelte sich am Ende dieses Herrentags eine weltweit praktizierende musikalische Sekte. Ihre Mitglieder sind allesamt dem Violoncello verfallen. Der Programmzettel verriet, dass Novizen im Alter von drei, vier Jahren rekrutiert werden; der Glaube hält dann meist lebenslang. Siebzehn von geplanten achtzehn Hohepriestern – Corona macht auch vor Cellisten nicht halt – zelebrierten einen Gottesdienst, der gut fünfeinhalb Stunden dauerte, das Abendmahl in den Pausen zwischendurch eingerechnet.