Dresdner Folkband No King. No Crown. veröffentlicht neues Album
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Aus eins mach vier: René Ahlig (l.) wandert nicht mehr auf Solopfaden und ist mittlerweile mit drei Musikern als No King. No Crown. unterwegs.
© Quelle: David Ohl
Dresden.Auf den ersten Blick könnte René Ahlig fälschlicherweise als Hipster-Rapper durchgehen, mit seiner schwarzen Basecap, dem gelben Oversized-Pullover und der modischen Retrobrille. Ab und zu halten ihn Zuschauer auf Festivals tatsächlich für einen Vertreter der Hip-Hop-Szene. Doch wenn René erst auf der Bühne steht, verblüfft er sein Publikum. Mit ruhigem, authentischem Folk.
Vor acht Jahren hat René No King. No Crown. gegründet, damals noch als Soloprojekt. 2016 gesellten sich drei Musiker zum Sänger, eine Band begann sich zu formen. Die ersten Konzerte folgten, dann die erste Tour. Jetzt hat das Indie-Folk-Quartett sein erstes Album „Smoke Signals“ veröffentlicht.
Elf bedeutungsschwere Studien
Schon die ersten Lieder offenbaren: Songwriter René hat nichts an Gedankenreichtum eingebüßt, von dem schon seine beiden Soloplatten maßgeblich geprägt waren. Was ihn bewegt, schreibt er auf. Die Musik hilft René, sie ist wie eine Therapie für den Frontsänger. So wächst das elf Songs umfassende Album „Smoke Signals“ zum Produkt seiner scharfen Beobachtungsgabe und profunder Menschenkenntnis heran. Jeder Text entpuppt sich als bedeutungsschwere Studie des Menschen, der Spuren der Verwüstung hinterlässt und mit seinen Gefühlen hadert. Der nicht weiß, ob er nun glücklich ist oder verzweifelt.
In seinen Texten thematisiert René die Melancholie des Auseinanderlebens („Tongue Tied“), die Sehnsucht nach der Ferne („Mostly Discoloured“) oder persönliche Rückschläge („What’s The Point“). Den Titelsong „Smoke Signals“ hat der 30-Jährige in Island geschrieben, fernab der beengenden Großstadt. Dort, wo nur wenige vor ihm gewesen sind, lässt sich wunderbar über den Menschen und seine Rücksichtslosigkeit philosophieren. Über plastikbedeckte Strände und mächtige Mauern, die den Sonnenaufgang verdecken. Über eine Welt, in der Straßenlichter die Sterne ersetzen. No King. No Crown. malen eindrucksvolle, dystopische Bilder, um ihre gesellschaftskritische Botschaft zu akzentuieren. „Denkst du nicht, wir gehen zu weit?“, fragt René im Refrain – und: „Wer stoppt uns?“ Als hätte er die Hoffnung in die Menschheit schon längst verloren.
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Für das neue Album waren No King. No Crown. mit Unterstützung der Initiative Musik erstmals in voller Bandbesetzung im Studio. Und das hört man: Die neue Platte ist ausgereifter und vielfältiger als die vorherigen Soloalben „Heart to Escape“ und „Without Yesterday“. Aus reinem Folk hat sich ein ausgewogenes Gemisch aus träumerischem Indie-Folk, ruhigem Kammerpop und Singer-Songwriter entwickelt, ergänzt um elektronische Klänge. Die Musikgruppe experimentiert nunmehr mit Vocal-Loops, Hip-Hop-Beats und sphärischen Synthesizern. Mal erklingen mehrere Akustik-Gitarren, mal gar keine, dafür eine Geige, eine Trompete oder ein Banjo.
Ein Baum, der Früchte trägt
„Früher habe ich die Lieder alleine geschrieben, zu Hause, mit der Gitarre“, erinnert sich René. „Jetzt entstehen die Songs in Gruppenarbeit. Und sie sind erst fertig, wenn jeder zufrieden ist.“ Dem facettenreichen Klangbild sind die Einflüsse renommierter Folkmusiker wie RY X oder Bon Iver anzuhören, auch an die Mighty Oaks und Mumford and Sons lässt der feinfühlige Sound erinnern. Produziert wurde die Platte von Philipp Makolies, seines Zeichens Gitarrist der Dresdner Popband Woods of Birnam.
„Unsere Wurzeln sind zwar immer noch im Akustik-Gefilde und im Folk. Aus der kleinen Pflanze ist nun aber ein Baum geworden“, metaphorisiert René. Ein Baum, der Früchte trägt: Das letzte Album wurde auf Spotify rund 1,5 Millionen Mal gestreamt. Auch das Video zur Single „Smoke Signals“ erhielt bei YouTube bislang über 180 000 Klicks.
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No King. No Crown. stehen für facettenreichen Folk.
© Quelle: David Ohl
Mittlerweile kommen auch immer mehr Menschen zu den Konzerten: Mehr als 300 Besucher erlebten die letzte Release-Soloshow von No King. No Crown. in der Scheune. Wie könnte René diesen Abend vergessen. „Das war einmalig“, sagt er, und noch immer leuchten seine Augen, wenn er davon erzählt. Am Freitag kehrt die Band zurück an diesen Ort. Nicht nur, um in Erinnerungen zu schwelgen, sondern auch, um den Auftakt ihrer Tour zu feiern. Und um den einen oder anderen Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Vielleicht sogar zum Umdenken.
Freitag, 20 Uhr: No King. No Crown., Scheune, Tickets für 10, AK 13 Euro
Von Junes Semmoudi