Der Theaterkahn kehrt aus einer längeren Pause zurück. Kurzzeitig sah es sogar so aus, als würde der 104-Jahre alte Schleppkahn „Marion“ gar nicht mehr ablegen.
Dresdner. „Man muss es selbst erlebt haben, um es nicht zu verstehen!“ – mit diesem sarkastischen Zitat spielte Intendant, Autor und Regisseur Holger Böhme im Pressegespräch zur bevorstehenden Wiedereröffnung des schwimmenden „Dresdner Brettls“ auf den starken bürokratischen Wellengang an, mit dem er, seine Crew und alle Unterstützer in den vergangenen zwei Jahren zu kämpfen hatten. Während des Genehmigungsverfahrens für ein neues Brandschutzkonzept stellte sich heraus, dass die Dokumente von 1994 im Bauaufsichtsamt untergegangen waren und dem so genial umfunktionierten 104 Jahre alten Schleppkahn „Marion“ nun plötzlich das gleiche Schicksal drohte. Die gemeinnützige Theaterkahn-Stiftung und die Künstler schafften es schließlich, dass die Verantwortlichen von Stadt und Land, alle Ämter, Geldgeber und Baufirmen an einem Strang zogen und das beliebte Musenschiff nicht die Elbe hinunterging. Nun hat alles seine Ordnung, die reibungslose „Entfluchtung“ auch des Rangs ist gewährleistet, über die 170 Plätze im Zuschauerraum weht ein virengefiltertes, frisches Lüftchen und technisch ist alles vor, auf und hinter der Bühne auf Vordermann gebracht worden.
Als i-Tüpfelchen und Option auf die Zukunft präsentierte der glückliche Chef gemeinsam mit Ines Kirner und Viola Martin-Mönnich ein flexibles Solarmodul. 66 der knapp sieben Kilo leichten Bauteile werden zurzeit direkt auf dem Dach des Theaterkahns mit Spezialkleber klimasicher verklebt. Alle Beteiligten sind stolz, damit an exponierte Stelle im historischen Zentrum das Dresdner Pilotprojekt für die Verwendung dieser effizienten Module platzieren zu können. Die elektrisierende Dachhaut wird ein Viertel des Energiebedarfs im Kahn decken (etwa 22 750 kWh/Jahr) und damit umweltgerecht die Energiekosten senken. Ab 26. Mai kann das Publikum wieder an Bord gehen. Die Quarantänerevue "Hurra, wir machen zu!", eine Produktion mit der Micha-Fuchs-Band, und ein Fest in der Schiffsbar garantieren für beste Stimmung zum Neustart.