Besucher des Moritzburgfestivals werden auf ihre Sitzfestigkeit und musikalische Aufgeschlossenheit geprüft. Die meisten Werke wecken aber den Wunsch nach Mehr.
Moritzburg. „Satzweise“ ist die Devise bei der Langen Nacht der Kammermusik in Moritzburg. Sie bringt von vielem etwas, mischt die Stilrichtungen bunt durcheinander, löst mit ihren Appetithäppchen aus den einzelnen Werken meistens den Wunsch nach Mehr aus und gehört traditionell den Mitgliedern der Festival Akademie. Nicht nur für die Sitzfestigkeit der Hörer ist sie eine Herausforderung (auch diesmal waren es mehr als drei Stunden Konzertdauer), sondern auch für ihre musikalische Aufgeschlossenheit. Aber darum braucht man sich hier keine Sorgen zu machen. Das ernsthafte Engagement der jungen Musiker, die Mira Wang und ihr Team wieder mit großer Treffsicherheit ausgewählt hatten, und ihr Können auf hohem und höchstem Niveau rissen jeden mit.
Schon aus Platzgründen ist es unmöglich, alles zu würdigen. Also muss es eine Auswahl tun. Da war z.B. die Geigerin Stephanie Kemna, die nicht nur einen wunderschönen, biegsamen Klang zauberte, sondern auch mit Primarius-Fähigkeiten hervortrat – etwa in der subtilen Darbietung des f-Moll-Quartetts von Mendelssohn Bartholdy. Auch von der tief lotenden, ihre Doppelbödigkeit betonenden Wiedergabe der frühen Streich-Oktette von Schostakowitsch konnte man nur begeistert sein.