Passionsaufführungen können derzeit nicht stattfinden, CDs aber kann jeder hören. Zum Beispiel die Aufnahme der Johannes-Passion mit der Gaechinger Cantorey unter Hans-Christoph Rademann.
Dresden. Wenn es noch einer Begründung dafür bedurfte, dass Hans-Christoph Rademann kürzlich seinen Vertrag bei der Stuttgarter Bachakademie bis zum Jahr 2024 verlängern konnte, so kann man sie jetzt in Händen halten: Anlässlich der Bachwoche in Ansbach entstand im vergangenen Jahr eine Einspielung von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion unter Rademanns Leitung, die nun beim Carus-Verlag vorliegt. Gemeinsam mit der Gaechinger Cantorey ist dem Dirigenten darin eine Aufführung des Werkes gelungen, wie man sie so gültig lange nicht zu hören bekam.
Rademann bezieht sich mit der Neueinspielung auf die letzte Fassung des Oratoriums aus dem Jahr 1749, die jedoch nicht als Vermächtnis des Komponisten zu verstehen ist. Michael Maul (Bach-Archiv Leipzig) erläutert im CD-Heft sehr lesenswert die Entwicklung der Komposition über die verschiedenen Gelegenheiten hinweg, die Bach für deren Aufführungen in Leipzig hatte. Bemerkenswert ist, dass er dabei immer wieder Modifizierungen und Modernisierungen an Text und Instrumentierung vornahm, ohne sich auf eine letztgültige Form (wie bei der Matthäus-Passion) festzulegen.