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Wertvolles Gemälde aus dem 17. Jahrhundert

Niederländisches Meisterwerk aus dem Goldenen Zeitalter in Australien entdeckt

So sieht das 400 Jahre alte Gemälde nach der Restaurierung aus.

So sieht das 400 Jahre alte Gemälde nach der Restaurierung aus.

Ein Bild, das gemalt wurde, noch bevor James Cook in Australien landete, schlägt hohe Wogen auf dem Fünften Kontinent. Das Gemälde wurde während eines Kunst­restaurierungs­projekts der lokalen Denkmalschutzorganisation National Trust in einem Lagerraum in Australien entdeckt. Es war Teil einer historisch bedeutenden Sammlung mit 60.000 Artefakten.

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Doch in dieser Masse an Kunstwerken war dem wertvollen Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, das bis zu 5 Millionen australische Dollar, umgerechnet rund 3,4 Millionen Euro, wert sein könnte, bisher wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht worden. Letzteres lag auch an dem schlechten Zustand des Bildes, das vor seiner Restaurierung stark verschmutzt war und von dem die Farbe stellenweise abblätterte.

„Wie eine Stecknadel im Heuhaufen“

„Ein authentisches Gemälde aus dem 17. Jahrhundert in meinem Lagerraum beim National Trust zu finden war mehr als aufregend“, sagte Rebecca Pinchin, die die Sammlungen der Denkmalschutzorganisation managt. „Es verschlug mir geradezu den Atem.“ Die Unterschrift des Künstlers zu entdecken habe sich angefühlt, wie eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Der Kunstexperte Hendrik Kolenberg, ein ehemaliger Kurator der Kunstgalerie von New South Wales in Sydney, sagte, dass es sich bei dem Bild um einen „seltenen Schatz“ handele.

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Das Ölgemälde, das sich auf zwei Eichen-Hartfaserplatten befindet, zeigt ein Stillleben: einen Tisch mit einem in Falten gelegten weißen Tischtuch, auf dem ein angegessener Kuchen, Nüsse und Nussschalen, ein Brötchen, ein silberner Kelch und Glaswaren liegen. Laut Experten könnte das Kunstwerk von dem berühmten Stilllebenmaler Willem Claeszoon Heda und seinem Sohn geschaffen worden sein.

Möglich wäre aber auch, dass der Sohn Gerrit Willemz Heda es allein gemalt hat. Der junge Heda ist jedoch bereits mit Mitte zwanzig verstorben, und sein Stil ist dem seines Vaters sehr ähnlich. Letzterer unterrichtete ihn auch und stellte mehrere Gemälde mit ihm gemeinsam fertig. Auch die Unterschrift der beiden Künstler ähnelt sich und bis 1945 wurden die Gemälde von Gerrit Willemz Heda stets seinem Vater zugeschrieben.

Das Bild zeigt, wie das Ölgemälde restauriert wird.

Das Bild zeigt, wie das Ölgemälde restauriert wird.

Selbst Bäcker und Metzger waren Kunstsammler

Willemz Claesz Heda war ein niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts. Er spezialisierte sich auf Stilllebenmalerei und gilt als einer der großen Meister des holländischen Goldenen Zeitalters. Während des 17. Jahrhunderts erfreuten sich die Holländer eines beispiellosen Reichtums, der größtenteils auf Handel beruhte. Das Sammeln von Kunst war ein weit­verbreiteter Zeitvertreib. Zeitgenössische Berichte sprechen selbst darüber, dass einfachere Leute wie Bäcker, Metzger oder Schmiede begeisterte Kunstsammler waren.

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Das Goldene Zeitalter war eine bemerkenswerte Zeit kreativer Produktion, in der Tausende von Kunstwerken von außergewöhnlicher Qualität produziert wurden. Jan Vermeer, Jan Steen, Frans Hals und Rembrandt lebten und schafften in dieser Epoche. Das Stillleben war eine beliebte Gattung der Malerei der damaligen Zeit. Die Bilder steckten oft voller Symbolgehalt: Häufig findet sich beispielsweise der sogenannte Vanitas-Gedanke.

Mit faulendem Obst, welkenden Blumen oder herabgebrannten Kerzen wurde auf die Vergänglichkeit des Lebens oder die Sünde des übermäßigen Genusses hingewiesen. Der als Banketjes bekannte Frühstückstisch mit Brombeerkuchen wurde für Heda zu einem Marken­zeichen – Vater und Sohn produzierten Dutzende von Gemälden, die alle die gleiche Torte, den gleichen Teller, das gleiche Messer und die gleiche Karaffe zeigen, die auf einer zunehmend zerknitterten und drapierten Tischdecke positioniert sind.

Australische Passion für niederländische Gemälde

Dieses bisher jedoch unbekannte Meisterwerk wurde in der Woodford Academy in den Blue Mountains aufgefunden, dem ältesten erhaltenen Gebäudekomplex aus der Kolonialzeit. Die Blue Mountains sind eine beliebte Ausflugsregion westlich von Sydney. Ursprünglich war der Gebäudekomplex 1830 als Gasthof erbaut worden. Später wurde er als Akademie erweitert, diente als Herrenhaus, Gästehaus, Pension und Privatschule.

Es wird vermutet, dass das Kunstwerk von Alfred Fairfax, dem Neffen von James Fairfax, dem Gründer der australischen Tageszeitung „Sydney Morning Herald“, im 19. Jahrhundert in die Woodford Academy gebracht wurde. Fairfax war ein erfolgreicher Geschäftsmann, und das Sammeln von Kunst war eine beliebte Freizeitbeschäftigung in der Zeit. Niederländische Werke waren dabei wohl besonders beliebt.

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Langjährige Bande

Insgesamt kommt der Fund zu einer opportunen Zeit: Australien und die Niederlande feiern gerade das 80-jährige Jubiläum ihrer diplomatischen Beziehungen. Außerdem ist die Zusammenarbeit der Länder nicht zuletzt aufgrund der Wahrheitssuche rund um den Absturz des Malaysia-Airlines-Fliegers MH17, bei dem viele Australier und Niederländer ums Leben kamen, besonders eng.

Die Holländer sind zudem vermutlich die ersten Europäer, die Kontakt mit dem Kontinent hatten. Noch vor dem Briten James Cook war 1606 nämlich der Holländer Willem Janszoon in Australien gelandet. Anders als Cook beanspruchte er den Kontinent jedoch nicht für sein Land, sondern segelte nach einem Stopp an der Nordküste wieder weiter.

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