Neue Alben: Maroon 5 machen Radiopop, Ryan Adams klingt richtig soulig

Dies könnte – rein optisch gesehen – eine Rock-'n'-Roll-Kapelle sein: Die Band Maroon 5 liefert auf ihrem neuen Album aber eher kantenlosen Pop.

Dies könnte – rein optisch gesehen – eine Rock-'n'-Roll-Kapelle sein: Die Band Maroon 5 liefert auf ihrem neuen Album aber eher kantenlosen Pop.

Nein, Maroon 5 machen schon lange keinen Rock mehr, sondern irgendwas mit Charts. Irgendwas soundmäßig Buntes, total Faszinierendes und auch Tanzbares (und auch noch mit Protest) macht dagegen die kalifornische Singer/Songwriterin Shungudzo auf ihrem Debütalbum. Von einem „Utopia“ träumt Konstantin Wecker und voller Hoffnung ist Joan Armatrading – allerdings weniger auf die Charts, als auf die wissende Gemeinde der Liebhaber ihrer nachdenklich machenden Songs. All das und was sonst derzeit noch so los ist auf dem Markt der Popklänge lesen Sie hier.

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Maroon 5 wollen Lieblinge der Radiosender bleiben

Maroon 5 waren mal eine Rockband. Das würde, wer ihr siebtes Album „Jordi“ hört, niemand auch nur erahnen. Wie kaum eine andere Band in den letzten 20 Jahren haben die Kalifornier um Sänger Adam Levine ihre Wurzeln unkenntlich gemacht, um kommerziell erfolgreich zu sein. Das dem vor vier Jahren verstorbenen Manager Jordan Feldstein gewidmete neue Werk ist glattgeschliffener R’n‘B und Elektropop (den andere besser können), ist so konturlos wie chartsaffin und wartet mit jüngeren Gaststars wie Rapper Juice Wrld („Can’t Leave You Alone“) oder Blackbear („Echo“) auf, die – so vermutet man vielleicht etwas gemein - verhindern sollen, dass die Maroons als alte Frühvierziger aus dem Sendeschema der Radiosender fallen.

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Der erste Höhepunkt nach vier musikalischen Belanglosigkeiten ist „Remedy“ – ein Duett mit Fleetwood-Mac-Sängerin Stevie Nicks. Drei Stücke später folgt mit der Ballade „Convince Me Otherwise“, bei der die diesjährige Song-Oscar-Gewinnerin H. E. R. (alias Gabriella Wilson) Levine und seinen Mannen zur Seite steht, der Königssong eines Albums, gegen das der jüngste Imagine-Dragons-Output vorkommt wie Led Zeppelin. „Rock’n‘Roll never dies!“ riefen unlängst beim ESC dessen Gewinner Måneskin aus Italien. Der von Maroon 5 aber liegt schon 15 Jahre „six feet under“.

Maroon 5 – „Jordi“ (Interscope)

Blackberry Smoke brechen eine Lanze für den US-Süden

So geht Rock’n‘Roll! Blackberry Smoke aus Atlanta – übrigens genauso alt wie Maroon 5 – spielen die Südstaaten-Gangart: markante Riffs, feine Soli, kraftvolle Beats, ein Grooven und Grollen und über alldem die kraftvoll-raue Stimme von Charlie Starr. Natürlich wird sich von den zehn wurzeligen Tracks des achten Albums „You Hear Georgia“, in denen man das Erbe von Lynyrd Skynyrd, Tom Petty, CCR (und der Rolling Stones) spürt, keiner ins Formatradio verirren. Auch nicht die mächtige Titelballade, mit der Starr gegen Vorurteile ansingt, sein Staat sei die Heimat eines üblen, rassistischen Volks mit unverständlichem Akzent. Auch nicht der stompende Little-Feat-Funk von „Hey Delilah“. Und erst recht nicht der ironische Walzer „Lonesome for A Livin‘“, mit Jamey Johnson, der in Countryklangfarben von einem Countrysänger erzählt, der mit dem Image des „poor lonesome Cowboy“ sein Geld verdient. Willie Nelson lässt grüßen – erst recht in den Lyrics von „Old Enough to Know“.

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In nur zehn Tagen unter den Fittichen von Dave Cobb eingespielt, hat „You Hear Georgia“ über die volle Länge Witz und Temperament und bei „All Over The Road“ rasen die fünf über Stock und Stein, als wäre der alte Rock’n‘Roll wieder jung, und man wird hoch- und mitgerissen von Sturm und Emphase, headbangt vor den Lautsprechern und hat auf einen Schlag alle elf Songs von Maroon 5s „Jordi“ vergessen.

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Blackberry Smoke – „You Hear Georgia“ (Thirty Tigers)

Wenig wird gerockt – Ryan Adams gibt lieber den Soul-Man

Wann war er je so offen „catchy“, wann hat er je solchen auf den ersten Horch verführerischen Traumpop geschrieben, der Indie- und Americana-Macher Ryan Adams? Schon der erste Track, das Titellied „Big Colors“, malt in den glühenden Klangfarben des Soul ein Bild von Bestimmung und all den Irritationen, die einen vom Weg abbringen: „So – where do we go?“, fragt Adams im Falsett, und obwohl wir wissen, dass Vorwürfe erhoben werden, er sei schwer in die Irre gegangen, habe sich Partnerinnen gegenüber grausam und manipulativ verhalten, klingt er doch so traurigsüß wie ein Roy Orbison – nur mit etwas rauerer Stimme. Lieder wie „It’s So Quiet, It’s Loud“, „I Surrender“, das zärtlich-countryeske „In It for The Pleasure“, der Achtzigerjahre-Jinglejangle „Manchester“ oder „Fuck The Rain“, das klingt als wär’s ein verlorener Folkklassiker von Cat Stevens, sind erstklassige Hörer-Betörer.

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Nichts soll an den Vorwürfen gegen Adams geschmälert werden, nur weil er die Kunst des Songwriting so virtuos beherrscht. Nicht alle Barden, die formidabel über die Liebe, ihre Freuden und Tristessen singen, können dann auch vor- oder nachleben, was sie uns singend ans Herz legen.

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Aber es muss auch gesagt werden, dass „Big Colors“, das nur wenige Monate nach „Wednesdays“ erscheint, Adams‘ bislang vielleicht größter Balladenwurf ist. Gerockt wird nur ein paar Mal: die kühl vorwärts stürmende Eddie-Cochran-Reminiszenz „Power“ ist beispielsweise „something else“, und „Middle of The Line“ geht als knackige Verbeugung vor den Stones durch.

Ryan Adams – „Big Colors“ (Pax AM)

Lukas Nelson reist mit Liebesgeschwindigkeit

Mögen die Imperien auch fallen, Baby, scher dich nicht drum, mit uns geht alles in Ordnung. So singt das Lukas Nelson auf seinem neuen Album, dem sechsten und wohl besten, das er mit seiner Band Promise of The Real (breitere Aufmerksamkeit genießend seit Lady Gagas Countryfilm „A Star is Born“) eingespielt hat. Und eine Steel Guitar malt ihre trauten Bögen in den Einstiegssong „We’ll Be Alright“ hinein, während man wieder mal seinen Ohren nicht traut: Der trostreiche Luke klingt exakt wie sein Vater Willie. Er schreibt zudem ähnlich einfühlsame Songgeschichten wie sein Dad und verschmilzt gekonnt (und soulig) Country mit (dezentem) Rock’n‘Roll.

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Produziert von Dave Cobb in Nashville, verweigert sich Lukas Nelson den Mannsbildklischees der Cowboy- und Truckersongs und fordert lieber in „Leave ’em Behind“ Frauen auf, sich nicht benutzen zu lassen, dass es keine Entschuldigung gebe für Lügen oder Missbrauch. Dass er schneller als mit Liebesgeschwindigkeit reist, dass sein Herz wie ein großer weißer Diamant am Himmel scheint, erklärt er dann im Titelsong, einer funkelnden Klavierballade, die Nelson in der Nacht schrieb, in der eine gute Freundin von ihm starb, die er ihr gewidmet hat und die er mit aller gebotenen Zärtlichkeit singt.

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Lukas Nelson & Promise of The Real – „A Few Stars Apart“ (Fantasy)

James wandern auf der Goldziegelstraße

Als man James erstmals wahrnahm, diese ungewöhnliche Manchester-Band mit feinem Smiths-Appeal, gab es sie schon elf Jahre. Ihr Album „Seven“ lief auf unseren Partys bis zur Erschöpfung und sie wurden zu den Lieblingen gerechnet, auch wenn keins ihrer Alben je die deutschen Bestverkaufslisten berührte. Zwischen Britpop und Indierock changierten James, waren immer bereit, sich auszuprobieren, den musikalischen Horizont zu erweitern. Das tun sie bis heute, auch auf „All The Colours You Like“, ihrem 16. Studioalbum. Synthesizer, Elektrobeats, Gitarren regieren unter den Fittichen von Jacknife Lee dieses meist schöne Vorwärts. Mitten rein in die Zeit von Covid-19, Klimawandel, dem Hasspräsi Trump (der in „Living in Extraordinary Times“ examiniert wird) geht’s – und mitten rein auch in die Clubs. James go Disco!

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Wir lieben den marschierenden Titelsong, das hypnotische „Recover“ und den psychedelischen Upbeat von „Isabella“, einem Liebeslied mit Sänger Tim Booths lyrischem Biss: „Irgendwann, wenn ich sterbe, werden sie eine Autopsie machen und deine Kugel in mir finden.“ „Beautiful Beaches“ wird die Gemeinde spalten – Kommerzfeinde werden die U2-Schnute ziehen oder sagen, das sei der beste Hit, den Coldplay nie schrieben. Booth aber singt „Wir ergreifen unsere Chancen“ und dass er raus aus Kansas gehe – wahrscheinlich zu Dorothy nach Oz auf die Goldziegelstraße. Tja, und wenn man jemandem einen Sing-Along-Nummer-eins-Hit wünscht, dann James. „Wherever it Takes Us“ heißt dann noch ein Stück, das an den Talking Beat der Talking Heads erinnert. Und ja, wohin immer es James verschlagen mag, wir folgen verzaubert.

James – „All The Colours of You“ (Virgin)

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Americana-Schönheiten von Hiss Golden Messenger

Lieder über das seelische Heranwachsen, über Glück, Leid und Verlust erklingen auf „Quietly Blowing It“, dem siebten Werk der hierzulande gewiss nicht mehr lange ziemlich unbekannten Band Hiss Golden Messenger aus North Carolina. „Way Back in The Way Back“ mit seinen funkelnden Keyboards und seiner traurigen Klage eines einsamen Heimkehrwilligen über „das System, das uns ins Ketten hält“, eröffnet ein tiefenentspanntes Rockalbum, dessen Roots bis in den Blues hinabreichen, das einen Stamm aus Soul hat und dessen höchste Zweige sich (gleich mal im Gebläse des Eröffnungssongs) zum Jazz hin strecken. Sänger und Songwriter M. C. Taylor kann mit der Hiss-Band aber auch einfachen Country mit Hufrhythmus – siehe „The Great Mystifier“ – jedenfalls scheint das so, bis zum Ende hin eine Gitarre einen kleinen, wunderbaren Southern-Rock-Solo-Traum von Duane Allman träumt.

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Taylor schrieb zwei Dutzend Lieder über sein Leben in seinem Heimstudio, spielte die Instrumente in den Erstversionen selbst, bevor elf von ihnen unter den Händen der tourerprobten Band zu den wohl schönsten Americana-Songs der ersten Hälfte von 2021 wuchsen. Ist „Mighty Dollar“ schon schleppend funky, so erinnert das luzide, sachte „It Will If We Let It“ mit Taylor im Falsett an die besten Balladen von Prince. Gitarren-Heros Buddy Miller adelt den Titelsong mit einem Solo, die Mundharmonika ist im lässigen „Glory Strums (Loneliness of the Long-Distance-Runner)“ wie eine kühle Brise in der brüllenden Hitze dieser auf Donner und Hagel zuschwitzenden Mittjunitage. Dass er nicht aus seinem Kopf rauskommt, aus den schlechten und traurigen Gefühlslagen, singt Taylor am Ende im pianogetragenen „Sanctuary“. Dass er sich aber darauf verstünde, darüber zu singen. Stimmt genau!

Hiss Golden Messenger – „Quietly Blowing It“ (Merge/Cargo)

„Du kannst die Welt ändern“, singt Shungudzo

Und noch was Tolles: Hier kommt Alexandra Shungudzo Govere, eine Künstlerin aus Kalifornien, die als Zehnjährige von Simbabwe nach Amerika kam und die auf ihrem Debütalbum „I’m Not A Mother, But I Have Children“ ihre Botschaften mit einem unwiderstehlichen Genremix aus Dance-Folk, Weltmusik und – gelegentlich – Rock’n‘Roll versieht. Die Stimme – wechselnd zwischen kindlich und soulful, kraftvoll und verletzlich – liefert eine Selbstverortung in der gierig-kalten Welt des Kapitalismus, in einem Amerika, dessen Realität die Träume der heute 31-Jährigen von Freiheit und Gleichheit nicht erfüllen konnte. Songtitel wie „There’s Only So Much A Soul Can Take“ (ein cooler Stomper) oder „It’s A Good Day To Fight The System“ (Disco mit Mariachi-Trompeten und Gospel-Ende) sprechen für sich – es geht um Rassismus, das letztgenannte Lied entstand nach der Ermordung George Floyds und dem Aufflammen der Black-Lives-Matter-Proteste.

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Die unwiderstehliche Klavierballade „To Be Me“ steht im Herzen der 16 Songs. Es ist ein durchaus wütendes Lied übers Frausein und über weibliche Selbstbestimmung in einer immer noch zu patriarchalischen westlichen Welt, deren Verfechter Frau zu oft noch als Objekt und Vergnügen missachten. Shungudzo, die auch Journalistin ist, sieht den Song als Ermächtigung aller Opfer sexistischer (und rassistischer) Gewalt.

Und „White Parents“, das mit einer Kurt-Cobain-Gitarre und einem archaischen Heulen beginnt, wendet sich gegen Weiße, die Schwarze aus Gründen der „Exotik“ daten (und damit erniedrigen). „The World Can’t Change, But You Can Change The World“ heißt dann ein zartes Akustikgitarrenstück, mit dem sich die Künstlerin in die Tradition der Sechzigerjahre stellt. Sie stampft auf – Musik trägt über den einzelnen Hörer zur besseren Welt bei.

Shungudzo – „I’m Not A Mother, But I Have Children“ (BMG)

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Konstantin Wecker macht wach mit „Utopia“

Noch immer hat der inzwischen 74-jährige bayerische Liedermacher Konstantin Wecker so etwas wie Glücksfunken in der Stimme, wenn er singt. In der Toskana lebt er, in einer der schönsten, melancholische Freude stiftenden Ecken der Welt. Und sein Album „Utopia“, das er in aller Unruhe der erzwungenen Corona-Bühnenauszeit fertiggestellt hat, spiegelt das wider. Hier ist das Album eines Mannes, der über Jahrzehnte viel gegeben hat, der sich zerschossen und geflickt hat und nun sein Alter umarmt, nicht ohne um noch einen weiteren Musenkuss zu bitten.

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Der ihm hier gewährt wurde. Noch immer träumt der Idealist Wecker in seinen Liedern, die er mit Fany Kammerlander am Cello, Jo Barnikel am Flügel, dem Münchner Schlagzeuger Thomas Simmerl und dem österreichischen Gitarristen Severin Trogbacher aufgenommen hat, von einer Welt ohne Gier und Gewalt, ohne Unterdrückung und blinder Gefolgschaft, einer Welt der Liebe und Klugheit wie sie sich John Lennon 1971 in „Imagine“ ausmalte. Der Titelsong kommt einem denn auch wie eine Verneigung vor dem vor 40 Jahren ermordeten Beatle vor. Und in „Schäm dich Europa“ liest er der alten humanistischen Welt die Leviten, die in der Flüchtlingskrise glatt ihren Humanismus vergaß und in der Angst vorm Teilenmüssen den Aufstieg eines unseligen Nationalismus ermöglichte. Vom reinen Gedichtvortrag bis zum Reggae reicht das Klangspektrum, von Rock bis Jazz. „Es gibt kein Recht auf Gehorsam“, singt Wecker zu einem Marsch und meint damit gewiss nicht die, die jüngst dachten, sie dächten quer statt wirr. Seinem Namen wird der Mann immer noch gerecht. Er ist ein Wecker und nach „Utopia“ ist man wach.

Konstantin Wecker – „Utopia“ (Sturm & Klang/Alive)

Joan Armatrading und die Kraft der Veränderung

Auch Joan Armatrading, einflussreiche britischen Singer/Songwriterin (siehe vor allem Tracy Chapman und Laura Myula) mit einer Stilmelange, die Blues, Soul, Rock und Jazz einbezieht, hat die verordnete Bühnenabstinenz zur Verfeinerung ihres schon vor der Pandemie begonnenen Albums „Consequences“ genutzt. Begleitmusiker braucht Armatrading lange nicht mehr, schon seit knapp 20 Jahren spielt sie auf ihren Produktionen die Instrumente selbst. Schlagzeug nicht, das programmiert sie. Die Texte kamen zuerst, aber die Musik, die ihnen folgte, wirkt nicht etwa zweitrangig und aufgesetzt. Die Melodien sind schlicht – einige davon Langzeitohrwürmer.

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Liebeslieder singt die 70-Jährige hier vornehmlich. Der Liebste ist etwa, wie man im Englischen gern sagt, „in Liebe gefallen“, und Armatrading erwidert in „Already There“ verschmitzt und mit mächtiger Stimme, sie sei schon zuvor dort hingefallen gewesen. Ein Song mit Sog, mit Hitqualitäten, entstanden, wie alles hier, nicht aus dem eigenen Erleben, sondern aus der Beobachtung heraus.

Ratschläge hat Armatrading auch parat, aus anderem Munde käme einem manches binsenweise vor. In ihrem Reggae „Better Life“ singt sie darüber, dass das große Ganze aus dem Kleinen heraus verändert wird: „Veränderung kann die Welt heilen und alles, was du dafür tun musst, ist, dich selbst zu ändern.“ Das Letzte was sie auf Erden tun werde, ist einen Song zu schreiben, hat sie jüngst in einem Interview gesagt. Die gar nicht schlechten Konsequenzen der Unermüdlichkeit: weitere Alben.

Joan Armatrading – „Consequences“ (BMG)

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