Igor Levit will auf die Nöte der Künstler während der Corona-Pandemie aufmerksam machen. Dafür hat er eines der längsten Stücke der Musikgeschichte gespielt: Eric Saties „Quälereien“ müssen 840-mal wiederholt werden. Die Aufführung hat mehr als 18 Stunden gedauert und den Pianisten an seine Grenzen gebracht. Lesen Sie hier das Protokoll des Extremkonzertes von Stefan Arndt, Musikexperte aus Hannover, der Heimatstadt von Levit.
Hannover. Der Titel ist Programm: Ein Konzert mit Erik Saties „Vexations“ – auf Deutsch „Quälereien“ – dauert zwischen 15 und 25 Stunden. Das Stück besteht aus einem kurzen Thema und zwei Variationen, die auf ein einziges Notenblatt passen. Die außergewöhnliche Länge entsteht durch Wiederholungen: Satie (1866–1925) hat vorgeschrieben, die Passagen 840-mal zu spielen.
Der Pianist Igor Levit hat nun mit einer Aufführung auf die Notlage von Kulturschaffenden in aller Welt während der Corona-Krise aufmerksam gemacht. Mit ihrer Monotonie, ihrer Unnachgiebigkeit und beinahen Inhaltsleere entsprächen die „Quälereien“ seinem derzeitigen Gefühlsleben, sagt der Pianist. Die Aufführung sei eine emotionale und körperliche Grenzerfahrung: „Es ist eine Prüfung – genau wie diese ganze Zeit gerade.“ Ob er die ganze Aufführung durchhalte, könne er nicht sagen, so Levit vor dem Marathonkonzert. Am frühen Sonntagmorgen steht dann fest: Es war ganz schön knapp.