Das geheime Pariser Kühlsystem: Der Mona Lisa vergeht das Lächeln nicht
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Im Louvre bleibt es kühl genug - hier die Mona Lisa.
© Quelle: Francois Guillot/AFP/dpa
Paris. Das wenig bekannte Netzwerk der „urbanen Kühlung“ schlängelt sich unbemerkt in einer Tiefe von bis 30 Metern unter den Füßen der Pariserinnen und Pariser entlang. Es pumpt eiskaltes Wasser durch ein Labyrinth von insgesamt 89 Kilometer langen Rohren und kühlt die Luft an mehr als 700 Orten. Das System, das mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben wird, ist das größte dieser Art in Europa. Es arbeitet rund um die Uhr mit ohrenbetäubendem Lärm, von dem aber überirdisch nichts zu hören ist.
Einem ambitionierten neuen Vertrag zufolge will die Stadt die Größe des Netzwerks bis zum Jahr 2042 auf 252 Kilometer fast verdreifachen. Damit wäre es die größte urbane Kühlungsanlage der Welt. Das neue Vorhaben soll der Stadt sowohl bei der Anpassung an die Erderwärmung als auch bei der Bekämpfung von deren Folgen helfen. In vielen Teilen Europas waren im Juli Temperaturen von 40 Grad erreicht worden.
Paris will das Kühlnetzwerk erweitern
Paris will das Kühlnetzwerk in den kommenden 20 Jahren auf Krankenhäuser, Schulen und Metro-Stationen erweitern. In welchem Umfang es zu den Olympischen Spielen in der französischen Hauptstadt im Jahr 2024 in Betrieb sein wird, ist noch unklar, aber womöglich wird es an mehreren olympischen Stätten zum Einsatz kommen.
Millionen Touristen ahnen nichts von den Rohrleitungen, die derzeit einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Stadt der Liebe und des Lichts herunterkühlen, darunter den Louvre und das Musée du quai Branly. Sogar die erhitzten Gemüter von Abgeordneten könnte es besänftigen, da es auch zur Senkung der Temperaturen in der Nationalversammlung dient.
„Ein Grad weniger im Stadtzentrum macht viel aus“
Betrieben wird die Anlage von dem Joint-Venture Fraicheur de Paris, das zu 85 Prozent dem staatlichen Stromerzeuger EDF und zu 15 Prozent dem ebenfalls staatlichen Nahverkehrsbetreiber RATP gehört. Das Unternehmen rühmt die Vorteile für die ganze Stadt. Das System könne in ganz Paris die Temperatur um ein Grad mehr senken, als wenn alle Gebäude mit eigenen Klimaanlagen versehen würden, sagt Maggie Schelfhaut von Fraicheur de Paris: „Ein Grad weniger im Stadtzentrum macht viel aus.“
Drei der insgesamt zehn Hightech-Kühlanlagen liegen an der Seine und sind über einklappbare Wendeltreppen zugänglich. Von der Straße aus sind sie kaum zu sehen – und erinnern damit an das Kanalversteck der Actionhelden „Teenage Mutant Ninja Turtels“ aus den gleichnamigen Comics, Filmen und Serien.
Kühlanlagen werden mit erneuerbaren Energiequellen betrieben
Sobald das Wasser der Seine kalt genug ist, wird es maschinell abgeschöpft und zur Kühlung des Wassers im System verwendet. Die dabei als Nebenprodukt entstehende Wärme wird zurück in den Fluss geleitet, der sie absorbiert. Das kalte Wasser wird dann durch die Rohre des Netzwerks an die 730 Pariser Kunden gepumpt.
Die Kühlanlagen der Stadt werden mit erneuerbaren Energiequellen wie Windturbinen und Solarpanelen betrieben, der Bau von vier weiteren Solaranlagen ist geplant. Angesichts des Risikos, dass Russland Gaslieferungen nach Europa weiter drosseln könnte, ist den französischen Behörden diese Unabhängigkeit besonders wichtig.
Louvre profitiert seit 90ern davon
Die Pluspunkte eines Kühlsystems auf Grundlage erneuerbarer Energie sind schon jetzt spürbar. Das meistbesuchte Museum der Welt, der Louvre, profitiert bereits seit den 1990er Jahren von dem Netzwerk – seine Betreiber sind stolz auf die Vorteile für Umwelt, Wirtschaft und Kunsterhaltung.
Der Louvre sei für die korrekte Konservierung seiner Kunstwerke und zur Kontrolle der Luftfeuchtigkeit auf eiskaltes Wasser angewiesen, erklärt Laurent Le Guedart von der Museumsleitung. Der ehemalige Palast mit seinen 550 000 Kunstwerken nutzt keine Klimaanlage.
Steigenden Energiepreise
Wegen der steigenden Energiepreise infolge des Kriegs in der Ukraine spare das Museum durch das Kühlsystem viel Geld, zudem sei der ökologische Fußabdruck kleiner, sagt Le Guedart. Im vergangenen Jahr habe die Stromrechnung des Louvre etwa zehn Millionen Euro betragen. Genutzt wird die urbane Kühlung vor allem in jenem Saal im Denon-Flügel des Museums, in dem die Mona Lisa hängt. Womöglich liegt es daran, dass dem berühmten Modell von Leonardo da Vinci trotz Sommerhitze noch keine Schweißperlen über die Wange geronnen sind.
Klimaprotest im Louvre: Mona Lisa in Paris mit Sahne beschmiert
Im Louvre in Paris hat ein Besucher das weltberühmte Gemälde von Leonardo Da Vinci beschmiert - offenbar im Zeichen des Klimaschutzes.
© Quelle: Reuters
RND/AP