Kinos, Theater, Konzerte: So geht es der Kulturbranche in anderen Ländern
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Kinos in Deutschland sind seit einem Jahr mehr oder weniger geschlossen.
© Quelle: imago images/Arnulf Hettrich
Mit Popcorn auf dem Schoss den neuesten Blockbuster im Kino genießen? Mit Freunden dicht an dicht auf einem Konzert tanzen? Mit der Ehefrau in die Oper gehen? Diese Vorstellung ist wegen Corona in weite Ferne gerückt. Die Kulturbranche steht seit einem Jahr nahezu still.
Doch Berlin wagt mithilfe eines Pilotprojekts erste Schritte in Richtung Normalität. Im März öffneten die ersten Bühnen in der Hauptstadt. Neben den Philharmonikern, dem Berliner Ensemble und der Staatsoper Unter den Linden ist auch die Clubcommission mit einem Konzert dabei. Das Publikum bekommt personalisierte Tickets, muss vorab zum Corona-Test und soll während der Vorstellung einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen. Zudem gelten Abstandsregeln. Ausgesetzt wird das Projekt nur über die Osterfeiertage, wie es auf der Seite der Deutschen Oper heißt.
Die Kulturlage in anderen Ländern könnte unterschiedlicher nicht sein: Manche empfangen bereits Gäste in ihren Kinos, andere haben einen konkreten Öffnungsplan – und wieder andere setzen auf einen Corona-Pass. Ein Überblick.
Großbritannien plant im Mai Öffnungen
Großbritannien plant in den kommenden Monaten, alle Corona-Restriktionen stufenweise aufzuheben. Kultureinrichtungen können laut des Öffnungsplans frühestens am 17. Mai wieder öffnen. Die Kulturbranche kann auf weitere Staatshilfe zählen. Im neuen Haushalt sind 408 Millionen Pfund (472 Mio. Euro) zusätzlich für Museen, Theater und Galerien vorgesehen. Bereits bekannt war ein Wiederaufbaufonds für die Kultur in Höhe von 1,57 Milliarden Pfund. Um die Finanzspritze für die Kultur, aber auch zahlreiche weitere Hilfspakete zu finanzieren, werden Steuererhöhungen erwartet.
Keine Öffnungsperspektive in Frankreich
Deutschlands Nachbarland Frankreich ist in der vergangenen Woche wieder teilweise in den Lockdown gegangen. Es dürfen nur essenzielle Geschäfte öffnen, dazu zählen die Franzosen auch Buchhandlungen und Musikläden. Die Beschränkungen gelten in 15 Départements, darunter der Pariser Region und Alpes-Maritimes im Süden. Museen, Schauspielhäuser und Kinos sind bereits seit Ende Oktober geschlossen.
Kulturschaffende werfen der Regierung vor, sie im Vergleich zu anderen Ländern ohne jegliche Wiedereröffnungsperspektive zu lassen. Mit immer mehr Theaterbesetzungen und neuen Aktionen verlieh Frankreichs Kulturwelt ihrer Forderung nach Wiedereröffnung der Kulturstätten Nachdruck. Im März wurden landesweit über 30 Schauspielhäuser illegal in Besitz genommen, darunter bedeutende Einrichtungen in Paris und Straßburg. Aus Protest öffneten rund 20 Kinos ein Wochenende lang ihre Säle und boten kostenlos Vorführungen an.
Spanische Hauptstadt ist Kulturoase
Die Hauptstadt Spaniens ist zum Ziel von Touristen aus Frankreich und Italien geworden. In Madrid ist nämlich ein nahezu normales Leben möglich. Nicht nur Restaurants und Kneipen dürfen aktuell Gäste empfangen – auch Kinos, Museen und andere Freizeiteinrichtungen sind geöffnet. Madrid ist eine „Partyoase“ geworden, „eine Insel im Meer der Restriktionen in den europäischen Metropolen“, schrieb die Zeitung „El País“. Doch in Spanien könnte bereits eine vierte Welle drohen, wie „Tagesschau“ berichtet. Über die Ostertage gelten daher strikte Regeln. Reisen in andere autonome Regionen sind nicht erlaubt, auch nach Mallorca dürfen die Spanier nicht fliegen.
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Menschen sitzen an der Sonne auf der Terrasse eines Cafés in Madrid.
© Quelle: Bernat Armangue/AP/dpa
Dänemark will Kultur mit Corona-Pass ermöglichen
Dänemark will sich in den kommenden Wochen nach und nach von den geltenden Corona-Maßnahmen verabschieden. Das öffentliche Leben soll mit wenigen Ausnahmen beschränkungsfrei sein, wenn alle Risikogruppen und alle Menschen über 50, die dies wünschen, ihre erste Impfung gegen Covid-19 erhalten haben.
Für gewisse Bereiche sollen aber Einschränkungen bestehen bleiben, etwa für Großveranstaltungen und das Nachtleben. Wie Ministerpräsidentin Mette Frederiksen unterstrich, wird bei vielen Öffnungsschritten ein derzeit entwickelter Corona-Pass eine zentrale Rolle spielen. Mit diesem soll man dann unter anderem per App auf dem Smartphone Impfungen, negative Tests und überstandene Infektionen nachweisen können.
Der Corona-Pass soll zur Epidemiekontrolle beitragen und ermöglichen, dass große Teile des Erwerbs- und Kulturlebens früher als sonst wieder geöffnet werden können.
Hoffnungszeichen in den USA
Die berühmte New Yorker Kulturszene wurde stark von der Pandemie getroffen. Bis zu zwei Drittel aller Jobs seien – zumindest vorübergehend – weggefallen, hieß es in Studien.
Die Museen waren monatelang geschlossen, die Theater des Broadways machen wohl frühestens im Herbst wieder auf, die Metropolitan Opera sogar erst 2022. Nun gibt es aber erste Hoffnungszeichen in New York City und Los Angeles (Kalifornien): Seit Kurzem dürfen dort die Kinos wieder eingeschränkt öffnen. Ab April sollen auch erste Theater im Big Apple öffnen. Museen kündigen für den Sommer schon neue große Ausstellungen an, zudem soll es ein großes Kulturprogramm unter freiem Himmel geben.
Florida hat derweil alle Corona-Auflagen zurückgenommen, sogar die Maskenpflicht. Sicherheitsvorkehrungen werden aber von den einzelnen Einrichtungen getroffen, so sind zum Beispiel Konzerte mit der Hälfte der Auslastung und Fiebermessungen geplant.
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Ein Konzert des Broadways am Times Square in New York City.
© Quelle: imago images/MediaPunch
Musicalaufführungen in Sydney
In Neuseeland und Australien hat sich die Corona-Lage mittlerweile soweit entspannt, dass Veranstaltungen zum Teil ohne große Beschränkungen möglich sind. In der Hauptstadt von Neuseeland, Wellington, konnte die Band Six60 im Februar vor 30.000 Fans auftreten. Auckland befand sich zwar kurz danach wegen drei Corona-Fällen in einem dreitägigen Lockdown, die Restriktionen wurden aber wieder aufgehoben.
Auch in Australien können die Menschen wieder Konzerte genießen. Die Band Tame Impala Sound System spielte in Perth (Western Australia) vor rund 1000 Besuchern. Im Capital Theater in Sydney werden – unter Hygieneauflagen – sogar Musicals wie „Frozen“ aufgeführt.
RND/dpa/am