Hunde im Weltall – was uns Bezos’ Flug gelehrt hat
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Der Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seiner Weltallcrew.
© Quelle: Blue Origin/Blue Origin via ZUMA
Der Planet wehrt sich, die Pole schmelzen, Europa will bis 2050 klimaneutral werden, obwohl unsere landeseigenen Miesepeter unmissverständlich ulken, besser wird es nicht. Denn das, was wir an CO₂ bis zum 2050 einsparen, atmen die Chinesen an einem Tag wieder aus.
Vor diesem Hintergrund wurde die Nachricht über den Amazon-Gründer – den reichsten Menschen der Welt –, der ins Weltall flog, zwiespältig aufgenommen, mit Skepsis und Hoffnung. Es wirkt schon umweltschonend, wenn sich die Superreichen im Weltall statt hier auf der Erde austoben.
Man kann dort wunderbar meditieren, wobei die Ausgehmöglichkeiten sehr begrenzt sind. Auch an Sehenswürdigkeiten mangelt es im All. Angeblich kann man dort nachts die Hunde bellen hören. Laut einer Legende haben sich die ersten sowjetischen Kosmonauten Belka und Strelka während ihres Fluges vermehrt.
Belka hat sechs Welpen bekommen, nur drei kamen zurück. Die restlichen Hunde könnten noch immer da oben sein. Doch Jeff Bezos wollte sich anscheinend nicht mit Belkas Nachkommen unterhalten, sein Flug dauerte nur elf Minuten.
Abschließend bedankte er sich bei Amazon-Mitarbeitern, sie hätten ihm diesen Flug mit ihrer hingebungsvollen Arbeit zu Mindestlohn ermöglicht. Jetzt wissen die Kollegen, wofür sie ausgebeutet und überwacht werden. Die Umweltschützer sind empört, für elf Minuten ins Weltall zu fliegen sei ein Kurzstreckenflug sondergleichen, als würde man von Berlin nach Leipzig fliegen.
Die Kurzstreckenflüge sollen verboten werden, wenn wir den Planet retten wollen. Bezos’ Schiff hat in einer Minute 300 Tonnen CO₂ ausgestoßen. So viel atmen die Chinesen in einem Jahr nicht aus.
Es muss ins europäische Klimaprogramm: Mindestdauer für Weltraumflüge der Superreichen. Kein Rückflug bis 2050, sonst kommen wir nicht weiter, Kameraden.
Wladimir Kaminer schreibt jede Woche aus seinem Alltag als Schriftsteller – zwischen Moskau und Berlin.