Literaturfestival in Köln

Gala der lit.Cologne: Ein Glas auf die Freundschaft

Über die Liebe und den Tod: Senta Berger bei der lit.Cologne-Gala.

Über die Liebe und den Tod: Senta Berger bei der lit.Cologne-Gala.

Elf Artikel hat das Kölner Grundgesetz, und einige haben längst Berühmtheit über die Stadtgrenzen hinaus erlangt. Mit Lebensweisheiten wie „Et kütt wie et kütt“ („Es kommt, wie es kommt“) oder „Et hätt noch emmer joot jejange“ („Es ist noch immer gut gegangen“) lassen sich schließlich nicht nur am Rhein die Klippen des Alltags umschiffen. Eine (zwölfte) Weisheit ist nicht ganz so bekannt, lässt sich aber regelmäßig immer wieder beobachten. Sie lautet: Wenn Elke Heidenreich ruft, kommen die Kölner.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

So war es auch keine Überraschung, dass sich die Philharmonie der Stadt zur Eröffnungsgala der lit.cologne, die die frisch 80-Jährige konzipierte und moderierte, fast bis auf den letzten Platz gefüllt hatte. „Liebe und Tod“, so hatte Heidenreich den Abend überschrieben – und ihr liebe und sehr lebendige Freundinnen und Freunde um sich versammelt.

Senta Berger liest Rilke

Für die Texte zeigten sich in erster Linie Senta Berger und die Gastgeberin selbst zuständig. Berger las unter anderem Rilke, Heidenreich Dorothy Parker, beide raisonnierten über Freundschaft, gemeinsame Erlebnisse und alte Platten. Zwischendurch ein Glas Weißwein. Auf die gemeinsame Zeit!

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Auch Reinhold Beckmann war gekommen. Der ehemalige TV-Talkmaster war kurzfristig für den aus gesundheitlichen Gründen reiseunfähigen André Heller eingesprungen. Beckmann trug aus dem Vorwort seines Ende August erscheinenden neuen Buches vor, das von den vier Brüdern seiner Mutter handeln, die allesamt im Zweiten Weltkrieg gefallen sind.

Dazu kamen die Musiker des Abends: Till Brönner spielte fröhlich auch musikalisch eher einfache Stücke mit, frühere Mitglieder des Calmus-Ensembles sangen von Klassisch bis a-cappella, und Michael Hansonis präsentierte mit seiner Gitarre Songs für die staubige Landstraße.

Mann an der Trompete: Till Brönner stimmte immer wieder mit seiner Trompete mit ein.

Mann an der Trompete: Till Brönner stimmte immer wieder mit seiner Trompete mit ein.

Der Pianist und Arrangeur Marc-Aurel Floros, der mit einer Klavierpassage aus Christoph Willibald Glucks „Orfeo ed Euridice“ berührte, hielt den Abend musikalisch zusammen. Bereits zu Beginn des Abends hatte Elke Heidenreich angekündigt, dass diese lit.Cologne-Gala wohl die letzte sein wird, die sie moderiert. Nach der Show war deutlich, dass sie sie in guter Erinnerung behalten wird.

Julian Barnes stellt seinen neuen Roman vor

Auch jenseits der Philharmonie ist in diesen Tagen in Köln die lit.Cologne präsent wie in Vor-Corona-Jahren. Bei den verschiedenen Lesungen des Literaturfestivals, das seit Mittwoch viele Besucher in die Stadt lockt, ist viel Dankbarkeit spürbar: Die Dankbarkeit des Publikums, nach der langen Pandemiezeit wieder in vollbesetzten Sälen Kultur im wahrsten Sinne zu erleben. So begrüßten die Zuschauerinnen und Zuschauer den englischen Schriftsteller Julian Barnes wie einen Rockstar. Der 77-Jährige hatte seinen neuen Roman „Elizabeth Finch“ mitgebracht. Barnes erzählt in dem Buch die Geschichte der Abendschullehrerin Elizabeth Finch, von dessen Person und Lehre der Ich-Erzähler Neil tief beeindruckt ist.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Barnes stellt aber auch in Person des römischen Kaisers Julian Apostata die Frage, wie die Weltgeschichte verlaufen wäre, wenn es dem letzten heidnischen Kaiser im vierten Jahrhundert gelungen wäre, das Christentum zu einer eher unbedeutenden Religionsgemeinschaft zu minimieren. Um es vorwegzunehmen: Barnes These lautet, der Welt wäre viel Leid und Unheil erspart geblieben, das Zeitalter der Aufklärung und der Vernunft hatte knapp 1400 Jahre früher begonnen. Da war an so mancher Stelle ein Raunen im Sartory-Saal zu vernehmen. Barnes aber blieb gut gelaunt und bestimmt bei seiner religionskritischen Haltung.

Hatte seinen neuen Roman im Gepäck: Der britische Schriftsteller Julian Barnes auf der lit.Cologne.

Hatte seinen neuen Roman im Gepäck: Der britische Schriftsteller Julian Barnes auf der lit.Cologne.

Auf die Frage des Moderators Alf Mentzer, ob er sich denn Gedanken über den Nachklang seines literarischen Werkes macht, antwortete Barnes süffisant: Eher nicht, wichtig sei ihm nur, dass sein Werk länger gelesen werde als das von Ian McEwan. Um dann schnell hinterherzuschieben: „Hey, wir sind Freunde.“ Da dürfe man so etwas sagen. Sein verschmitztes Lächeln vereinte sich in diesem Moment nicht das erste Mal mit lautem Lachen des Publikums.

Frank Schätzing und Judith Hermann kommen noch

Noch bis zum kommenden Samstag wird es auf der lit.Cologne weitere hochkarätige Lesungen und Diskussionsrunden geben. Die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa war schon da, Navid Kermani erinnerte an die Frauen im Iran und die Lage in Afghanistan. Ian McEwan wird am Dienstag in Köln erwartet. Mit Bret Easton Ellis („American Psycho“), Tsitsi Dangarembga, Siri Hustvedt (per Video) und Sasha Filipenko werden weitere wichtige internationale Stimmen der Literatur in Köln erwartet. Auch deutschsprachige Stars wie Marius Müller-Westernhagen, Judith Hermann, Frank Schätzing sowie Katharina, Anna und Nellie Thalbach werden noch bis zum kommenden Samstag in Köln zu sehen sein.

Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken